Das Transfer-Zeugnis für die 3. Liga – Teil 2
Elf Spieltage sind absolviert, die Startformationen haben sich bei sämtlichen Drittligisten mittlerweile gefunden. Es ist an der Zeit, die Transferbemühungen der Clubs zu bewerten. Wer hat im Sommer goldene Griffe getätigt, wer hat den schwarzen Peter gezogen und wer konnte teils namhafte Abgänge kompensieren? Im zweiten Teil blicken wir auf die Mittelfeldplätze der letztjährigen Tabelle.
[box type="info"]Weiterlesen: Teil 1 mit Karlsruhe, Würzburg und Magdeburg[/box]
Durch den Derbysieg hat sich Münster aus der Krise befreit. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass die Lage bereinigt ist. Zu großen Teilen basiert die aktuelle Elf auf der des Vorjahres, auch weil die Adlerträger in der Sommerpause nur geringe Mittel für Neuinvestitionen zur Verfügung hatten. Im Rahmen dessen sind ihnen einige gute Griffe gelungen.
Überzeugt haben: Nils Körber, der Max Schulze Niehues als Stammtorhüter ablöste und diese Entscheidung mit überraschend guten Leistungen rechtfertigte. Dazu kommen Nico Rinderknecht, der nach seiner Verletzungspause in die Stammelf rutschte und sein großes Talent mehr als andeutet, und Fabian Menig.
Nicht überzeugt haben: Kein Neuzugang fällt völlig ab, allerdings verpflichteten die Preußen auch nur wenige Leute. Lucas Cueto und Luis Klante erhielten zwar keine Einsätze, sind aber entschuldigt: Cueto fehlt mit einer Knochenhautentzündung auf unbestimmte Zeit, Klante war ohnehin nur als dritter Torhüter eingeplant.
Note: 3+
Mit elf Transfers hielt sich Sonnenhof Großaspach in diesem Sommer nicht zurück. Wie üblich lockten die Schwaben junge Spieler mit der Aussicht, sich in einem unkomplizierten Umfeld zu Profis entwickeln zu können. Herausgekommen ist bislang ein Team mit stark schwankenden Leistungen, das sich aber in der oberen Tabellenhälfte und damit absolut im Soll bewegt.
Überzeugt haben: Sebastian Bösel, der vom FC Bayern München II in den Fautenhau wechselte und sich dort schnell in die Startelf spielte. Der junge Dominik Pelivan zeigte ebenfalls gute Leistungen, muss sich aber hinter Bösel anstellen.
Nicht überzeugt haben: Schwer zu sagen, da viele Spieler ihren Job bei der SGS nicht mit hohem Erwartungsdruck antreten. Özgur Özdemir schwankt in den Leistungen noch zu sehr. Saliou Sané kann derweil an seine gute Rückrunde mit den SF Lotte in Großaspach nicht anknüpfen.
Note: 3
Aalen wurde zu einem kleinen Geheimtipp, als sie im Juni plötzlich vier Spieler an einem Tag verpflichteten – darunter einige aufstrebende Talente. Nun: Viele neue Leute kommen beim VfR aufgrund des Mini-Kaders auch regelmäßig zum Einsatz, aber Konstanten im Spiel werden vergeblich gesucht. Mit einer Ausnahme.
Überzeugt hat: Torben Rehfeldt von Werder Bremen II. Er ist nach zehn Spielen unumstrittener Stammspieler – in der Regel neben Thomas Geyer. Rehfeldt zeigt die solidesten Leistungen aller Neuzugänge, dass Aalen nur etwa ein Gegentor pro Spiel kassiert, ist auch sein Verdienst.
Nicht überzeugt haben: Luca Schnellbacher, der sich mehr und mehr in seiner Jokerrolle zu verknoten scheint. Marcel Bär erwischte neben drei erzielten Toren auch einige unsichtbare Auftritte. Cagatay Kader wird in der lokalen Presse bereits als Fehleinkauf abgestempelt – der Zugang aus Frankfurt durfte nur einmal ran, fällt offensichtlich schon im Training weit ab.
Note: 4+
Erst überraschte Lotte, dann knickte der Club in der Vorsaison ein. Mehr Breitenqualität sollte Abhilfe schaffen, deshalb investierten die SFL bis zum letzten Tag der Transferphase ihre Überschüsse aus der goldenen Pokalgeschichte. Herausgekommen ist bislang Mittelmaß – und das ist eine erfreuliche Entwicklung, stand Lotte vor wenigen Wochen doch noch mit dem Rücken zur Wand. Ausschließlich Treffer haben die Lotter mit ihren Transfers aber nicht landen können.
