Aufstiegsspiele: Wer schafft den Sprung in die 3. Liga?

Während sich zahlreiche Drittliga-Spieler aktuell bereits in der Sonne von Mallorca oder anderen touristischen Destinationen bequemen, geht es in den Aufstiegsspielen für die sechs besten Regionalligisten der abgelaufenen Spielzeit noch einmal um alles oder nichts. Wer schafft den ersehnten Sprung auf die nationale Fußballebene und wer muss ein weiteres Jahr über die Dörfer tingeln? Wer darf schon bald gegen Magdeburg, Rostock oder Karlsruhe spielen und wer muss sich mit Luckenwalde, Verl oder Schalding-Heining zufriedengeben? Wir analysieren die sechs Teilnehmer an der Aufstiegsrelegation und wagen eine Prognose, wer die 3. Liga in der kommenden Saison bereichern wird.

 

Mannheim gegen Meppen – für die meisten Drittliga-Fans ist diese Paarung die interessanteste. Der Grund liegt auf der Hand, dafür muss nur in die Historie der beiden Vereine geschaut werden. Waldhof Mannheim kickte in den Achtzigern lange Zeit erstklassig, versank dann in einem Berg von Schulden und will nun zurück in den Profifußball. Geblieben sind die treuen Fans, nicht selten wird von einem schlafenden Riesen am Rhein gesprochen. Man erinnere sich an den 1. FC Magdeburg, der in der Regionalliga in einem ähnlichen Stadion ähnliche Besucherzahlen vorwies – und mit dem Aufstieg in die 3. Liga einen Boom erfuhr. Beim SVW ist eine ähnliche Entwicklung möglich, speziell die Derbys mit dem Karlsruher SC würden eine ganze Region neu elektrisieren.

Diesen versprach sich Waldhof, damals angeführt von Kenan Kocak, schon vor einem Jahr. Damals war gegen die Sportfreunde Lotte Schluss, mit einem bitteren 0:2 vor eigener Kulisse musste sich der Südwest-Meister geschlagen geben. Gerd Dais übernahm anschließend das Amt, Kocak zog es zum SV Sandhausen in die 2. Bundesliga. Er kehrte die Scherben zusammen, verpasste dem Kader einen neuen Anstrich – und qualifizierte sich mit wenig Spektakel, aber soliden Ergebnissen erneut für die Relegation. 56 Tore bedeuten den Minuswert aller sechs Teilnehmer, allgemein brennt Waldhof selten ein spielerisches Feuerwerk ab. Eher soll die Null in der Defensive stehen, so auch in den Aufstiegsspielen.

Und Meppen? Der SVM ist nach einer unerwartet dominanten Spielzeit euphorisiert. Im Norden hatten einige den VfL Wolfsburg II auf dem Zettel, vielleicht auch noch Lübeck, Weiche Flensburg oder den VfB Oldenburg – Meppen aber nicht, zumal der Verein aus Kostengründen zum Halb-Profitum zurückkehrte. Nun kann nach nur einer Spielzeit vieles über den Haufen geworfen werden: Der SVM, ehemaliger Zweitligist, schoss die Nord-Staffel förmlich nieder. Allein das Gnadenlos-Quartett Benjamin Girth, Mirco Born, Marius Kleinsorge und Max Kremer erzielte mehr Treffer (56) als ganz Mannheim, Torjäger Girth wird aber aufgrund eines Fußbruchs ausfallen. Nichtsdestotrotz erscheint Meppen spielerisch minimal favorisiert, Mannheim hält mit geballter Kraft der Fans dagegen: Mit 25.000 Zuschauern wird das Carl-Benz-Stadion am Sonntag ausverkauft sein.

Prognose: Waldhof Mannheim hält zuhause den Kasten sauber und qualifiziert sich in Meppen über die Auswärtstorregelung.

