Saisonfazit FCM: Entwicklung reicht nicht für großen Wurf

Keine Frage, der 1. FC Magdeburg hatte die Messlatte nach einem fantastischen ersten Drittliga-Jahr verdammt hoch gesetzt. In seiner zweiten Saison auf nationaler Ebene verbesserte sich der FCM tatsächlich, am Ende reichte es aber wieder nur zum undankbaren vierten Rang. liga3-online.de blickt im Saisonfazit auf Stärken und Schwächen, außerdem wagen wir eine kleine Prognose im Hinblick auf die nächste Spielzeit.

Das lief gut

Wo sollen wir anfangen? Vielleicht mit der Statistik im Vergleich zum Vorjahr. Der 1. FC Magdeburg holte mehr Punkte (61 statt 56), erzielte mehr Tore (53 statt 49), kassierte weniger Gegentore (36 statt 37) und schnappte sich mehr Siege (16 statt 14). Wo ist der Haken? Richtig, wieder reichte es letztendlich nur zu einem wertlosen vierten Platz – selbst die Pokalteilnahme war nur ein schwaches Trostpflaster, zumal der FCM diese auch über den Landespokal in Sachsen-Anhalt erreicht hätte. Nichtsdestotrotz bescherte Magdeburg seinen Anhängern viele positive Stunden. Unter anderem wurde die mäßige Auswärtsbilanz der letzten Saison umgekehrt, vor allem dort holte die Elf von Trainer Jens Härtel die zusätzlichen Punkte im Vergleich zu 2015/16. Und dann wären da ja noch zwei Titel, für die man sich gewiss nicht schämen muss: Zum einen wurde der 1. FC Magdeburg nach dem "Abgang" von Dynamo Dresden souveräner Zuschauermeister, zum anderen schnappte sich Christian Beck die Krone der Torjäger. Das ist allemal besser als nichts!

Das lief schlecht

Wieder einmal wurde der Aufstieg knapp verpasst – so ließe es sich salopp formulieren. Viele FCM-Fans hatten sich insgeheim durchaus geärgert, als sie auf den Bildschirmen sahen, wie zerfallen die Münchner Löwen doch waren. Sieben Minuten fehlten zur Relegation und vielleicht zur 2. Bundesliga, die Chance war da! Verspielt wurde es vielleicht schon zum Saisonauftakt, als "nur" vier Punkte aus sechs Spielen zu Buche standen. Eher aber noch in einer Rückrunde, in der Magdeburg viel zu oft (zehn Mal!) die Punkte teilte und spielerisch nur noch selten zu überzeugen wusste. Wo war die mögliche Aufstiegseuphorie im Team? Besonders bitter geriet, das weiß man zwei Monate später, das 1:2 gegen Jahn Regensburg nach eigener Führung. Oder das 1:1-Remis gegen abgestiegene Frankfurter. Blickt man auf die Chancen, die der 1. FC Magdeburg im Jahr 2017 vergeben hat, kann es einen tatsächlich wurmen, dass diese Spielzeit nicht wenigstens mit der Relegation gekrönt werden konnte.

Die Bewertung der Neuzugänge

Zehn Neue zog der FCM insgesamt an Land, davon drei in der Winterpause. Fangen wir mit den echten Verstärkungen an: Tobias Schwede überzeugte als flinker und spielstarker Offensivmann, steuerte acht Torbeteiligungen bei. Florian Kath und Julius Düker besitzen noch viel Potenzial, hatten gute wie schlechte Phasen. Leopold Zingerle verdrängte Jan Glinker aus dem Tor, zeigte solide Auftritte – wird nach einer merkwürdigen Posse den Verein aber im Sommer wieder verlassen. Richard Weil deutete sein Potenzial in wenigen Spielen mehr als nur an, er dürfte im nächsten Jahr zur dauerhaften Defensiv-Stütze reifen. Demgegenüber stehen mit Maurice Exslager und Gerrit Müller auch zwei echte Fehlgriffe, Moritz Sprenger fiel nach unauffälligen Auftritten lange verletzt aus. Piotr Cwielong und Charles Elie Laprevotte durften nur einige Spiele machen – Cwielong wird im Sommer wieder gehen, Laprevotte darf sich in der Vorbereitung neu um einen Stammplatz bewerben.

Der beste Spieler: Christian Beck

Bei kaum einem Verein ist der beste Spieler so klar zu benennen wie beim 1. FC Magdeburg: Wieder ist es Christian Beck, der Torjäger vom Dienst. Kurios: Zwar erzielte er zwei Treffer weniger als im Vorjahr (17 statt 19 Toren), doch aufgrund der schwächeren Konkurrenz darf der Mittelstürmer die Torjägerkanone verdient in die Höhe recken. Noch immer ist die Abhängigkeit von Beck groß, vielleicht zu groß. Im Falle einer Verletzung stünde Magdeburg vor echten Problemen – es wird Zeit, im Sommer endlich einen angemessenen Sturmpartner für Beck zu finden. Maurice Exslager war es nicht.

Die Enttäuschung: Maurice Exslager

Maurice Exslager verließ den Fußballclub so schnell, wie er gekommen war. Hinterlassen hat er kaum einen bleibenden Eindruck. Acht Spiele, null Tore, null Vorlagen. Sechs der acht Spiele, in denen Exslager für Magdeburg auf dem Platz stand, verlor der FCM – tatsächlich wurde es erst ohne ihn besser, das wird freilich nicht nur an Exslager selbst liegen, ist aber dennoch ein nicht zu verkennendes Zeichen. Im Winter floh er zu Fortuna Köln, riss sich dort zwei Wochen später das Kreuzband. Mit "Seuchensaison" ist dieses Jahr für das einstige Duisburger Talent wohl noch nett umschrieben.

Das Fazit

Was bleibt von dieser Saison? Wieder Platz vier, wieder im erweiterten Favoritenkreis. Nie war Magdeburg ein richtiger "Underdog", auch aufgrund seiner stimmgewaltigen Fans im Rücken wird der Gegner mit viel Respekt angegangen. Aber: Magdeburg ist spielerisch beschränkt, war den Kontrahenten Kiel und Regensburg letztendlich am Ball deutlich unterlegen. Viele Kämpfer, aber wenige filigrane Techniker sind im Team – hier muss im Sommer angesetzt werden. Überhaupt erwarten viele von Sportchef Mario Kallnik endlich einmal einen wahren Kracher-Transfer, der den Elbstädtern sofort weiterhilft und Problemzonen nachhaltig beseitigt. Schon ein echter Spielmacher könnte den FCM deutlich wenig ausrechenbar machen.

Die Prognose

Karlsruhe und Würzburg kommen runter, drei attraktive Teams rauf – die Favoriten Kiel und Chemnitz haben sich aus verschiedenen Gründen in Luft aufgelöst. Eigentlich könnte der 1. FC Magdeburg hinter dem KSC zum Kreis der Aufstiegsfavoriten aufrücken, damit wird er jedoch nicht allein sein. Es ist aktuell auch aufgrund fehlender Transfer-Einschätzungen unmöglich, eine Prognose auszustellen: Osnabrück, Rostock, Halle, Münster, Aalen, Wiesbaden – sie alle können eine gute Rolle spielen. Eins dürfte aber klar sein: Mit dem Abstieg sollten Jens Härtel und Co. weiterhin nichts zu tun haben. Wer zwei Jahre in Folge im Schnitt weniger als ein Gegentor pro Spiel kassiert, der muss sich vor größeren Zielen nicht verstecken.

   

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