Nach acht Jahren wieder DFB-Pokal im Steigerwaldstadion
Der FC Rot-Weiß Erfurt gibt sich am Samstag (18:30 Uhr) in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen 1899 Hoffenheim nach langer Zeit mal wieder die Ehre, im nationalen Pokalwettbewerb vertreten zu sein. Für das Spiel gegen den Bundesligisten spricht nicht viel für die Thüringer, Trainer Stefan Krämer gibt sich dennoch kämpferisch.
Bislang eher zäher Vorverkauf
Die Fans der Rot-Weißen scheinen im Vorfeld nicht gerade einen Hexenkessel heraufbeschwören zu wollen. Bis zum Donnerstag waren gerade einmal 6.500 Tickets abgesetzt, darunter fallen etwa 750 Anhänger aus dem Kraichgau. Insgesamt rechnen die Thüringer mit 8.000 bis 9.000 Zuschauer. Fraglich bleibt, warum zum sportlich unwichtigen Testkick gegen den BVB (2:5) vor wenigen Tagen über 14.000 Zuschauer ins Steigerwaldstadion pilgerten, um sich eine Partie zweier B-Mannschaften anzuschauen, während der erste DFB-Pokalauftritt seit acht Jahren so stiefmütterlich behandelt wird. Um wenigstens noch etwas mehr Stimmung in die Bude zu bekommen, lockt der Verein seine Anhänger kurz vor dem Spiel noch mit einer Aktion: Alle Käufer einer Karte zum DFB-Pokalspiel bekommen automatisch ein Vorkaufsrecht auf eine von der Kategorie her gleiche Karte für das am 9. September anstehende Derby gegen den FC Carl Zeiss Jena.
Auf sportlicher Ebene hat Trainer Stefan Krämer bis auf die Langzeitverletzten alle Spieler an Bord. Der 50-Jährige zeigte sich auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Spiel angetan von der Qualität des Gegners, machte seinem eigenen Team aber auch Mut für die anstehende Aufgabe: "Der Motor für mein Team muss sein, so gut wie es geht, gegen eine der besten deutschen Mannschaften standzuhalten, und nicht die Angst, möglicherweise auf die Fresse zu bekommen."
Krämer beziffert Chance gegen Hoffenheim auf 20 Prozent
Krämer machte sich keine Hoffnungen, dass sein Team vom Erstligisten unterschätzt werden könnte. "Hoffenheim könnte mit seinem Kader zwei gute Erstliga-Teams aufstellen. Wir brauchen also nicht zu hoffen, dass ein Team aufläuft, dass weniger Niveau als sonst besitzt." Gleichzeitig wollte der Trainer aber nicht außer Acht lassen, dass sich für Erfurt aus besonderen Umständen eine Chance ergibt. "Es können Dinge passieren, die nicht logisch sind. Dafür müssen wir aber an unsere Grenzen gehen. Wir sind im Liga-Betrieb, der Gegner nicht. Eventuell denkt der eine oder andere Spieler auch schon an das Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Liverpool am kommenden Dienstag", äußerte sich Krämer.
Krämer, der auf der Pressekonferenz letzte taktische Varianten offen ließ, erntete großes Schmunzeln, als er von seinem Team forderte, man sollte zumindest im Ansatz erkennen, dass wir die gleiche Sportart betreiben. Die Chance seiner Elf bezifferte er auf 20 Prozent und verriet auch, dass er Elfmeterschießen trainieren lasse. "Wohlwissend, dass die Drucksituation nie abzubilden ist, aber ich möchte ein Gefühl dafür entwickeln, wem ich es zutrauen kann."
Krämer vertraut dem Stammkader aus der 3. Liga
Merveille Biankadi, der mit der SV Elversberg vor zwei Jahren im Pokal nur knapp am FC Augsburg scheiterte (1:3 nach Verlängerung) äußerte im Vorfeld der Partie, dass man sich im Team auf das Duell gegen eine der spielstärksten deutschen Mannschaften sehr freue. "Warum sollte es nicht klappen?", spielte er mit dem Gedanken an eine Pokalsensation. Gegen Hoffenheim wird ihm sein Trainer wohl wieder das Vertrauen schenken. Krämer machte zugleich klar, dass viele Spieler aus dem Anschlusskader, die gegen Borussia Dortmund ein erfrischendes Spiel lieferten, wohl nicht zum Einsatz kommen werden. Seine selbst bezifferten 20 Prozent Chance auf das Weiterkommen will er möglichst mit dem Stammpersonal aus der 3. Liga ausschöpfen. Vor acht Jahren misslang dies bei der 1:2-Niederlage gegen den MSV Duisburg. Das gleiche Ergebnis an gleicher Stelle wäre für die Thüringer allerdings schon ein Achtungserfolg im Hinblick auf die nächsten Aufgaben in der Liga.