Würzburger Kickers: Nichts, das Hoffnung macht

Ist der freie Fall der Würzburger Kickers noch aufzuhalten? Nach der desaströsen 0:5-Heimniederlage gegen den SV Wehen Wiesbaden deutet derzeit rein gar nichts auf eine baldige Wende beim Zweitliga-Absteiger hin. Umso überraschender, dass der Verein am Montag Interimstrainer Michael Schiele zum neuen Cheftrainer befördert hat. Ein Kommentar.

Markigen Worten folgte die Kapitulation

"Arsch aufreißen!" prangte es in großen Lettern und unmissverständlich auf der Titelseite der Kickers Vereinspostille. Teile der Mannschaft, Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer und Michael Schiele trafen sich in der vergangenen Woche zur Aussprache mit den Fans, in der es laut Verein "offen, emotional, ehrlich" zuging. Was war das Ganze wert? Den Lippenbekenntnissen und markigen Ansagen folgte die höchste Heimniederlage seit fünf Jahren, bei der die Mannschaft in der Schlussphase, ohne Gegenwehr, in all seine Einzelteile zerfiel.

Mal wieder kam die Kickers-Elf nicht über spielerisch gute Ansätze hinaus, ließ dabei alle Grundvoraussetzungen, um in einem Drittliga-Spiel erfolgreich zu bestehen, vermissen und steht nach 13 Spieltagen völlig zurecht auf dem vorletzten Tabellenplatz. In den letzten drei Ligaspielen setzte es für den FWK drei Niederlagen, bei einem Torverhältnis von 0:9. Das Wort "Abstiegskampf" wollten Sauer und Kapitän Neumann nach dem Heimdebakel dennoch nicht in den Mund nehmen. Bemerkenswert!

Die 0-Punkte-Empfehlung

Mindestens genauso bemerkenswert ist die Beförderung von Michael Schiele zum neuen Cheftrainer am Dallenberg. Mit einer Bilanz von 0 Punkten, 0:7 Toren und dem peinlichen Totopokal-Aus gegen Regionalligist 1860 Rosenheim als Empfehlung, vom Interimstrainer zum Chef – das dürfte es im deutschen Profifußball zuvor so auch noch nicht gegeben haben. Schiele, der im Training ganz offenbar alles daran setzt, die Versäumnisse und Fehler von Vorgänger Stephan Schmidt auszubügeln, genießt ab jetzt das uneingeschränkte Vertrauen der Vereinsverantwortlichen. Dass er dabei auf keine funktionierende Mannschaft zurückgreifen kann, ist allerdings mehr als alarmierend. Der von Sauer und Schmidt zusammengestellte Kader passt offensichtlich hinten und vorne nicht zusammen.

Die von Schmidt angedachten Schlüsselspieler sind unter Schiele bisher entweder völlig außen vor (Björn Jopek, Dennis Mast, Sebastian Schuppan) oder präsentieren sich in einer überaus schwachen Verfassung (Wolfgang Hesl, Patrick Göbel). Warum man Schiele einem völlig neuen Trainer, der neue Impulse in den Verein bringen könnte, vorzieht – darüber lässt sich freilich nur spekulieren. Vielleicht ist den Kickers immer noch nicht der Ernst der Lage bewusst? Oder aber man will nach den kostspieligen Spielerverpflichtungen und der Entlassung von Schmidt, den Verein vor einem größeren finanziellen Schaden bewahren? Fakt ist, das Vorgehen der Kickers wirkt, wie in den ganzen vergangenen letzten Monaten, undurchsichtig und wenig nachvollziehbar.

Geschicktes Krisenmanagement oder ein kontrolliertes An-die-Wand-fahren?

Lange, sehr lange, musste man in Würzburg auf Profifußball warten. Der Hype war dementsprechend groß als Bernd Hollerbach mit seinem Jugendklub von der Regionalliga bis in die zweite Liga stürmte. Davon ist heute, im Herbst 2017, kaum noch etwas übrig. Der Verein taumelt ziellos am Tabellenende der 3. Liga umher und ließ sich zuletzt im eigenen Stadion von Gegnern wie Unterhaching und Wiesbaden zeitweise vorführen. Die Zuschauerzahlen sinken stetig, die Stimmung beim Anhang bewegt sich rundum den Nullpunkt.

Es scheint als, würde der Fußballstandort Würzburg, schon nach 13 Spieltagen in der Drittliga-Saison 2017/18, langsam zerbröckeln. Oder aber man tut der Vereinsführung, die vielleicht einfach nur kühlen Kopf bewahrt und gestärkt aus der Krise zurückkommt, unrecht? Möglich ist das. Aber dazu müssten sich die Akteure am Spieltag nun endlich mal den "Arsch aufreißen". Ansonsten war es das mit Profifußball in Würzburg – und dann wohl wieder für eine lange, sehr lange, Zeit.

 

   

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