Zehn Drittligisten im DFB-Pokal: Wer kommt weiter?
Zehn Teams haben am kommenden Wochenende spielfrei, zehn Drittligisten treten in der ersten Runde des DFB-Pokals an. Wer kommt weiter, wer muss sich mit der Teilnahme an der Hauptrunde begnügen? Wir nehmen alle Paarungen genau unter die Lupe und wagen eine Prognose.
Als einziger Drittligist greift der Karlsruher SC bereits am Freitagabend in die Jagd auf den DFB-Pokal ein. Der Gegner ist deutlich mehr als bloße Laufkundschaft: In guten Jahren gehört Bayer Leverkusen problemlos zu den besten fünf Teams Deutschlands. Nun lief die letzte Saison enttäuschend, große Verpflichtungen blieben bis auf Sven Bender (Borussia Dortmund) aber aus. Das Potenzial der Werkself ist nichtsdestotrotz unglaublich hoch – mit Benjamin Henrichs, Julian Brandt und Kai Havertz stehen drei der größten deutschen Talente im Kader. Karlsruhe ist für B04 eines der schwersten Lose im Topf, zumal die Mannen aus dem Wildpark jüngst endlich den Weg auf die Siegerstraße fanden. Die Überraschung ist schwierig, aber möglich.
Chance: 15 Prozent
Auch der große und prominente FC Bayern hat wieder einmal einen Drittligisten gezogen – freuen dürfen sich der Chemnitzer FC um Trainer Horst Steffen. Wobei, ist Freude tatsächlich angebracht? Argumente, die für die Himmelblauen sprechen, wachsen nun einmal nicht am Wegesrand, zu 98 Prozent scheidet der CFC gegen die Bayern aus. Immerhin darf sich Chemnitz der Rückendeckung von ganz Fußball-Deutschland bewusst sein: Es wird das zweite Vestenbergsgreuth gesucht, dass die Bayern um Stars wie James Rodriguez, Robert Lewandowski oder Mats Hummels mit Pauken und Trompeten aus dem Pokal kegelt. Ein gewaltiger Zahltag ist an der Gellertstraße dank des problemlosen Absatzes von höchst überteuerten Tickets ohnehin garantiert.
Chance: 2 Prozent
Bleiben wir doch im Großraum München: Die SpVgg Unterhaching empfängt den 1. FC Heidenheim. Das dürfte eines der Pokalduelle werden, die von der Öffentlichkeit eher stiefmütterlich behandelt werden. Der Sportpark im Süden der Großstadt wird nicht bedeutend voller werden als zu Drittliga-Spielen, der Reiz des schwäbischen FCH ist gering. Dafür darf sich Unterhaching mehr als respektable Chancen auf die 2. Runde ausrechnen: Das Team von Claus Schromm ist intakt und torgefährlich, wie das 2:2 gegen Fortuna Köln ein weiteres Mal unter Beweis stellte. Heidenheim hingegen kommt mit der zusätzlichen Belastung des Nachholspiels gegen Erzgebirge Aue am Mittwochabend – ein Nachteil, der nicht unter den Tisch gekehrt werden sollte.
Chance: 35 Prozent
Für einige Drittligisten bedeutet der DFB-Pokal die gewaltige Möglichkeit, die eigene finanzielle Schieflage zu lockern. Rot-Weiß Erfurt darf in dieser Kategorie problemlos an erster Stelle genannt werden, die Freude über das Erstrunden-Los 1899 Hoffenheim hielt sich jedoch in Grenzen. Da kommt ein Champions League-Teilnehmer mit dem vielleicht größten deutschen Trainertalent, wird aber den Gästeblock dennoch nur mäßig füllen – auch sonst sind bisher erst 6.500 Tickets verkauft. Die Chance auf das Weiterkommen ist nicht hoch, die Kassen werden nichtsdestotrotz kaum gefüllt. Vielleicht sollte Stefan Krämer vor der Begegnung bei seinem Kollegen Jens Härtel in Magdeburg anklingeln: Härtel schaffte es 2012, mit dem Berliner AK einen furiosen 4:0-Erstrundensieg über die TSG einzufahren.
Chance: 10 Prozent
Im Pokal ein Auswärtsspiel – die Würzburger Kickers haben es gegen den SV Werder Bremen wahrlich nicht leicht. Aber was sollen sie machen? Für die Terminierung aus der DFB-Zentrale kann Würzburg nichts, gespielt werden darf am Dallenberg zu einer derart späten Uhrzeit allerdings nicht mehr. Eine Verlegung läge nun nahe, dachten sich alle Beteiligten. Nicht aber der nationale Fußballbund, der aktuell viel Kritik von den Fantribünen einstecken muss. Nun reist Würzburg nach Offenbach, muss folglich ebenso "auswärts" ran wie die Bremer, die sich in der Vergangenheit als Garant für regelmäßige Pokal-Blamagen entpuppten. Ob der SVW auch für die schwach gestarteten Kickers ein "Aufbaugegner" sein wird?
