Saisonfazit Münster: Starker Endspurt verhinderte den Abstieg
Lange es sah es für den SC Preußen Münster in der abgelaufenen Saison danach aus, als müssten sie um den Verbleib in der 3. Liga bangen. Erst eine starke Rückrunde vertrieb das Abstiegsgespenst an der Hammer Straße und ließ die Adlerträger die Spielzeit auf dem neunten Rang beenden. Im Folgenden blickt liga3-online.de auf die vergangenen zwölf Monate zurück.
Das lief gut
Mehr als zwei Drittel der erzielten 51 Punkte holte der SCP vor heimischem Publikum. An der Hammer Straße sahen im Schnitt 6.725 Zuschauer elf Siege, vier Remis und nur vier Niederlagen. Damit belegen die Preußen in der Heimtabelle einen achtbaren zweiten Platz hinter Aufsteiger Kiel.
Im letzten Drittel der abgelaufenen Spielzeit drehten die Adlerträger dann richtig auf. Der Last-Minute-Sieg am 27. Spieltag gegen den FSV Frankfurt nach einer Stunde in Unterzahl setzte rechtzeitig ungeahnte Kräfte frei und beflügelte das Team von Benno Möhlmann. Zwanzig Punkte aus den folgenden neun Partien – das Thema Abstieg war nun endgültig vom Tisch.
Dass die Preußen-Offensive Tore schießen kann, hat sie eindrucksvoll in dieser Saison bewiesen. Mit 29 Treffern stellen die Adlerträger die viertbeste Offensive der Liga (allen voran Stürmer Adriano Grimaldi mit zwölf Toren), nur Magdeburg und die Aufsteiger aus Regensburg und Duisburg trafen öfter.
Das lief nicht gut
Die Saison begann für den SCP denkbar schlecht. Das Derby gegen den Erzrivalen aus Osnabrück verloren die Adlerträger mit 0:1. Von den folgenden neun Partien gewannen die Preußen lediglich zwei. Die nackten Zahlen nach dem 10. Spieltag waren mehr als ernüchternd: Sieben Punkte von möglichen 30 und Platz 18 in der Tabelle. Nach der siebten Saisonniederlage beim VfR Aalen musste Trainer Horst Steffen vorzeitig seinen Hut nehmen. Ihn beerbte Benno Möhlmann, der prompt mit einer Niederlage (0:1 gegen Lotte) in seine Amtszeit startete. Das Abstiegsgespenst blieb auch mit dem neuen Coach den Adlerträgern treu. Erst Anfang März konnte sich der SCP endgültig davon befreien.
Zu Hause hui, auswärts pfui! Auf fremden Plätzen waren die Preußen immer ein gern gesehener Gast. Lediglich über vier Siege konnten sich die treuen Preußen-Fans in der Ferne freuen, zweimal teilte man sich die Punkte und gar 13 Mal gab es nichts zu holen. Der vorletzte Platz in der Auswärtstabelle besagt alles.
Bewertung der Neuzugänge
Viel Bewegung gab es in Sachen Neuverpflichtungen in der laufenden Saison – 13 externe Spieler holten die Verantwortlichen nach Münster, von denen sich Edisson Jordanov im Winter schon wieder vorzeitig nach Luxemburg verabschiedete. Fast die komplette Defensive wurde ausgetauscht: so kamen Sebastian Mai, Jeron Al-Hazaimeh und der zuvor 44 Monate vereinslose Ole Kittner und wurden Stammspieler. Auf Rechtsaußen überzeugte Tobias Rühle, hat aber sicher noch Steigerungspotential, gerade was die Torgefährlichkeit anbelangt – ähnlich wie Michele Rizzi im Mittelfeld. Winterneuzugang Mirkan Aydin ließ phasenweise viel von seiner Qualität durchblicken (fünf Tore, drei Vorlagen), bleibt dem SCP aber in der neuen Saison nicht erhalten. Unter ferner stehen Sandrino Braun und Denis Mangafic auf dem Papier; auch letzterer wird die Adlerträger wieder verlassen. Vollkommen floppte hingegen Christian Müller. Er war nicht fit, absolvierte keine Partie über die volle Distanz und durfte somit zu Saisonende wieder gehen. Keeper Patrick Drewes zog im Rennen um die Nummer Eins im Tor frühzeitig den Kürzeren; seine Leihe endete im Sommer. Leihgabe Sinan Tekerci entwickelte sich zum Stammspieler, konnte jedoch nicht komplett überzeugen. Er geht wieder nach Dresden zurück. Leihspieler Martin Kobylanski, der in der Rückrunde fünf Treffer erzielte, bleibt unterdessen.
Bester Spieler
Das Prädikat "Gewinner der Saison" verdient allemal Schlussmann Maximilian Schulze Niehues. Das Preußen-Urgestein setzte sich in der Vorbereitung gegen Patrick Drewes durch und machte den Abgang von Ex-Nummer Eins Niklas Lomb souverän wett. Als weitere Gewinner müssen außerdem nach seiner langen Verletzung Ole Kittner genannt werden, sowie Top-Torschütze Adriano Grimaldi.
Größte Enttäuschung
Einiges hatte man sich von ihnen versprochen, ihre Normalform erreichten Denis Mangafic, Edisson Jordanov und Christian Müller jedoch nie. Auch die Namen Amaury Bischoff und Mehmet Kara dürfen dabei nicht unerwähnt bleiben – sie sind die Verlierer der Saison, denn beide fanden kaum noch Berücksichtigung. Bischoff zog die Konsequenz und wechselte noch im Winter zur Konkurrenz aus Rostock, Kara – mit über 300 Pflichtspielen immerhin dienstältester Preußenprofi – will seinen Vertrag bis 2018 aussitzen.
Fazit
Nach dem katastrophalen Start und dem über Monate hinweg anhaltenden Abstiegsgespenst war der neunte Tabellenplatz zum Saisonende mehr als versöhnlich. Nachdem das Ziel Klassenerhalt endlich Ende April dingfest gemacht wurde, konnte nach dem 38. Spieltag auch das neu formulierte Ziel einstelliger Tabellenplatz abgehakt werden. Aber: Es hätte schlimmer kommen können! Wäre da nicht der klasse Endspurt in der Rückrunde gewesen. Ein Endspurt, der das Team auch in schwierigen Situationen zusammenschweißte und die Möhlmann-Truppe zu einer verschworenen Einheit formte. Und ein Endspurt mit dem man rechtzeitig wieder auf die Erfolgsspur abbog und den Worst-Case abwendete.
Ausblick und Prognose
Mit 20 Feldspielern und zwei Torhütern will der SCP in die kommende Saison starten. Bislang haben die Adlerträger sieben Abgänge vorzuweisen, drei neue Spieler (Mittelfeld, Defensive, Tor) wurden schon verpflichtet. Von Vorteil ist, dass die Preußen auf ein bestehendes Mannschaftsgerüst zurückgreifen können, punktuell soll und muss jedoch in allen Teilen nachgebessert und verstärkt werden. In der neuen Spielzeit gilt es außerdem den Schwung aus der vergangenen Rückrunde mitzunehmen, um möglichst einen guten Start hinzulegen und kein Déjà-vu-Erlebnis aus 2016 zu erleben.