Kolossale Enttäuschung: Beim VfL liegen die Nerven blank
Vielleicht sollte sich der VfL Osnabrück für ein paar Tage einschließen oder in ein fernes Land verreisen – in der Heimatstadt selbst wird der Verein aktuell nur noch in der Luft zerrissen. Grund für die riesige Enttäuschung der Anhänger ist eine 1:2-Niederlage gegen Fortuna Köln, die in allen Belangen aufzeigte, warum Lila-Weiß kein ernsthafter Aufstiegskandidat war – auch wenn diese Erkenntnis nach einer über weite Strecken guten Saison schmerzt.
Bis zur 94. Minute kaum eine Torchance
Die Ursachenforschung dürfte intern längst begonnen haben, und sie sollte sich in diesem Jahr nicht auf die mangelnde Kompensation von verletzten Leistungsträgern beschränken, zumal das Lazarett an wichtigen Akteuren ohnehin mit Halil Savran nur aus einer Person besteht. Nein, dieses 1:2 gegen Fortuna Köln – das wohl schwächste Team der letzten Wochen, allen voran auf fremden Plätzen – zeigte an allen Ecken und Enden, dass der bisher eingeschlagene Weg nicht zum Erfolg führen kann. Zumal das Ergebnis über die Leistung noch hinwegtäuscht, es suggeriert Spannung, die lange Zeit schlichtweg nicht bestand: Nur, weil Kwasi Wriedt in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Strafstoß verwandelte, den er nach einem bezeichnenden Disput um die Ausführung unten rechts einschob, stand wenigstens ein Tor auf der Habenseite – anders hätte das an diesem Samstagnachmittag wohl auch nicht fallen können, denn zuvor besaß der VfL Osnabrück kaum eine Torchance.
Anhänger reagieren sarkastisch – oder verlassen das Stadion
Es war in allen Belangen eine den eigenen Ansprüchen nicht mehr genügende Leistung. Manche Akteure zeigten eine übergroße Zweikampfhärte wie etwa Nazim Sangaré, der schon nach 25 Minuten zur eigenen Sicherheit und stark Gelb-Rot-gefährdet ausgewechselt werden musste. Andere wie Winterneuzugang Konstantin Engel schliefen in den entscheidenden Aktionen, ein langer Ball reichte den Fortunen in der Entstehung, um die 1:0-Führung durch Hamdi Dahmani zu erzielen (23.). Mit mehr Schussglück hätte jener Dahmani noch vor der Pause mindestens einen weiteren Treffer erzielen können. Nach dem Seitenwechsel musste sich dann Addy-Waku Menga gegen den im Vergleich baumhohen Boné Uaferro beim Eckball beweisen – Uaferro nickte problemlos ein (60.), die Bremer Brücke reagierte geschockt bis sarkastisch. Als schließlich Christopher Theisen doppelt das 3:0 vergab, da applaudierten erste Anhänger bereits Beifall, andere traten frustriert den Heimweg an.
Trainer ratlos – wie geht es weiter?
Wie schon im letzten Jahr ist damit Fortuna Köln der Gegner, gegen den der VfL Osnabrück alle Resthoffnungen auf seine Aufstiegsambitionen, die nach sehr guter Hinrunde zweifelsohne bestanden, verspielt hat. "Es war eine ganz schlechte Leistung, wir waren überhaupt nicht in der Lage, unser Spiel durchzudrücken. Vielleicht haben wir vergessen, das Feuer aus dem Training heute mitzubringen“, zeigte sich auch Coach Joe Enochs enttäuscht wie ratlos. Er steht nicht zum ersten Mal in dieser Saison in der Schusslinie der enttäuschten VfL-Fans, die insbesondere die Vertragsverlängerung bis 2020 kritisch hinterfragen. Nicht zu bestreiten ist, dass im Sommer auch am Kader Hand angelegt werden muss. Besonders dann, wenn mit dem ausgeliehenen Marius Gersbeck (der sich nicht erst gegen Köln für höhere Aufgaben empfahl) sowie Juwel Wriedt (dessen Verkauf wichtiges Geld einbringen würde) oder Alexander Dercho, der ebenso die 2. Bundesliga anstrebt, die vielleicht besten Saisonspieler den VfL im Sommer verlassen sollten.