Chance: 20 Prozent
Von Werder Bremen bis zum HSV ist es nicht weit. Rund 120 Kilometer trennen die beiden norddeutschen Großstädte, diverse frühe Pokal-Pleiten vereinen die Rivalen. Mit diesem Wissen im Hintergrund werden nicht wenige Hamburger Anhänger gestöhnt haben, als das Los VfL Osnabrück aus der Trommel sprang. Ja, da war etwas – vor acht Jahren wurden die Elbstädter bereits von den Lila-Weißen mit 4:2 aus dem Wettbewerb gekegelt. Die Vorzeichen haben sich nur bedingt gewandelt, der VfL allerdings kämpfte mit deutlichen Startproblemen. Der warme Geldregen würde nicht nur die Kassen füllen, sondern könnte auch als Wendepunkt fungieren.
Chance: 20 Prozent
Von den einen Elbstädtern zu den nächsten: Einige hundert Kilometer elbaufwärts begrüßt der 1. FC Magdeburg den FC Augsburg in der ersten Runde. Ein Los, das schwer einzuordnen ist und seine Tücken mitbringt. Dass Magdeburg eine realistische Chance auf das Weiterkommen besitzt, ist spätestens nach der perfekten Englischen Woche nicht von der Hand zu weisen. Die Vorgeschichte der Paarung dürfte zusätzlich einer Menge FCM-Fans noch präsent sein: Schon 2014/15 stand Augsburg dem späteren Drittliga-Aufsteiger Magdeburg gegenüber – Christian Beck erzielte den goldenen Treffer zum Weiterkommen. Wiederholung ist erwünscht.
Chance: 35 Prozent
Das gibt es wahrlich selten: Der vermeintliche Außenseiter aus der 3. Liga trifft auf den klassenhöheren Zweitligisten – die Quoten aber sprechen sogar leicht für den "Underdog", wie der SV Wehen Wiesbaden eigentlich gar nicht bezeichnet werden darf. Wiesbaden startete stark in die Spielzeit, Aue musste zwei Pleiten einstecken und hat ebenso wie Heidenheim noch das Mittwochs-Spiel in den Knochen. Vieles, sehr vieles spricht im Vergleich zu den anderen Paarungen für den Kandidaten aus der 3. Liga, der Aue in eine mächtige Krise stürzen kann.
Chance: 65 Prozent
Es läuft beim SC Paderborn! 3:2, 2:1, 5:0, 3:1 – so lauten die letzten vier Pflichtspielergebnisse, die auch dem FC St. Pauli ein gewisses Maß an Respekt abringen dürften. Steffen Baumgart hat mit Markus Krösche eine Elf zusammengestellt, die eine 180 Grad-Wendung aufs Parkett gelegt hat und statt innerlichem Zerfall und spürbarer Defizite im Mannschaftsverbund eine eklige wie spielstarke Elf darstellt. In der aktuellen Form kann Paderborn jedem Zweitligisten gefährlich werden, auch einem stark eingeschätzten FC St. Pauli. Die Waffe der Nordlichter ist schnell ausgemacht: Christopher Buchtmann lief in den ersten zwei Partien zur Höchstform auf und nagelte alle drei Saisontreffer der Paulianer sehenswert in die Maschen.
Chance: 40 Prozent
Zum Abschluss das TV-Spiel: Hansa Rostock empfängt Hertha BSC. Ein Duell mit viel Tradition und viel Würze. Ob die öffentlich-rechtlichen Sender alles richtig gemacht haben mit der Entscheidung, statt den üblichen Verdächtigen von der Isar oder aus dem Ruhrgebiet einige Partie zu zeigen, die viel Spannung mit sich bringen kann? Wir glauben: Ja. Rostock hat mit Spielern wie Oliver Hüsing nicht nur das körperliche Potenzial, sondern auch die Moral, um Rückschläge wegzustecken – ganz wie im letzten Heimspiel gegen den SV Meppen. Zum Problem kann die Sorge im Sturm werden, denn Rostock fehlt der Knipser, der aus den wenigen Chancen gegen einen soliden Bundesligisten das Tor macht. Nichtsdestotrotz ist die Überraschung möglich.
Chance: 25 Prozent