VfL Osnabrück, oder: Lasst die Saison vorbei sein
Fans des VfL Osnabrück brauchen so schnell wie möglich eine Fußballpause. An die Saison 2016/17 dürften schon in einigen Jahren allenfalls aufgrund der beiden Derbysiege über Preußen Münster noch Gedanken verschwendet werden, ansonsten geht sie als eher tristes Kapitel in die Vereinshistorie ein. Das 0:1 in Zwickau steht sinnbildlich für eine aus unerklärlichen Umständen miserable Rückrunde.
Erst spät aufgewacht
21 Punkte holte der VfL aus 18 Spielen – das ist hochgerechnet in etwa auf dem Niveau der Vereine, die bis zum allerletzten Spieltag um den Abstieg kämpfen. Hinteres Mittelfeld, dort sortieren sich die Niedersachsen aktuell auch nach der gezeigten Leistung ein – obgleich beim FSV Zwickau immerhin phasenweise guter Fußball geboten wurde. Überzeugend, und das war fast schon bezeichnend, waren am Ehesten die letzten 15 Minuten, als das Team um Trainer Joe Enochs schon eine ganze Weile einem 0:1-Rückstand hinterhergelaufen war. Immerhin erfolgte eine Reaktion, immerhin brachte Lila-Weiß die Sachsen ein wenig ins Zittern, doch dieses Signal kam zu spät – und das nötige Quäntchen Glück war auch nicht dabei. Schließlich hatte sich Stürmer „Otschie“ Wriedt sogar noch per Elfmeter die große Ausgleichschance offenbart, doch dieses Mal scheiterte der 22-Jährige an Torhüter Johannes Brinkies. Außer Spesen nichts gewesen – eine weitere Auswärtsfahrt des VfL Osnabrück endete in einer bitteren Niederlage.
Der VfL hat seine Hoffnungen nicht in Zwickau verspielt
Damit ist die Saison nun, einen Spieltag vor dem Ende, endgültig gelaufen. Gut, so viel bleibt zur Ehrenrettung zu sagen: Auch ein Sieg hätte dem VfL Osnabrück aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz im letzten Kampf um die Aufstiegsrelegation keinen Ertrag mehr gebracht, zu viele Zähler waren im Jahr 2017 verspielt worden. Kurios: Gegen den feststehenden Aufsteiger Holstein Kiel (2:1 im Heimspiel) als auch gegen den möglichen Relegationsteilnehmer Jahn Regensburg (2:1 auswärts) gewann der VfL, beim weiteren künftigen Zweitligisten MSV Duisburg zeigte die Enochs-Elf eine starke Leistung und sammelte einen Auswärtspunkt. Verschenkt wurden die Punkte bei respektive gegen Abstiegskandidaten: In Frankfurt. Gegen Mainz II. Gegen Bremen II. In Erfurt. Nimmt man die 1:3-Niederlage beim SC Paderborn aus dem Dezember 2016 hinzu, hat Osnabrück gegen keinen der letzten fünf Drittligisten gewinnen können – eine desaströse Bilanz, die jegliche Aufstiegsambitionen torpediert.
Joe Enochs: "Bin stolz auf meine Spieler"
Glücklicherweise lässt sich aus jeder Niederlage etwas Positives mitnehmen – zumindest mit viel, viel gutem Willen. "Wir waren in der zweiten Halbzeit spielbestimmend, hätten den Ausgleich erzielen müssen“, konstatierte Joe Enochs in der Pressekonferenz und führte aus: "Ich bin unheimlich stolz auf meine Spieler und ihre Reaktion auf die letzten Wochen. Ich ärgere mich nicht so sehr wie nach der Niederlage gegen Fortuna Köln.“ Worte, die im VfL-Umfeld für gewohnt mit einem Schulterzucken hingenommen werden. Viel retten lässt sich ohnehin nicht mehr – die Saison soll nach Wunsch diverser VfL-Fans einfach nur vorbei sein. Das Problem: Noch steht mit dem SC Paderborn eine Aufgabe bevor, die es in sich hat: Die Ostwestfalen brauchen Punkte gegen den Abstieg, hoffen auf den angeschlagenen VfL. Kann sich Osnabrück nochmals motivieren und seinen Anhängern einen versöhnlichen Saisonabschluss bieten? Höher als 50:50 lassen sich die Chancen für Lila-Weiß aktuell beim besten Willen nicht beziffern.