Fünf Fragen: Das erwartet uns am 3. Spieltag

Nach dem Spieltag ist vor dem Spieltag – die gute alte Englische Woche lässt dieses (leicht abgewandelte und doch ordentlich abgedroschene) Zitat neu aufleben. Nicht die Bundesliga, nicht die zweite Liga – nein, die 3. Liga hat die zweifelhafte Ehre, zum ersten Mal unter der Woche quer durch die Republik zu reisen.

Der 3. Spieltag

Immerhin ist Ferienzeit, das dürfte die Gästeblöcke ein wenig besser als üblich füllen. Auch hat längst nicht jeder Verein eine Weltreise zu stemmen: Carl Zeiss Jena reist nach Halle, der SC Paderborn nach Lotte oder der VfL Osnabrück zu Fortuna Köln. Den Nasenbär haben die Spieltagsplaner dem Karlsruher SC gezeigt, der darf für seine Fahrt bis zum SV Werder Bremen II fast ganz Deutschland durchqueren.

Sportlich bieten die zehn Duelle allemal ihre Reize. Viele Teams aus unterschiedlichen Tabellenregionen stehen sich gegenüber, das klassische Spitzenspiel gibt es nicht. Stattdessen stehen allen voran die Zweitliga-Absteiger allmählich unter Zugzwang, müssen den ersten Sieg einfahren. Fortuna Köln gegen den VfL Osnabrück bedeutet hingegen ein Duell der krassen Gegensätze, die so kaum jemand erwartet hätte. Wir haben für euch ein buntes Potpourri an Fragen um diesen Wochenspieltag zusammengestellt.

Frage 1: Müssen Würzburg oder der KSC einen klassischen Fehlstart einstecken?

Wann ist so ein Fehlstart eigentlich „klassisch“? Eine klare Definition für diese Lieblingsphrase des Sportjournalismus hat es nie gegeben, darum erfinden wir sie nun: Schaffen es die heiß gehandelten Absteiger aus Würzburg und Karlsruhe auch am dritten Spieltag nicht, ihren ersten Sieg einzutüten, dann ist dies ein klassischer Fehlstart. Punkt. Auch, weil etwa der KSC mit dem VfL Osnabrück, Unterhaching und nun Bremen II grundsätzlich ein machbares Startprogramm erwischte.

Würzburgs Negativserie erstreckt sich im Übrigen auf einen weitaus längeren Zeitraum. Im gesamten (!) Punktspieljahr 2017 hat der FWK noch keinen einzigen Sieg eingefahren – die völlig erfolglose Rückserie kostete die Kickers bereits die Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga. Enden kann dieser Lauf am Mittwoch gegen Preußen Münster. Ausgerechnet Münster! Es ist gerade einmal 18 Monate her, da startete am Dallenberg in einem Nachholspiel mit einem 3:0-Erfolg über die Preußen die große Erfolgsstory. Verwunderlich wäre es nicht, wenn sich Würzburg erneut die Adlerträger aussuchen würde…

Frage 2: Endet die Null-Punkte-Serie für Jena, bevor es kritisch wird?

Aufsteiger leben oft von der Euphorie, die sie durch die ersten Spieltage oder vielleicht sogar Monate trägt. Die Sportfreunde Lotte lebten es im vergangenen Jahr vor. Es gibt jedoch auch die Kehrseite, jene, bei denen es vom Start weg nicht läuft. Carl Zeiss Jena steht nach zwei Wochen mit null Punkten und null Toren da. Im Ostduell mit dem Halleschen FC, eine kurze Strecke am Dienstagabend, soll die Wende gelingen. Schrauben muss Jena – oh Wunder – speziell am Offensivspiel. Es sieht mehr und mehr danach aus, als tue man sich im Paradies merklich schwer damit, das Spiel selbst zu machen, Chancen zu kreieren. Und natürlich ist die 3. Liga ein völlig anderes Kaliber als die Regionalliga Nordost. Mit einem Erfolg beim HFC könnten Mark Zimmermann und Co. den direkten Gegenüber übrigens selbst in eine ordentliche Saisonauftakts-Misere stürzen…

Frage 3: Kann Meppen dem FCM die Aufbruchsstimmung vermiesen?

Meppen gegen Magdeburg: Dieses Duell ist es wert, seine Vorgeschichte zu erzählen. Einst siegte der 1. FC Magdeburg in der Regionalliga Nord vor 2765 Zuschauern mit 2:0 beim SVM – es ereignete sich im Herbst 2012. Es war zu einer ziemlich trüben Zeit, an die sich viele Magdeburger Fans kaum werden erinnern können, weil sie sich damals vom Verein abwendeten oder ihn gar nicht wahrnahmen. Fünf Erfolge holte Magdeburg im Jahr 2011/12, die Fans wiesen den Spieler mit Pfeilen den Weg zum vernagelt erscheinenden Tor. Die MDCC-Arena war gespenstisch leer, der FCM stieg als Letzter nur dank der Liga-Reform nicht ab. Rivale HFC dominierte die Liga, holte 75 Punkte – und stieg auf. Magdeburg sammelte 22 Pünktchen. Diese Saison gab es wirklich!

Mehr Infos braucht es eigentlich nicht. Beiden Clubs geht es heute deutlich besser, Meppen hätte gerne seinen ersten Sieg, Magdeburg seinen zweiten. Und der Verlierer sollte stets denken: Vor sechs Jahren ging es uns bedeutend schlimmer.

Frage 4: Verwöhnt Paderborn seine Fans weiterhin mit vielen Toren?

Anhänger des SC Paderborn müssen aktuell aufpassen, nicht zu überdrehen. Nach dem sportlichen Abstieg hat der Club seine Chance auf den Neuanfang genutzt. Der Lohn: Feine Kombination von hungrigen Spielern – und richtig attraktive Spiele. 4:4 und 3:2 – dies waren die ersten Ergebnisse, die normalerweise sechs Punkte hätten bedeuten müssen. Auswärts bei den Sportfreunden Lotte soll der gute Start gekrönt werden. Auch dieses Duell verspricht im Übrigen Tore satt: In der letztjährigen Hinrunde verlor Paderborn mit 0:6, revanchierte sich dafür aber jeweils mit einem 3:1 in der Rückrunde sowie im Landespokalfinale. Immer wieder betont werden muss: Trainer Steffen Baumgart ist bei den Ostwestfalen weiterhin ohne Pflichtspiel-Niederlage ausgekommen, die Serie dauert mittlerweile neun Begegnungen an. Nur die SF Lotte um Marc Fascher haben etwas dagegen, dass der ewig junge Baumgart-Effekt beim SC Paderborn seine Fortführung findet…

Frage 5: Wer wird Spitzenreiter?

Zwei Teams sind mit sechs Punkten gestartet: Der SV Wehen Wiesbaden und Fortuna Köln. Beide tragen nun Heimspiele aus und sind daher erster Anwärter auf die Spitzenposition. Wiesbaden empfängt Unterhaching, Köln den VfL Osnabrück. Euphorisierter Aufsteiger oder angeschlagener Boxer, was ist die leichtere Aufgabe? Darüber lässt sich gewiss streiten. Osnabrück steht unter Druck, Unterhaching eher weniger – Wiesbaden zeigte zusätzlich die überzeugenderen Leistungen und dürfte bei Fortsetzung der souveränen Auftritte schon bald in den Kreis der Favoriten aufsteigen. Daher geht der SVWW mit Vorteilen in das kleine „Rennen“ um die Spitze.

   

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