Münster gegen Osnabrück: Ein Derby, das Folgen haben wird

Voll wird es im Stadion an der Hammer Straße längst nicht werden, wenn am Samstag der SC Preußen Münster den VfL Osnabrück begrüßt. Die Zeiten haben sich geändert, das Duell hat seinen Reiz im siebten aufeinanderfolgenden Jahr ein wenig verloren. Die sportliche Situation sorgt unterdessen für einen hohen Erfolgsdruck auf beiden Seiten.

Neue Umstände für den Klassiker

Eine Trainerentlassung hat es nach einem Derby zwischen Münster und Osnabrück bislang noch nicht gegeben. In sämtlichen zwölf Auflagen bewegten sich die Mannschaften mindestens im Mittelfeld, wenn nicht sogar im vorderen Drittel der Tabelle. Eine Ausnahme war die vergangene Spielzeit, als die Lila-Weißen den Adler zunächst mit einer Auftaktniederlage in eine folgenreiche Krise stürzte und den damaligen Abstiegskandidaten zu Beginn der Rückrunde abermals besiegte, dort sogar so deutlich wie nie zuvor seit der ersten Derby-Neuauflage im Jahr 2011. 3:0 hieß es nach 90 perfekten Minuten aus Sicht des VfL. Danach erholte sich Münster, schaffte es noch bis in die obere Tabellenhälfte.

Zurück zur Gegenwart. Denn sowohl Benno Möhlmann als auch Joe Enochs müssen ihre Arbeit der vergangenen Wochen trotz schwerer Umstände hinterfragen. Möhlmann erzielte aus den letzten sieben Spielen nur zwei Pünktchen, verlor gegen Abstiegskandidaten wie den FSV Zwickau oder Carl Zeiss Jena. Allerdings kocht die Trainerdiskussion in Münster auf kleiner Flamme, leisten können sich die Preußen einen neuen Mann kaum. Und wäre ein Übungsleiter mit weniger Erfahrung überhaupt die richtige Wahl?

"Zwölf andere Teams befinden sich in der gleichen Lage wie wir"

Enochs hingegen ist die Kritik an seiner Person fast schon gewohnt, musste er sich damit doch im Jahr 2017 bereits mehrfach auseinandersetzen. Seit dem 3:0-Derbyerfolg im Januar lief nicht mehr viel zusammen an der Scharnhorststraße. 2Das wird ein interessantes Spiel. Es gibt kaum etwas Schöneres, als nach Münster zum Fußball zu fahren“, sagte der US-Amerikaner auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Er weiß aber ebenso: "Wir sind mit unserer Englischen Woche überhaupt nicht zufrieden. So wird das Duell in Münster eine Schlüsselrolle spielen. Es kommt darauf an, wer mit der Situation besser zurechtkommt, wer die bessere Mentalität an den Tag legt.“ Zusätzlich stellt Enochs klar, die Lage nicht schwärzer malen zu wollen, als sie tatsächlich ist. "Zwölf andere Mannschaften in der 3. Liga befinden sich in der gleichen Lage wie wir“, kommentierte der Trainer, "und daher werden wir in Münster nicht nur mit Stürmern auflaufen.“

Das Hoffen auf Adriano Grimaldi

Dieser Punkt spricht für die Lila-Weißen. Halil Savran, Rekord-Drittligaspieler Tim Danneberg, Marcos Alvarez – das sind Spieler, die ein Derby ausmachen. Die dazwischenhauen, die für Aufruhr sorgen und die keine Sympathiepunkte im Preußenstadion gewinnen wollen. Eben jene Charaktere fehlen den Preußen spätestens seit der Sommerpause. Ex-Osnabrücker Adriano Grimaldi ist Lenker, fehlte aber zuletzt aufgrund einer Verletzung. Möhlmann zeigte sich am Freitagmittag jedoch optimistisch, dass der Angreifer am Samstag auflaufen kann – wenn auch nicht über 90 Minuten. Überhaupt fehlt dem Team des SCP Derby-Erfahrung, einen Sieg gegen Osnabrück erlebten aus dem aktuellen Kader nur Philipp Hoffmann und Max Schulze Niehues mit. Der letzte Erfolg über den VfL liegt bereits zweieinhalb Jahre zurück.

Das Stadion leergespielt

Der VfL muss derweil in jedem Fall auf Konstantin Engel verzichten, der erst nach der Länderspielpause sein Comeback feiern wird. Zusätzlich fehlt Christian Groß, der die fünfte gelbe Karte kassierte. Münster hofft auf Grimaldi, müsste ansonsten in der Offensive ein weiteres Mal improvisieren – bisher war das von mäßigem Erfolg gekrönt. Mäßig verlief unterdessen auch der Vorverkauf in der Geschäftsstelle: Es werden lediglich rund 10.000 Zuschauer erwartet – in den ersten Jahren der eingleisigen 3. Liga war das Derby regelmäßig ausverkauft gewesen. Verwunderlich ist das nicht, haben doch beide Mannschaften mit teils grausigen Leistungen das eigene Publikum nachhaltig verprellt. Dem Verlierer dieses kritischen Samstags steht in allen Belangen eine volle Dröhnung Abstiegskampf vor der Tür.

   

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