Überzeugt haben: Innenverteidiger Adam Straith, der in seinen bisherigen sieben Spielen erheblich zur Stabilisation beigetragen hat. Auch Marcus Piossek hat mit lichten Momenten wichtige Treffer beigesteuert. Hamadi Al-Ghaddioui scheint nach anfänglicher Kritik allmählich warmzulaufen.
Nicht überzeugt haben: Michael Hohnstedt, der nach seiner Rückkehr aus Osnabrück in der 3. Liga noch überhaupt nicht zum Einsatz kam. Auch von Jonas Acquistapace durfte nach seiner tollen Rückserie in Zwickau viel mehr erwartet werden, gleiches gilt für Max Wegner. Maximilian Oesterhelweg scheint dagegen den Turnaround nach einem verkorksten Auftakt zu schaffen.
Note: 3+
Abstiegskampf in Halle, so lautet die Realität nach elf Spieltagen. Eine Entwicklung, deren Ursache vielschichtig ist und längst nicht nur auf eine mangelnde Transferpolitik zurückzuführen ist. Immerhin wurde das offensive Defizit behoben – dafür schwächelt die Verteidigung neuerdings gewaltig. Auch Trainer Rico Schmitt ist bereits angezählt.
Überzeugt haben: Braydon Manu, der sympathische Wirbelwind. Er kam aus dem Nichts und schlug ein – eine absolute Bereicherung für die Liga. Leihgabe Erik Zenga hat sich nach langer Verletzungspause schnell integriert, er wird sich weiter steigern. Auch Hendrik Starostzik hatte bereits einige gute Auftritte.
Nicht überzeugt haben: Mathias Fetsch, die große Sturmhoffnung. Er ist nach zehn Spielen noch immer ohne jeden Torerfolg.
Note: 3
Tabellenletzter, den Trainer rausgeschmissen: In Erfurt läuft es drunter und drüber. Ob es tatsächlich die mangelnde Leistung von Stefan Krämer war? Oder ob mit den Möglichkeiten, die wiederum der geringe Etat der Thüringer auf dem Transfermarkt überhaupt zugelassen hatte, nicht mehr möglich gewesen war? Kaum eine Mannschaft ist so schwer zu bewerten wie die klammen Rot-Weißen.
Überzeugt haben: Berkay Dabanli, ein souveräner Rückhalt. Er agiert sicherer als noch zu Chemnitzer Zeiten. Merveille Biankadi dürfte sich auch im Abstiegsfall problemlos in der 3. Liga halten, sein Talent ist unverkennbar. Und auch Ahmed Waseem Razeek hat mehr positive als negative Schlagzeilen produziert.
Nicht überzeugt haben: Bis auf Biankadi fast alle Regionalliga-Verpflichtungen, von denen aber, so hart es klingen mag, auch nicht mehr erwartet werden konnte. Erfurts Weg scheint womöglich vorgezeichnet.
Note: 4+
Im Verfolgerfeld und doch weit ab von den dicken Früchten, so richtig nach Wunsch verläuft die Spielzeit von Hansa Rostock bisher nicht. Das liegt ausnahmsweise nicht an den Neuzugängen, stellte sich Pavel Dotchev doch eine Mannschaft mit einem völlig neuen Gesicht zusammen. Und diese staubt bislang gute Kritiken ab.
Überzeugt haben: Janis Blaswich im Tor, Oliver Hüsing und Julian Riedel in der Abwehr, Bryan Henning, Willi Evseev und in Ansätzen auch Selcuk Alibaz im Mittelfeld – fast in allen Mannschaftsteilen hat Hansa perfekte Transfers getätigt.
Nicht überzeugt hat: Menelik Chaka Ngu’Ewodo, der von Dotchev kürzlich öffentlich gerüffelt wurde. Von ihm müsse deutlich mehr kommen, tadelt der Coach. Dabei wäre ein Stürmer in Topform so wichtig für die Kogge, lautet das größte Manko aktuell doch die Chancenverwertung. Auch bei Marcel Hilßner (kam aus Dresden) dementsprechend ist noch Luft nach oben.
Note: 1-
[box type="info"]Weiterlesen: Teil 1 mit Karlsruhe, Würzburg und Magdeburg[/box]