Neuanfang: SC Paderborn und der Faktor Baumgart
In der letzten Spielzeit wäre der SC Paderborn beinahe zum dritten Mal hintereinander abgestiegen, die Geschichte ist hinlänglich bekannt. Und scheint sich nicht zu wiederholen. In den beiden ersten Spielen sammelte Paderborn vier Zähler, spielte mitunter spektakulär, es war Fußball, wie er Trainer Steffen Baumgart gefällt. Wenn da nicht die fehlende Abstimmung wäre.
"Das darf uns nicht passieren"
Wann immer der SC Paderborn antritt, sind Tore beinahe garantiert. Dies könnte, auch wenn es für ein solches Fazit eigentlich noch zu früh ist, die Lehre der ersten beiden Spieltage sein: Sieben zu sechs, so lautet das Torverhältnis der Paderborner, bei Spielen von keinem anderen Verein fielen bislang mehr. Für den Anhang der Ostwestfalen ist das eine willkommene Ablenkung von der fußballerischen Magerkost, die sie über weite Teile der letzten Spielzeit präsentiert bekommen hatten. Auch den Spielern scheint die neue Offensive zu gefallen, überfallartig preschen sie nach Ballgewinn nach vorne, machen dabei aber noch zu viele Fehler. "Teilweise wollten wir einfach zu viel und haben damit dem Gegner die Möglichkeit gegeben, alleine aufs Tor zuzulaufen. Das darf uns ist nicht passieren, ist es aber zweimal", sagte Trainer Baumgart nach dem 3:2-Heimsieg gegen den Chemnitzer FC am vergangenen Wochenende. "In solchen Momenten merkt man einfach, dass die Abstimmung noch nicht da ist." Eine Woche zuvor, beim wilden 4:4 zum Auftakt gegen den Halleschen FC, hatte Paderborn eine Drei-Tore-Führung verspielt und Baumgart hinterher ähnliche Defizite angemerkt.
Neuanfang mit Baumgart
Seit der 45-Jährige vor viereinhalb Monaten das Traineramt beim SCP übernommen hat, holte der Verein in neun Pflichtspielen im Schnitt 2,33 Punkte. Auf eine gesamte Spielzeit hochgerechnet bedeutet das höchstwahrscheinlich den Aufstieg. Natürlich sind das zum jetzigen Zeitpunkt nur Spielereien ohne Aussagekraft, aber sie zeigen, dass der Neuanfang in Paderborn eng mit dem Faktor Baumgart verbunden ist. So unaufgeregt, wie er nach dem Beinahe-Abstieg agierte, so überlegt stellte er nach dem Last-Minute-Klassenerhalt in der Sommerpause ein neues Team zusammen. Neun externe Neue holte Paderborn, sie heißen Dennis Srbeny (kam vom BFC Dynamo), Massih Wassey (Dortmund II) und Christopher Antwi-Adjey (TSG Sprockhövel) und waren bis vor wenigen Wochen allenfalls Insidern bekannt. Und weil es Baumgart zusätzlich gelang, die Enttäuschten der Vorsaison wie Kapitän Christian Strohdiek und Sven Michel wieder auf Kurs zu bringen, agiert die Mannschaft plötzlich wieder wie eine Einheit.
Lotte ist ein würdiger Nachfolger
An deren Feintuning in den nächsten Wochen weiter zu arbeiten sein wird. Die nächste Herausforderung wartet schon am Dienstagabend auf Baumgart und seine Paderborner, die dann bei den Sportfreunden Lotte gastieren. Die haben in der noch jungen Saison mehr Trainer verschlissen als Punkte gesammelt, Marc Fascher ist seit wenigen Tagen dritter Übungsleiter innerhalb weniger Wochen bei den Sportfreunden, die am Wochenende prompt den ersten Punkt holten. Dennoch sind jetzt sie der Chaos-Club der Liga. In Paderborn wird man nichts dagegen haben, diese zweifelhafte Auszeichnung losgeworden zu sein.