Fünf Fragen: Das erwartet uns am 15. Spieltag
Bevor die letzte Länderspielpause dieser Saison ins Haus steht, wollen sich alle Drittligisten mit einem guten Gefühl verabschieden. Jede Position und jeder Punkt zählen in der Endabrechnung – das wissen auch die Teams, die voraussichtlich die ersten Plätze unter sich ausmachen.
Der 15. Spieltag
Umso wichtiger werden die direkten Duelle, von denen eines das absolute Spitzenspiel darstellt. Das Duell zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem SV Wehen Wiesbaden. Fortuna Köln reist unterdessen zu Preußen Münster, der SC Paderborn empfängt den VfL Osnabrück. Vermeintlich machbare und doch unangenehme Aufgaben.
Denn auch im Keller bleibt es spannend. Spiele wie das Aufeinandertreffen von Erfurt und Lotte versprechen viel sportliche Brisanz, der unerwartete Letzte aus Würzburg besitzt gegen Halle den viertletzten Anlauf, im Jahr 2017 doch noch einen Heimsieg einzufahren. Und auch Werder Bremen II, denen wieder einmal ihr Trainer mitten in der Spielzeit von den schwächelnden Profis genommen wurde, rutscht immer weiter in den Tabellenkeller, weil es seit zehn Partien auf einen Erfolg wartet. Ob das Heimspiel gegen Sonnenhof Großaspach Besserung verspricht?
Frage 1: Stoppt Werder Bremen II seine Krise eher als die Profis?
Das ist wirklich kurios. Sowohl die Erste von Werder Bremen als auch das Nachwuchsteam in der 3. Liga warten nun seit zehn Ligaspielen auf einen Sieg – Pech steckt offensichtlich an. Die Folge ist aus Bremer Perspektive eine übliche: Florian Kohfeldt, Coach der U23, rutscht bei den Profis ins erste Glied, zumindest vorübergehend. Die U23 wird hingegen von Routinier und Schnauzbartträger Mirko Votava geleitet, ebenfalls zumindest vorübergehend. Noch weiß schließlich niemand, wie die Bremer ihre Cheftrainerrolle künftig besetzen werden.
Profitieren will von all dem Durcheinander die SG Sonnenhof Großaspach. Die hat im Stürzen von Trainern reichlich Erfahrung – erst am vergangenen Samstag sorgte die SGS mit dem 2:0-Auswärtssieg in Lotte für die dortige Freistellung von Marc Fascher. Selbst fahren die Fautenhauer mit ihren Trainern stets gut, Rüdiger Rehm wurde von einem Zweitligisten abgeworben und auch Oliver Zapel ging aus freien Stücken, um höhere Ziele anzustreben. Auch Sascha Hildmann, der dritte No-Name auf dem Trainerstuhl, macht seine Sache aktuell mehr als erfolgreich.
Frage 2: Bleibt Fortuna Köln im Rennen um die Spitze?
Der überraschendste Faktor im Kampf um die Aufstiegsplätze ist nach wie vor Fortuna Köln. Die Domstädter haben sichtlich Gefallen daran gefunden, mit einem kleinem Etat, aber großem Zusammenhalt favorisierte Teams zu ärgern. Das ganze Team drumherum wird von Woche zu Woche, die der 1. FC Köln abgeschlagen am Tabellenende der Bundesliga verbringt, mehr gepusht – das erste Kölner Stadtduell seit Jahrzehnten ist für die kommende Saison keine unwahrscheinliche Option. Um das zu erreichen, steht für Uwe Koschinat und seine Elf aber auch am Freitagabend in Münster Punkten auf der Tagesordnung. In der vergangenen Spielzeit unterlag der SCF mit 0:1 und 2:4, zeigte gegen die Preußen jeweils schwache Leistungen. Heute wissen die Südstädter, dass der Gegner nach einer 2:6-Klatsche in Wiesbaden angeknockt ist. Ein gefundenes Fressen für Köln?
Frage 3: Stoppt der VfL Osnabrück die Heimserie des SC Paderborn?
In einer Phase, in der der SC Paderborn 2016/17 nahezu alle Spiele verlor, gewann er (unter neuem Trainer) urplötzlich gegen den VfL Osnabrück. Dieser Tage soll das umgekehrt laufen, hoffen die Lila-Weißen – für sie spricht zumindest die Tagesform. Denn Paderborn kam schwächelnd aus der Englischen Woche, holte sich eine verdiente 1:3-Niederlage bei Aufsteiger Carl Zeiss Jena. Osnabrück spielte sich jeglichen Frust mit einem 4:0-Kantersieg über Zwickau von der Seele und reist mit dem guten Gefühl nach Ostwestfalen, den Favoriten nicht nur ärgern zu wollen, sondern auch zu können. Für den VfL würden Punkte eminent wichtig sein, um sich freizuschwimmen. Paderborn hingegen muss aufpassen, nach dem exzellenten Saisonstart gar nicht erst der Sorglosigkeit zu verfallen.
Frage 4: Schafft Würzburg in dieser Saison noch einen Heimsieg?
Langsam rennt den Würzburger Kickers und seinen bemitleidenswerten treuen Anhängern die Zeit davon: Noch immer haben die Rothosen im Jahr 2017 keine drei Punkte im eigenen Stadion am Dallenberg behalten dürfen, immer trüber wird die Erinnerung an ein fulminantes 3:0 über den VfB Stuttgart – der ganz nebenbei in der kommenden Spielzeit vielleicht drei Etagen höher kickt als Würzburg. So schnell kann das im Fußball gehen. Zurück zum Tagesgeschäft. Würzburg empfängt den Halleschen FC, das klingt durchaus lösbar, allerdings hat der HFC auch erst zwei von sieben Auswärtsspielen verloren. Verlieren darf Würzburg unter dem neuen, bislang punktlosen Cheftrainer Michael Schiele allen voran nicht seinen Kopf. Das Potenzial ist doch da. Nur macht es mehr und mehr den Eindruck, als würde aus den Individualisten in der Krise erst recht kein Team entwachsen.
Frage 5: Überholt Wiesbaden den 1. FC Magdeburg?
5:0 und 6:2 – das sind Ansagen in dieser 3. Liga, die doch eigentlich eher Beton als Kanonen produziert. Der SV Wehen Wiesbaden hat sie in den vergangenen 14 Tagen geliefert und unter Beweis gestellt, dass der Aufstieg auch über die Hessen führen kann. Frei nach Peter Maffay sind sieben dunkle Jahre nun offenbar überstanden, aber ist Wiesbaden auch der helle Schein? Ein Gang über die (Elb-)Brücke entfernt könnte die Antwort verborgen sein. Magdeburg kommt sieg- und torlos aus der Englischen Woche inklusive DFB-Pokal, ein Hauch von Unruhe ist bei manch erwartungsvollem Fan zu spüren. Das möchten sich Rüdiger Rehm und Wiesbaden zunutze machen. Ein angenehmer Nebeneffekt aus Wiesbadener Sicht wäre die Tatsache, dass der SVWW den FCM mit einem Auswärtserfolg in der Tabelle sogar überholen könnte. Spielt Münster gegen Köln günstig, wäre sogar ein Aufstiegsrang möglich.