Rot-Weiß Erfurt kocht: "An Lächerlichkeit nicht zu überbieten"
Ganz bittere Niederlage für Rot-Weiß Erfurt! Gegen den SC Paderborn boten die Thüringer am Samstagnachmittag über weite Strecken eine kämpferisch ansprechende Leistung, gingen aber dennoch als Verlierer vom Platz. Entscheidenden Anteil daran hatte Schiedsrichter Markus Wollenweber, der bei seinem Drittliga-Debüt mehrere Fehlentscheidungen traf. Während die RWE-Akteure kochten, fand SCP-Trainer Baumgart faire Worte.
1:0 war irregulär – Elfmeter verweigert
Torhüter Philipp Klewin musste sich nach Abpfiff im Interview mit "Telekom Sport" in spöttisches Grinsen flüchten – anders war das zuvor Geschehene offenbar nicht zu verarbeiten. Als er dann Worte gefunden hatte, wurde er deutlich: "Die Schiedsrichter-Leistung ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten." Was Klewin meint: Schon beim 1:0 für den SC Paderborn nach 34 Minuten erlaubte sich das Schiedsrichter-Gespann einen folgenschweren Fehler, als es nicht erkannte, dass der Ball vor dem Zuspiel von Dennis Srbeny auf Sven Michel bereits im Aus war – ein irregulärer Treffer.
Auch in der zweiten Halbzeit entschied Wollenweber mehrmals zuungunsten der Hausherren. Zunächst gab er nach einem Kontakt von Schonlau an Razeek keinen Elfmeter (59.), dann übersah er ein Handspiel von Schonlau nach einem Kopfball von Kammlott (77.). Den größten Aufreger gab es in der 90. Minute. Als Ahmed Waseem Razeek in den Strafraum eindrang, legte er sich den Ball zwar zu weit vor, wurde kurz danach aber von Lukas Boeder abgeräumt und kam zu Fall. "Ein klarer Elfmeter. Die Entscheidung muss gegen uns fallen", gab selbst SCP-Trainer Steffen Baumgart nach Spielende zu. Der Schiedsrichter zeigte jedoch nicht auf den Punkt und zog damit den Zorn der Erfurter auf sich. Jens Möckel kam Wollenweber dabei etwas zu nahe, sodass dieser nach einem leichten Kontakt zu Boden ging. "Das war keine Absicht von Jens", meint RWE-Trainer Stefan Krämer. Dennoch sah Möckel glatt Rot, danach war die Partie gelaufen. Erfurt bleibt somit weiterhin sieglos.
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Krämer teilt aus, Baumgart kann sich nicht freuen
Stefan Krämer war entsprechend bedient. Bei "Telekom Sport" nahm er den Schiedsrichter zunächst zwar etwas in Schutz ("Er war aufgrund seines ersten Drittliga-Spiels sicherlich etwas nervös"), teilte dann aber mit deutlichen Worten gegen ihn aus: "Wenn er sich das Spiel noch einmal anschaut, wird er sich entweder schämen oder erkennen, dass er sich deutlich verbessern muss, wenn er weiterhin in der 3. Liga pfeifen will. Heute hat der Schiedsrichter das Spiel entschieden." In der Tat war es ein mehr als unglückliches Drittliga-Debüt des 27-jährigen Studenten aus Mönchengladbach, der bisher hauptsächlich in der Regionalliga gepfiffen hatte.
Wie schwach die Leistung Wollenwebers war, zeigte auch die Aussage von Paderborns Steffen Baumgart, dem es auf der Pressekonferenz nach Abpfiff schwer fiel, "sich über die drei Punkte zu freuen, da einige Entscheidungen gegen Erfurt fielen. Insgesamt eine sehr ärgerliche Niederlage für RWE." Faire Worte des 45-Jährigen, der sich in der 54. Minute selbst einer Fehlentscheidung des Unparteiischen gegen seine Mannschaft ausgesetzt sah: Denn wie die TV-Bilder zeigten, stand Ben Zolinski beim Tor zum 2:0 nicht im Abseits. Das Foul an Bertels (65.) war unterdessen wohl in der Tat kein Elfmeter, gleiches gilt für ein Handspiel von Benamar in der 21. Minute. Dennoch war Baumgart mit der Leistung seiner Mannschaft "nicht einverstanden" und befand daher, "mehr Glück als Verstand" gehabt zu haben.
RWE-Keeper Philipp Klewin sprach unterdessen vom "nächsten Arschtritt". Wohl auch deswegen, weil RWE nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit vom Schiedsrichter entscheidend benachteiligt worden ist – Dabanli witterte zuletzt gar eine Verschwörung. Die Zahlen nach fünf Spieltagen sprechen jedoch eine klare Sprache: Mit nur zwei Punkten und zwei Toren belegt Erfurt den 18. Platz und sieht einer schweren Saison entgegen. Vor allem, wenn den Thüringern das Pech bei Schiedsrichter-Entscheidungen weiterhin treu bleiben sollte.
[box type="info"]Info: Wie Schiedsrichter-Experte Babak Rafati die sieben strittigen Szenen einschätzt, lest ihr am Montag um 15 Uhr bei uns. [/box]