Fünf Gründe für die Erfolgsserie des SV Wehen Wiesbaden

Vor der Saison hatte kaum jemand Wehen Wiesbaden zu den Aufstiegsanwärtern gezählt, nach 15 Spielen steht fest: die Hessen sind genau das. Und das hat Gründe. liga3-online.de hat sich die Wiesbadener Erfolgsgeschichte genauer angeschaut. 

Grund 1: Der Erfolgstrainer

Als Rüdiger Rehm Wiesbaden im Februar übernahm, standen die Hessen auf Rang 17. Innerhalb weniger Tage verpasste Rehm einer verunsicherten Mannschaft eine klare Grundstruktur, plötzlich wussten die Spieler wieder, was sie machen und wohin sie laufen sollten. Es folgte eine unfassbare Siegesserie mit zehn Siegen aus 16 Liga-Spielen, Wiesbaden wurde Siebter. Es bekam nur kaum jemand mit, irgendwie ging der Wiesbadener Lauf in der medialen Betrachtung fast unter. Rüdiger Rehm wird das ganz recht gewesen sein, so konnte er im Sommer in aller Ruhe den Kader verstärken und dem Team seine Vorstellungen einimpfen. Die Folge: 30 Punkte nach 15 Spielen, Rang vier – da wächst ein Aufstiegskandidat heran.

Grund 2: Der Torjäger

Wie schnelllebig der Fußball sein kann, sieht man sehr gut am Beispiel von Manuel Schäffler. Der ist mit elf Treffern aus 15 Spielen zweitbester Torjäger der Liga – doch der Mittelstürmer hat auch schon andere Zeiten erlebt. Auch in Wiesbaden, wohin er 2016 gewechselt war. An den 22 Spieltagen der Saison 2016/17 traf er gerade einmal dreimal, dann verpflichteten die Hessen Rüdiger Rehm als Trainer – und seitdem läuft es auch bei Schäffler. Von den 31 Ligaspielen unter Rehm verpasste Schäffler nur eins, erzielte dafür 22 Treffer – das ist absolut zweitligareif!

Grund 3: Die beste Abwehr der Liga

Während vorne meist Schäffler trifft, brennt hinten wenig bis gar nichts an. Nur zehn Gegentore – das ist der Bestwert der 3. Liga. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Keeper Markus Kolke strahlt Ruhe aus und hält auch mal Bälle, die andere Drittliga-Schlussmänner nicht halten – er ist seit vielen Jahren einer der besten, wenn nicht der beste Keeper der Liga. Innen verteidigen Sascha Mockenhaupt und Steven Ruprecht kompromisslos, dazu sind beide bei eigenen Standards enorm gefährlich. Und über Linksverteidiger Alf Mintzel ist eigentlich alles gesagt worden: Trotz seiner fast 36 Jahre ist er ein nimmermüder Aktivposten, fünf Vorlagen gab er schon. Auch das sagt einiges über seinen Wert aus. Rechts hat sich mit Moritz Kuhn ein ähnlicher Spielertyp nach Startschwierigkeiten mittlerweile festgespielt – das passt. Wiesbadens Defensive ist ein Garant für den Höhenflug.

Grund 4: Die Neuzugänge

Eigentlich passen Wiesbadens Neuzugänge alle in ein Beuteschema: Sie sind jung, gut ausgebildet, überaus talentiert und heiß darauf, den Durchbruch im Profifußball zu schaffen. Das gilt für Innenverteidiger Sören Reddemann genauso wie für Linksaußen Maximilian Dittgen, der verletzungsbedingt noch nicht richtig zum Zuge kommt. Vor allem aber trifft es auf Agyemang Diawusie zu, der im Sommer von RB Leipzig kam. Mit seinen 19 Jahren vereint er vieles von dem, was ein Offensivspieler im System von Rehm braucht: Tempo, Dynamik und das Selbstvertrauen, um in die direkten Duelle zu gehen. Nur torgefährlicher muss er noch werden.

Der wichtigste Neue aber ist ganz ohne Zweifel der Schweizer Stephan Andrist. Mit seinen 29 Jahren und der Erfahrung aus 150 Erstligaspielen (22 Tore) in seiner Heimat ist Andrist nicht nur die routinierte Ausnahme unter Wiesbadens Neuzugängen, er ist auf dem offensiven rechten Flügel schon jetzt nicht mehr wegzudenken. Nicht nur wegen seiner fünf Treffer in 15 Spielen.

Grund 5: Das Umfeld

Euphorie hat der SV Wehen Wiesbaden in seiner kurzen Vereinsgeschichte selten erlebt. Die unmittelbaren Nachbarn aus Mainz, Frankfurt oder Darmstadt stehen im Fokus der Öffentlichkeit, Wiesbaden hat einen Standortnachteil. Als Beispiel dafür ließe sich der Zuschauerschnitt heranziehen: Während die Heimspiele des direkten Konkurrenten 1. FC Magdeburg im Schnitt über 17.000 Zuschauer sehen wollen, muss Wiesbaden um jeden einzelnen Fan kämpfen. Gut 2.200 kommen im Schnitt, das ist einerseits enttäuschend, andererseits aber auch ein Vorteil: Wiesbaden kann ohne den großen Druck aufspielen. Ein Fakt, der im weiteren Verlauf der Saison entscheidend sein kann.

   

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