Trainer-Beben in der 3. Liga: Ein Blick in die Geschichte

Innerhalb 48 Stunden wurden mit Stefan Krämer, Stephan Schmidt und Joe Enochs gleich drei Trainer freigestellt. Wer aber feuerte die meisten Trainer, wer die wenigsten? Wir haben diese und weitere Fakten rund um den Übungsleiterposten in der 3. Liga gesammelt.

Hinweis: Alle Statistiken belaufen sich auf den Zeitraum zwischen dem Beginn der Saison 2008/09 und heute.

Wer feuerte die meisten Trainer?

Wo ist der Druck am höchsten? Wo wird der Trainer von Außenstehenden schnell in Frage gestellt? Diese Kriterien erfüllt der zuschauerstarke FC Hansa Rostock – und siehe da, er hat auch die meisten Trainer in den vergangenen etwa zehn Jahren freigestellt. Was mit Frank Pagelsdorf begann, der im Herbst 2008 den Stuhl räumen musste, endete mit der Beurlaubung von Christian Brand im Mai dieses Jahres. Dazwischen verantworteten sich mit Dieter Eilts, Andreas Zachhuber, Marco Kostmann, Peter Vollmann, Wolfgang Wolf, Marc Fascher, Andreas Bergmann, Dirk Lottner, nochmals Peter Vollmann und Karsten Baumann zehn weitere hauptamtliche Übungsleiter sowie diverse Interimstrainer.

Da wundert es kaum, dass sich die Kogge seit mehr als einem Jahrzehnt einen sportlichen Schlingerkurs fährt und von der ersehnten Rückkehr in die höchsten Ebenen des deutschen Fußballs weit entfernt ist. Hinter Hansa Rostock folgen Clubs wie Karlsruher SC, Carl Zeiss Jena, der SV Wehen Wiesbaden und der SC Paderborn.

Welcher Verein setzt auf Treue?

Fortuna Köln hat eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich und stellt nicht nur den Verein mit den wenigsten Trainerentlassungen dar, sondern beschäftigt auch den Übungsleiter mit der aktuell längsten Amtszeit, Uwe Koschinat. Vor ihm war mit Matthias Mink seit 2008 lediglich ein weiterer Trainer tätig. Die Südstädter standen dabei längst nicht immer für eine derartige Kontinuität. Zum Ende des vergangenen Jahrtausends versuchten sich Größen wie Bernd Schuster, Toni Schumacher oder Hans Krankl auf dem Posten – alle scheiterten nach kurzer Zeit.

Fortuna hat dazugelernt. Vielleicht können sich andere Vereine, denen das Image des Chaosklubs an den Schuhen heftet, am SCF ein Beispiel nehmen. Ähnlich wie die Kölner verfahren der Hallesche sowie der Chemnitzer FC mit drei respektive vier Übungsleitern zwischen 2008 und heute. Der HFC schwörte Sven Köhler sogar mehr als acht Jahre die Treue, bei den Himmelblauen war Gerd Schädlich mehr als fünf Jahre lang in führender Verantwortung tätig.

Wer besaß die kürzeste Amtszeit?

Nach dem Abgang von Ismail Atalan zum Zweitligisten VfL Bochum stellten die Sportfreunde Lotte erst in diesem Sommer vielleicht ein wenig vorschnell Oscar Corrochano als Nachfolger ein. Schnell stellte sich heraus, dass sich eine Harmonie zwischen Team und Coach entwickeln würde. Zwölf Tage währte die Zeit von Corrochano am Autobahnkreuz. Ihm sollte nicht ein Punktgewinn gelingen, denn den Ligaauftakt vermasselten die Sportfreunde mit einem 0:2 gegen Hansa Rostock. Die "Bild-Zeitung" brachte kurz nach dem Rücktritt von Corrochano die Nichtteilnahme an einem gemeinsamen Grillabend mit der Mannschaft ins Spiel – ein weiteres Indiz, dass es der Trainer in seinen wenigen Tagen nicht schaffte, den Draht zu den Spielern zu finden.

Wer schaffte aus der 3. Liga den Sprung nach oben?

Aktuelle Beispiele zeigen, wie schnell auch für Trainer der Weg nach oben zeigen kann – selbst wenn der Aufstieg mit einem Drittligisten nicht gelingt. Heiko Herrlich durfte im Sommer sogar doppelt feiern, beförderte er doch erst Jahn Regensburg in die zweite und dann sich in die erste Bundesliga zu Bayer 04 Leverkusen. Ähnlich ging es dem angesprochenen Ismail Atalan, der nun an der Seitenlinie des VfL Bochum steht.

Maik Walpurgis durfte ein Jahr nach seiner Entlassung beim VfL Osnabrück mit dem FC Ingolstadt Bundesliga-Luft schnuppern, Manuel Baum trainierte einst die SpVgg Unterhaching und nun den FC Augsburg, Markus Weinzierl schaffte es als früherer Regensburg-Obmann bis zum FC Schalke 04. Dazu gesellen sich diverse Übungsleiter, die den Sprung über die zweite Mannschaft in der 3. Liga schafften: Martin Schmidt und Sandro Schwarz bei Mainz 05, Viktor Skripnik und Alexander Nouri bei Werder Bremen oder Jürgen Kramny beim VfB Stuttgart.

Welche aktuellen Drittliga-Trainer besitzen die größte Erfahrung in dieser Spielklasse?

Ein echter Routinier im Geschäft ist Peter Vollmann. Der Coach des VfR Aalen, der im Übrigen aktuell ebenso nicht komplett von Kritik verschont wird, trainierte Hansa Rostock in der 3. Liga gleich zweimal und darüber hinaus auch den SV Wehen Wiesbaden. Seine aktuell 210 Partien toppt keiner. Marc Fascher meisterte dagegen 2011 mit Preußen Münster den Aufstieg in die Drittklassigkeit, war zuvor bereits kurzzeitig für Carl Zeiss Jena tätig gewesen. Anschließend wurde er 2012 in Rostock und 2017 in Lotte eingestellt, damit hat er mit 49 Jahren sogar vier aktuelle Drittligisten trainiert. Die meisten Jahre verbrachte allerdings Pavel Dotchev in dieser Spielklasse. Er führte Paderborn, Sandhausen, Münster, Aue und nun Rostock, erlebte den ersten Spieltag 2008 und den bislang letzten am vergangenen Wochenende.

 

   

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