Hansa Rostock etabliert sich als Verfolger: "Träumen erlaubt"
Die Hinrunde neigt sich so langsam dem Ende zu. Mittlerweile ist bei allen Vereinen eine Tendenz erkennbar, wohin die sportliche Reise in dieser Spielzeit führen kann. So auch beim F.C. Hansa Rostock, dem es für die Spitzengruppe an Qualität in der Offensive und der nötigen Konstanz fehlt. Als Verfolger hat sich die Kogge aber etabliert. Ein Zwischenfazit.
Auswärts stark, daheim schwach
Mit neuem Trainer und einem Radikalumbruch sind die Hanseaten, die in den letzten Jahren zumeist im unteren Mittelfeld der Tabelle rangierten, in die Saison gestartet. Coach Pavel Dotchev verpasste dem Kader eine Verjüngungskur und formte aus 18 Neuzugängen und den wenigen verbliebenen Akteuren aber schnell ein Team. Mit zehn Punkten aus den ersten fünf Spielen erwischten die Hanseaten einen fabelhaften Start, der die Fans ein wenig träumen ließ und Euphorie verbreitete.
Die Kogge ritt vor allem auswärts auf einer Erfolgswelle, doch der Wind in den Segeln brachte das Team rund um Kapitän Amaury Bischoff vom Kurs ab. Vor heimischem Publikum taten sich die Hanseaten besonders schwer, erst am 11. Spieltag gelang der erste Sieg im Ostseestadion.
Hinten hui, vorne pfui
Schnell kristallisierten sich im Laufe der Saison die Stärken und Schwächen der Dotchev-Elf heraus. Das Prunkstück ist fraglos die Defensive: Sie steht bis auf wenige Ausrutscher wie zuletzt gegen den Karlsruher SC zumeist bombensicher, nur zwölf Gegentreffer kassierte die Hintermannschaft der Rostocker rund um Abwehrchef und "Leuchtturm" Oliver Hüsing, der in der Zentrale einwandfrei mit Julian Riedel harmoniert. Zudem steht mit Janis Blaswich ein starker Rückhalt zwischen den Pfosten, der schon die ein oder andere Großchance vereitelte.
In der Offensive aber drückt der Schuh. Es fehlt nicht nur an Kreativität im Offensivspiel, sondern auch ein Durchsetzungsstärke im letzten Drittel. Stürmer Soufian Benyamina steckt in einem Formkrise, Angreifer Marcel Ziemer fällt mit einem Kreuzbandriss lange aus und auch Tim Väyrynen konnte bisher nicht durchgehend überzeugen. Das Ergebnis: Nur 16 erzielte Tore – zu wenig, um dauerhaft oben anzuklopfen. Keine Überraschung, dass die Hanseaten sich zuletzt mehr und mehr zwischen dem Verfolger-Feld und dem Mittelfeld bewegen.
Dotchev: Aufstieg unrealistisch, aber Träumen erlaubt
Das sieht auch Julian Riedel so: "Es macht keinen Sinn, jede Woche von Aufstieg und Mittelfeld zu reden. Am Ende der Saison müssen wir sehen, wozu unser Potential gereicht hat", blickt der Innenverteidiger gegenüber dem "NDR" nach vorn. Angesichts des Saisonverlaufs ist man in der Hansestadt aber dennoch glücklich. "Wir haben die Saison ganz gut hingekriegt", schätzt Bischoff ein. Auch Dotchev ist "zufrieden". Der Coach, der 2019 den Aufstieg in die 2. Liga anvisiert, appelliert: "Wir dürfen uns nicht verunsichern lassen und müssen unserer Linie treu bleiben."
Seine Mannschaft sei noch immer dabei, sich zu finden. Der Fußballlehrer glaubt zwar, dass sein Team in der engen 3. Liga eine Chance gegen Spitzenmannschaften haben wird, ein Aufstieg kommt in dieser Saison aber wohl noch zu früh: "In der jetzigen Situation ist das unrealistisch." Eine Hintertür lässt sich der 52-Jährige aber offen: Im Fußball ist alles möglich. Man darf auch träumen.