Kritik nach Karlsruhe-Pleite: Der FCM ist ein wenig verwöhnt
Mehr als zwei Punkte im Schnitt, der dritte Tabellenplatz – es ist immer noch alles im Lot beim 1. FC Magdeburg. Oder etwa nicht? Einige Fans reagieren auf die Pleite in Karlsruhe unruhig, manche sogar ungehalten. Vielleicht sind manche Anhänger durch den anhaltenden FCM-Erfolg ein wenig zu sehr verwöhnt worden. Ein Kommentar.
Ein Scheidepunkt steht vor der Tür
Wer nach der 0:1-Niederlage des 1. FC Magdeburg beim Karlsruher SC durch das Internet surfte, um sich Meinungen zum Spiel einzuholen, der muss einen Schreck bekommen haben. Ungewöhnlich deutlich diskutierten die Fans des FCM über den Ausgang und über die zugegeben durchschnittliche Leistung ihrer Mannen. Mehrfach musste der Verein selbst auf seinen eigenen Social Media-Auftritten eingreifen und an die Netiquette erinnern. "Liebe Fans, bei einigen Kommentaren wird uns schwindelig. Kritisch sein ist erlaubt. Aber mit Begriffen wie A….loch oder Idioten zu argumentieren und hantieren?“, schrieb der Club beispielsweise in einem eigenen Kommentar, der viel Beachtung fand. Doch warum ist das Einschreiten überhaupt nötig geworden? Warum wird der Ton an der Elbe so rau?
Der FCM ist durch erfolgreiche Jahre ein wenig verwöhnt und eine Spur zu hochtönend geworden. Nicht wenige der selbsternannten "Größten der Welt" machen im Austausch mit anderen Fans deutlich, dass ihnen diese Bedeutung auch tatsächlich zukommt. Und weil sie wissen, dass sie zugegebenermaßen für eindrucksvolle Stimmung sorgen können, die in dieser 3. Liga fehl am Platz ist. Dieses Selbstverständnis kann für Anhänger anderer Clubs anstrengend werden. Vor allem aber schürt es Druck auf den Spielern, die nun erstmals merken werden, dass im dritten Jahr dieser Spielklasse die Sehnsucht nach dem Aufstieg in eine gewisse Erwartungshaltung gemündet hat.
Zehn Siege aus zwölf Spielen ließen zunächst keine Zweifel aufkommen, dass Magdeburg in diesem Jahr ein klarer Aufstiegskandidat ist. Nun kommt aber neben dem SC Paderborn mit dem SV Wehen Wiesbaden mindestens ein Querulant ins Spiel, der spielerisch momentan eine noch bessere Figur macht. Offensichtlich wächst die Angst vor dem direkten Aufeinandertreffen am kommenden Wochenende. Es kommt zur Unzeit nach einer BVB-Woche, auf die sich die ganze Region so gefreut hatte und die mit drei verdienten Pleiten und 0:9 Toren beendet wurde. Ein erster Scheidepunkt dieser Saison steht aus FCM-Sicht unmittelbar vor der Haustür.
Was sollten die Anhänger tun?
Zunächst einmal den allgemeinen Frustpegel senken. Eine 0:1-Pleite im Auswärtsspiel bei einem nominell gut besetzten und zudem allmählich in Fahrt kommenden Zweitliga-Absteiger ist keine Schande. Die Drittliga-Devise, dass jeder jeden schlagen kann, wird sich auch in der zehnten Auflage bewahrheiten. Jena schlägt Paderborn, Meppen besiegt Wiesbaden – und auch der 1. FC Magdeburg ist hin und wieder fällig. Mit 30 Punkten aus 14 Spielen sind Jens Härtel und Co. immer noch sehr gut bedient. Für Unruhe ist es viel zu früh.
Lernen müssen das allen voran jene, die erst seit kurzer Zeit (wieder) aktiv mit dem Fußballclub sympathisieren. Vielleicht ein Viertel derer, die im Herbst 2017 das Stadion am Heinz-Krügel-Platz so eindrucksvoll füllen, hat auch triste und undankbare Zeiten am Ende der Regionalliga-Tabelle erlebt. Wer neu dazu gekommen ist, kennt die Demut nicht, mit der der 1. FC Magdeburg vor fünf Jahren über die Länder fahren musste. Die Erinnerung an diese Zeit würde dieser Tage helfen, die aktuelle Mini-Krise angemessen einzuordnen.