Carl Zeiss Jena: Zimmermanns Erinnerungen an die Oberliga

Zwei Spiele, null Punkte, kein eigener Treffer – die Rückkehr in die 3. Liga hatte man sich in Jena anders vorgestellt. Trainer Mark Zimmermann wartet weiter auf Verstärkungen, die auch deshalb nicht kommen, weil Sportdirektor Kenny Verhoene im Urlaub war. Nach dem 0:2 gegen Fortuna Köln gingen zwei Carl Zeiss-Akteure aufeinander los, die Nerven liegen blank – nach gerade einmal zwei Spieltagen. 

Tschau, Euphorie!

"Wir agieren 30 Minuten wie ein Oberligist. Das hat mit 3. Liga nichts zu tun. So haben wir in der Liga nichts verloren", sagte Zimmermann der "Bild" nach der zweiten Pleite im zweiten Spiel. Im Spiel nach vorne habe seine Mannschaft derzeit nicht "die Qualität, ein Tor zu schießen. Wie sollen wir da bestehen?" Nun gilt der 43-jährige Trainer als Freund klarer Worte, doch diese wirkten beinahe wie ein Hilferuf. Defensiv patzte Jena entscheidend, Zimmermann musste anschließend sogar mit ansehen, wie Neuzugang Jan Lohmannsröben auf seinen Mitspieler Marius Grösch losging, erst Kapitän René Eckardt trennte die Streithähne:

Und im Angriffsspiel hakt es fast noch mehr, Timmy Thiele kann sicher auch in Liga drei treffen – wenn er denn die passenden Bälle bekommt, doch die bleiben aus. Und so fällt der Ausfall seines Kumpels Manfred Starke (Leistenverletzung) umso mehr ins Gewicht.

Kritik an Verhoene

Überhaupt ist Jenas Kader in der jetzigen Verfassung nicht drittligatauglich. Das liegt sicher auch an den begrenzten finanziellen Möglichkeiten, die Verhandlungen mit Zimmermanns Wunschspielern gestalten sich schwierig. Was fehlt, ist ein Plan B. Für den wäre eigentlich Sportdirektor Kenny Verhoene, ein Vertrauter des Investors Roland Duchâtelet, zuständig, doch der Belgier urlaubte lieber kurz vor dem Saisonstart und schaffte bislang fast ausschließlich Probespieler heran, die Zimmermann nicht gebrauchen kann. Oder, so schrieb es die "Thüringer Allgemeine", Belgier und Franzosen, die Zimmermanns Anweisungen im Training nicht folgen könnten. Den deutschen Markt scheint Verhoene dagegen kaum im Blick zu haben.

Dem Bericht zufolge hatte die Scoutingabteilung Kai Pröger empfohlen, der für den BFC Dynamo in der letzten Saisn neunmal traf und zehn Treffer vorbereitete. Doch Pröger spielt weiter in der Regionalliga, er wechselte lieber zu Rot-Weiss Essen. Stattdessen hat Verhoene mit dem Belgier Jo Coppen einen Schlussmann verpflichtet, dabei ist Jena doch genau auf dieser Position mit Raphael Koczor gut aufgestellt. Ein planloses Durcheinander, das auch auf potentielle Neuzugänge abschreckend wirken dürfte.

Pannewitz, ein Hoffnungsträger?

Da passt es ins Bild, dass ausgerechnet Kevin Pannewitz als Hoffnungsträger herhalten muss. Ein Spieler, dessen Potential auch für die Bundesliga reichen würde, der sich aber aufgrund andauernder Fitness- und Gewichtsprobleme vor vier Jahren aus dem Profifußball verabschiedet hat und zuletzt beim Oranienburger FC in der sechstklassigen (!) Brandenburgliga auf der Bank saß. Pannewitz soll möglichst bald fit werden und dann einen Vertrag in Jena unterschreiben – bis dahin müssen es andere richten.

Vielleicht ja die Spieler der Aufstiegsmannschaft, die Zimmermann nach dem verpatzten Auftakt in die Pflicht nimmt. Er habe immer gesagt, dass die Mannschaft noch Verstärkungen brauche, sagte Zimmermann gegenüber der "Bild", doch es müssten auch die, "die da sind, ihr Leistungsvermögen abrufen." Es wäre ein Anfang. Schon am Dienstag spielt Jena beim Halleschen FC, es wird Zeit für ein Erfolgserlebnis.

   

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