Erfurt will gegen Paderborn die "Geilheit" entwickeln
Vor dem Aufeinandertreffen zwischen Rot-Weiß Erfurt und dem SC Paderborn könnten die Ausgangssituationen kaum unterschiedlicher sein: Während die Thüringer auf einem Abstiegsplatz stehen, grüßt der SCP als Mannschaft der Stunde von der Tabellenspitze. RWE hofft gegen die Ostwestfalen auf den ersten Dreier, die Gäste wollen ihre Serie von 13 ungeschlagenen Partien in Folge weiter ausbauen.
Schwächste Offensive gegen stärksten Angriff
Dass Paderborn einen fabelhaften Saisonstart hingelegt hat, ist für RWE-Verteidiger Luca Odak keine Überraschung: "Paderborn ist eine spielstarke Mannschaft und ist seit der letzten Saison zusammengerückt. Sie haben Bock auf Fußball", meint der 27-Jährige auf der Pressekonferenz. Diesen letzten Willen ließ Erfurt zuletzt vor allem in der Offensive vermissen. Lediglich zwei Treffer erzielte das Team von Trainer Stefan Krämer und stellt damit den schwächsten Angriff der Liga, Paderborn schoss hingegen schon 14 Tore stellt den besten Angriff. Damit bei RWE nun der letzte Ball ankommt, "müssen wir die letzte Überzeugung und die Geilheit entwickeln", fordert Odak, der darauf hofft, dass der Knoten platzt: "Wenn du erstmal ein Tor schießt, ist es danach viel einfacher."
Krämer sorgt für Lacher auf der Pressekonferenz
Der gebürtige Frankfurter ist selbst aber kein großer Goalgetter: In 141 Drittliga-Spielen gelang ihm kein einziges Tor, weshalb sich der Kroate mit einer Tor-Ankündigung auf der Pressekonferenz vor dem Spiel zurückhielt. Dass die Thüringer ihren Humor trotz der schlechten Ausgangsposition nicht verloren haben, bewies anschließend sein Trainer: "Nach dem heutigen Torschusstraining glaube ich auch nicht an dein erstes Tor", sorgte Krämer für einen Lacher, ohne aber die nötige Ernsthaftigkeit vermissen zu lassen: Gegen Paderborn gehe es darum, die richtige Grundordnung zu finden und gewisse Räume zu decken. Im DFB-Pokal-Spiel gegen die TSG Hoffenheim (0:1) hat sich RWE in einem 3-4-2-1-System defensiv gut verkauft, diese Formation sei auch gegen Paderborn eine Option. Krämer hielt sich aber dennoch offen, in das klassische 4-4-2-System zurückzukehren, oder gar während des Spiels die taktische Grundordnung zu ändern.
Personell muss der 50-Jährige Fußballlehrer ausgerechnet auf den kranken Daniel Brückner verzichten, der damit ein Wiedersehen mit seinem Ex-Verein verpasst. "Seine Klasse und Erfahrung wird uns fehlen", weiß Krämer, der zudem auf Morten Rüdiger verzichten muss. Außerdem steht hinter dem Einsatz von Christopher Bieber ein Fragezeichen. Der Angreifer hatte im Training einen Schlag in die Beckenregion erlitten. Die weiterhin zahlreichen Langzeitverletzten führten zu einer "kleinen Gruppe" im Training. "Wir sind personell relativ gebeutelt", gibt Krämer zu.
Baumgart erwartet "90 Minuten langen interessanten Fight"
Sein Gegenüber hingegen kann aus dem Vollen schöpfen: Der an Leistenprobleme leidende Michael Ratajczak ist rechtzeitig fit, im Tor wird Trainer Steffen Baumgart aber wieder Stammkeeper Leopold Zingerle vertrauten. Unterdessen erwartet der SCP-Coach einen "90 Minuten langen interessanten Fight: Erfurt hat den Abstiegskampf angenommen und wird versuchen, uns mit ihrer läuferischen und mentalen Stärke, den Schneid abzukaufen." Der SCP wolle mit seinem schnellen Umschaltspiel dagegenhalten, Ballverluste vermeiden und so den nächsten Schritt machen. Denn: "Eine positive Bilanz kann schnell negativ werden", weiß Baumgart, der den Abwärtstrend der Paderborner zwar in einen Aufwärtstrend verwandelt hat, aber glaubt: "Die Gegner werden sich nun auf uns einstellen."