 

Das Duell der Kleinen. Münchens Vorort gegen das beschauliche Spiesen-Elversberg im Saarland. Beide können getrost als alte Bekannte in die eingleisige 3. Liga aufgenommen werden: Unterhaching stieg im Jahr 2015 in die Regionalliga ab, Elversberg ein Jahr zuvor nach nur einer Saison im nationalen Fußball. Und wie verschieden sind die Vereine im direkten Vergleich! Unterhaching muss jeden Taler zweimal umdrehen, schaffte die souveräne Qualifikation mit einer blutjungen Mannschaft (23,2 Jahre im Schnitt). Auch, weil die Routiniers Stephan Hain und Sascha Bigalke ein Jahr in der Form ihres Lebens spielten und auf sagenhafte Werte kommen: Hain traf 32 Mal, Bigalke 19-fach und legte 26 (!) Tore auf. Zwei Spieler zerlegten die Regionalliga Bayern in ihre Einzelteile.

Die SV Elversberg hingegen, das wissen die Meisten, besitzen in der Regionalliga durch potente Sponsoren stets einen üppigen Etat und gehören daher ohnehin zum absoluten Favoritenkreis. Spieler wie Leandro Grech, Edmond Kapllani, Marco Kofler, Milan Ivana oder Simon Handle kommen mit großer Erfahrung, der Altersdurchschnitt ist deutlich höher (26,5). Es muss nicht diskutiert werden: Elversberg ist nominell Favorit – Unterhaching aber holte in seiner Liga mehr Tore und Punkte als der FC Bayern und hat Selbstvertrauen ohne Ende getankt. Unterschätzt die SVE den Gegner, und Coach Michael Wiesinger wird seinen Mannen tunlichst davon abraten, schlägt der Super-Sturm der Bayern eiskalt zu.

Prognose: Leidenschaft kann individuelle Qualität schlagen. Unterhaching behält mit einem Tor Vorsprung die Oberhand und feiert sein Drittliga-Comeback.

 

Wieder prallen Welten aufeinander. Viktoria Köln, hinter diesem Verein steckt ein klarer Plan und viel, viel Geld. Die Nummer zwei in der Domstadt wollen die rechtsrheinischen Viktorianer werden – dafür muss Fortuna Köln distanziert werden. Mäzen Franz-Josef Wernze scheut keine Kosten und Mühen, um diesen Traum endlich zu verwirklichen: Regelmäßig werden auffällige Spieler der anderen Regionalligisten abgeworben, dem Lockruf des Geldes widerstehen naturgemäß wenige. Für Zusammenhalt sorgen die alten Recken Tim Jerat und Kapitän Michael Lejan, die im Aufstieg in die 3. Liga ihr wohl letztes Karriereziel sehen dürften. Absoluter Star ist aber Mike Wunderlich, Sohn von Sportvorstand Franz Wunderlich: 29 Tore und 19 Vorlagen bedeuten abnormale Werte in den höchsten deutschen Ligen – Wunderlich müsste im Normalfall mindestens bei einem ambitionierten Zweitligisten auflaufen.

Was kann Carl Zeiss Jena entgegensetzen? Seit dem Abstieg im Jahr 2012 sind fünf Jahre vergangen, zwischendurch mussten die Thüringer RB Leipzig, dem 1. FC Magdeburg und dem FSV Zwickau bei ihren Aufstiegstriumphen zuschauen. Überhaupt legt die Nordost-Staffel eine bemerkenswerte Quote an den Tag: Nur die TSG Neustrelitz scheiterte einst, zu 80 Prozent steigt der Meister im Osten auf! Jena könnte diesen Wert weiter erhöhen. Aber die Elf von Mark Zimmermann kommt ohne versteckte Promis aus, sondern über den Teamgedanken. Dort ragt niemand hervor, nur René Klingbeil ist nennenswert zweitliga-erfahren. Reicht das, um die geballte Qualität aus dem Fußball-Westen zu bezwingen?

Prognose: Nicht immer kann die Fußballromantik Spiele oder Schlachten entscheiden. Viktoria Köln geht die Sache professionell an und ist favorisiert – wir begrüßen im nächsten Jahr ein neues Gesicht in der 3. Liga.

   

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