Fünf Fragen: Das erwartet uns am 10. Spieltag
Fast an jedem Tag in der Woche Fußball – das kann man mögen, muss man aber nicht. Wie dem auch sei. Die 3. Liga absolviert von Freitag bis Sonntag ihren zehnten Spieltag. Das ist eine dieser Marken, die Verantwortliche gerne vor der Saison als Punkt des ersten Fazits beschreiben. Schließlich können in zehn Spielen Fehlstarts ebenso kaschiert werden wie kurze Negativserien und positive Ausreißer. Nur verhält es sich aktuell so, dass die drei positiven Ausreißer nahezu unbeirrt an der Spitze ihre Kreise ziehen.
Der 10. Spieltag
Der 1. FC Magdeburg und Fortuna Köln siegten, Paderborn gab sich im Spitzenspiel dem FCM knapp geschlagen. Und doch sieht es nicht danach aus, als würde den Sportclub bald ein Verein aus den Top 3 stoßen. Immerhin kommt am Freitag mit Hansa Rostock ein Prüfstein nach Ostwestfalen. Der Hallesche FC versucht derweil am Samstag im Ostderby gegen den CFC, das Momentum weiter auszureizen. Fortuna Köln empfängt die SF Lotte und weist dreimal so viele Punkte wie der kommende Gegner auf. Preußen Münster kämpft gemeinsam mit Jena gegen einen Negativlauf von mittlerweile sechs Spielen ohne Sieg und droht, in den Keller abzustürzen. Würzburg versucht indes, mit mehreren Ex-Osnabrückern an der Bremer Brücke den zarten Aufwärtstrend zu bestätigen.
Frage 1: Wie steckt Paderborn die erste Niederlage weg?
Ein Blick auf die Tabelle verrät schnell, dass sich Paderborn die Niederlage in Magdeburg, so vermeidbar sie auch gewesen sein mag, leisten konnte. Doch wie verhält sich das Team nach der ersten Pleite? Die Vorgänger von Steffen Baumgart zogen sich wenig ruhmreich aus der Affäre: Markus Gellhaus verpatzte seinen Start 2015/16 komplett, Stefan Effenberg holte nach der ersten Niederlage kaum noch Punkte, unter René Müller entwickelte sich eine blutleere Mannschaft immer weiter zurück und auch Stefan Emmerling hatte nach zwei Auftaktsiegen nicht mehr viel zu bieten.
Baumgarts Serie hielt fast fünf Monate, nun wartet Hansa Rostock. Natürlich Rostock, sein Geburtsort, seine Heimat, sein ehemaliger Verein. 0:3 hieß es im Übrigen aus Sicht des SCP vor fast genau 12 Monaten in der schlimmsten Phase der jüngeren Vereinsgeschichte. Nun soll alles anders laufen. Aus Gästeperspektive ist ein Sieg im Übrigen ebenso erforderlich, soll der Blick zu den oberen Plätzen nicht abreißen. Schon jetzt sind die begehrten Plätze für die Kogge nur noch mit dem Fernglas zu erkennen.
Frage 2: Kommt Würzburg allmählich in Fahrt?
Ein 3:2 in Aalen, ein erkämpftes 2:2-Remis gegen Jena – an diesen Teilerfolgen müssen sich die Würzburger Kickers aktuell aus dem Sumpf ziehen. Natürlich unterliefen den Unterfranken am Mittwochabend entscheidende Fehler, doch der Kopf blieb wie bereits gegen Paderborn oben und dieses Mal belohnte sich der FWK auch dafür. Angesichts von 13 (!) Zählern Rückstand auf die vorderen Plätze muss vor dem nahenden Auswärtsspiel in Osnabrück in kleinen Schritten gedacht werden. Ein Punkt wäre akzeptabel, drei noch besser. Mithelfen sollen mit Anthony Syhre und Sebastian Neumann zwei ehemalige Leistungsträger des VfL. Lila-Weiß befindet sich derweil punktgleich mit Würzburg kurz vor den Abstiegsrängen. Eine schwache Leistung könnte die Position von Trainer Joe Enochs, über den wieder einmal diskutiert wird, entscheidend schwächen. Es fehlt schlichtweg die Konstanz an der Bremer Brücke.
Frage 3: Jena oder Münster, wer stoppt seinen Negativlauf?
Sechs Spiele ohne Sieg – dieses Gefühl kennt Aufsteiger Carl Zeiss Jena kaum mehr. Beim kommenden Gegner Preußen Münster ist die Lage die gleiche, auch Münster strauchelt. Beide waren unter der Woche vom Pech verfolgt: Jenas Dennis Slamar besorgte den 2:2-Ausgleich für Würzburg per Eigentor in der Schlussphase, Münster verspielte einen sicher geglaubten Erfolg gegen den VfR Aalen in der dritten Minute der Nachspielzeit. Obgleich der Vorletzte den Zwölften empfängt, würde Carl Zeiss mit einem Heimerfolg an den Adlerträgern vorbeiziehen. Allerdings zeigten die Westfalen in der Fremde bisher stets akzeptable Leistungen, während das Paradies eine Durststrecke durchmacht – der erste Heimsieg lässt noch immer auf sich warten.
Frage 4: Darf Fortuna Köln im nächsten Jahr den großen FC begrüßen?
Im Kölner Südstadion kennen sich fast alle Zuschauer persönlich. Warum, ist angesichts der Leistungen unerklärlich – die Fortunen haben noch kein Spiel verloren, weisen das beste Torverhältnis auf und begeistern mit erfrischendem Fußball, wie jüngst der 2:1-Treffer in Chemnitz unter Beweis stellte. Gegen die strauchelnden Sportfreunde aus Lotte sind Uwe Koschinat und sein wilder Haufen klarer Favorit, ein Abstiegskandidat sind die Domstädter längst nicht mehr. Ganz im Gegensatz zum großen Nachbarn, der am Rhein die Zuschauer klaut: Nach aktuellem Stand ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass die 2. Bundesliga in der nächsten Saison ein Kölner Stadtderby erleben wird. Für Prognosen ist die Saison selbstverständlich noch zu jung. Aber sagt später nicht, dass wir es nicht gesagt hätten…
Frage 5: Setzt Halle seinen Trend gegen Chemnitz fort?
Halle empfängt Chemnitz und Sven Köhler sitzt auf keiner Seite auf der Trainerbank, das ist die erste kleine Überraschung. Ob er aus den schweren Rahmenbedingungen in Chemnitz mehr gemacht hätte als sechs Punkte aus neun Partien? Zugegeben, vom Glück verfolgt war Nachfolger Horst Steffen bislang nicht. Karlsruhe, Wiesbaden, Köln – die Leistung hätte neun Punkte hergegeben, auf dem Papier stand ein einziger. Der HFC ackerte hingegen redlich und arbeitete sich mit sieben hart erkämpften Punkten aus drei Spielen aus der Tabellenzone, in der Chemnitz nun festhängt. Die Form spricht im Ostduell folglich für die Chemiestädter, die gezeigten Darbietungen geben Himmelblau die Berechtigungen, ebenfalls auf Punkte zu hoffen. Vielleicht ist es Daniel Frahn, der nach einigen Wochen Durststrecke gegen Köln das Toreschießen wiederaufnahm. Die Abhängigkeit von ihm hat in Sachsen eine ungesunde Größe angenommen.