Sportfreunde Lotte: Ein Vorbote für das schwere zweite Jahr?
Nur einer von zehn Gastgebern des ersten Drittliga-Spieltags musste nach 90 Minuten ohne Punkte vom Platz schleichen: Die Sportfreunde Lotte verloren ihr Heimspiel gegen Hansa Rostock mit 0:2 und finden sich damit nach der ersten Runde in der Abstiegszone wieder. Ein Auftakt, der für Beunruhigung sorgen könnte?
Fehlstart für den neuen Trainer
Nein – so weit ist es am Lotter Kreuz noch nicht. Gewiss hatte sich Oscar Corrochano einen besseren Start in der 3. Liga ausgerechnet, zumal der 40-jährige Übungsleiter ohnehin eher einen schweren Stand besitzt: Als Nachfolger von Trainertalent Ismail Atalan, der sich nun mit dem VfL Bochum in der 2. Bundesliga beweisen darf, stellte Lotte einen Coach vor, der zuletzt mit Eintracht Trier ein Seuchenjahr in der Regionalliga Südwest durchlebte – und beim Abstieg in der Oberliga schon gar nicht mehr an Bord war. Der Neuanfang am Samstag stand jedoch früh unter einem schlechten Stern: Jonas Acquistapace verursachte einen Strafstoß, Soufian Benyamina verwandelte zur 1:0-Führung für Rostock nach gerade einmal 15 Minuten. André Dej hätte vor dem Wechsel treffen können, der eingewechselte Joshua Putze in der Schlussviertelstunde. Stattdessen krönte Bryan Henning mit seinem Distanzschuss aus 50 Metern den gebrauchten Tag und überwand Benedikt Fernandez zur Entscheidung am Samstagnachmittag.
Enttäuschung in vorderster Front
Was bleibt für die Sportfreunde Lotte? Zunächst einmal die Erkenntnis, dass aus der vordersten Reihe noch zu wenig Gefahr ausgestrahlt wurde. Jaroslaw Lindner, Kevin Freiberger und der mögliche neue Goalgetter Hamadi Al Ghaddioui machten allenfalls vereinzelt auf sich aufmerksam, das temporeiche Lotter Spiel wurde zu selten aufgezogen. Bessere Arbeit lieferte trotz zwei Gegentreffern die Defensive ab, in der Moritz Heyer die Rolle neben Jonas Acquistapace zufriedenstellend übernahm – irgendwie fehlt der Typ Gerrit Nauber jedoch bei den SFL noch an allen Ecken und Enden, speziell bei der Mannschaftsführung. Sein Fehlen wird ebenso wie das von Ismail Atalan in den kommenden Wochen manches Mal noch zu spüren sein. Die Auftaktniederlage macht die Kompensation gewiss nicht leichter.
Eine Umstellung, die Zeit benötigt
Wie geht es weiter? Mit dem Druck, den Start nicht zu verpatzen – den besaßen die Sportfreunde nach einem 3:0-Auswärtssieg in Bremen vor einem Jahr nicht. Auswärts beim FSV Zwickau ist das Duell der beiden verbliebenen letztjährigen Aufsteiger auch ein erster kleiner Krimi, denn die Sachsen müssen sich in gleichem Maße gegen den Fehlstart wehren. Der SC Paderborn, der VfR Aalen und der VfL Osnabrück stellen weitere reizvolle wie schwere Aufgaben an den ersten sechs Spieltagen dar. Dass eine Leistungssteigerung in mehreren Belangen notwendig sein wird, ist offenkundig. Das Problem: Die Umsetzung könnte einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. "Die Automatismen greifen noch nicht“, wird der Trainer selbst etwa von der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zitiert. Torhüter Fernandez gab gleichwohl zu: "Wir hatten noch den Angriffsfußball von Ismail Atalan im Kopf und müssen nun die neuen Ideen einbringen.“ Wie lange diese Umstellung dauern wird, ist noch offen. Ob das Lotter Team überhaupt für eine völlig neue Herangehensweise geschaffen ist, ebenso.