Rot-Weiß Erfurt und Krämers kompliziertes Kaderpuzzle

Nach einer durchwachsenen, aber schlussendlich mit Klassenerhalt und Pokaleinzug versöhnlich geendeten Saison 2016/17 blickt Rot-Weiß Erfurt seit dieser Woche wieder nach vorn. Doch wie viel Optimismus ist überhaupt angebracht? Die finanziellen Sorgen bleiben, auch wenn der Etat minimal erhöht werden konnte. Große Sprünge sind nicht möglich und Probleme deuten sich bereits an.

Ein personeller Aderlass, der schmerzt

Schon in der abgelaufenen Spielzeit stellte RWE nach der individuellen Qualität keine Top-Mannschaft in der 3. Liga dar. In diesem Sommer folgte nun jedoch zu allem Überfluss auch noch ein gravierender personeller Aderlass: Kapitän Mario Erb zieht es zu Regionalliga-Aufsteiger KFC Uerdingen und Jannis Nikolaou zum Konkurrenten aus Würzburg – die zwei vielversprechendsten Eckpfeiler im Defensivzentrum verlassen Rot-Weiß und reißen große Lücken. Nicht anders sieht es im Mittelfeld aus: Okan Aydin (Chemnitzer FC) als auch Sebastian Tyrala (FSV Mainz 05 II) standen trotz verschiedener Reibereien jahrelang für den Verein ein, befeuerten das Mittelfeld mit zusätzlicher Kreativität und allen voran Standardstärke. Alle vier galten als Leistungsträger und werden den Thüringern fehlen, wer aber soll sie ersetzen? Hinzu gesellen sich weitere Abgänge, darunter mit Mikko Sumusalo und Erik Domaschke zuverlässige Backups – Talent Maximilian Pommer (Lok Leipzig) sowie Rückkehrer Maik Baumgarten (unbekanntes Ziel) hatten sich hingegen nicht durchsetzen können. Fabian Hergesell muss derweil seine Karriere aufgrund chronischer Hüftprobleme beenden.

RWE geht wieder einmal mit jungen Spielern ins Risiko

Durch die Etaterhöhung sowie die benannten Abgänge sind immerhin einige zusätzliche Mittel freigeworden, die dringend in neue Spieler investiert werden mussten – einige Hausaufgaben hat Trainer Stefan Krämer allerdings bereits erledigen können. So wurde mit Maximilian Engl (1860 München II) ein neuer zweiter Torhüter verpflichtet, in der Defensive soll Florian Neuhold (Eintracht Braunschweig II) den Abgang von Mario Erb kompensieren. Vor allem auf den Flügeln wurde zusätzlich nachgebessert: Florian Kurz (FC Augsburg II), Morten Rüdiger (ebenfalls Braunschweig II) und der bisherige "Königstransfer" Ahmed Waseem Razeek (1. FC Magdeburg) erhöhen die Variabilität deutlich. Gleichwohl wird die Krux schnell deutlich: Razeek kommt als einziger Akteur mit Drittliga-Erfahrung, alle anderen Spieler haben die Steigerwälder aus dem großen Regionalliga-Teich geangelt – längst nicht von ihnen jeder schlägt zwangsläufig ein, das zeigten die letzten Jahre.

Etablierte Spieler sind kaum zu finanzieren

Durch Zu- und Abgänge ist die Kadergröße in Erfurt auf aktuell 24 Akteure angewachsen – damit ließe sich durchaus in eine Drittliga-Saison gehen. Die Talente Julian Löschner und Amer Kadric kehrten allerdings nach wenig erfolgreichen Regionalliga-Leihen aus Schweinfurt respektive Wiedenbrück zurück. Da sie selbst dort nur wenige Minuten Einsatzzeit erhielten, ist eine Zukunft in Erfurt mehr als fraglich. Stürmer Aloy Ihenacho erhält nach einem unsichtbaren ersten Jahr unter Stefan Krämer eine neuerliche Chance – muss sich jedoch nach den jüngsten Aussagen deutlich steigern, um endlich seine ersten Einsatzminuten in der 3. Liga zu erhalten. Klar wird auch anhand des Probetrainings von Alexander Ludwig: Entweder setzt Erfurt auf junge wie aufstrebende Talente oder auf Profis, denen zuletzt aber die Spielpraxis fehlte. Um eine etablierte Kraft aus der gleichen Spielklasse oder gar der 2. Bundesliga zu verpflichten, fehlt den klammen Thüringern an allen Ecken und Enden Geld. Die Mission Klassenerhalt dürfte unter diesen Umständen kaum leichter werden.

   

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