Thioune-Beförderung: Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt

Seit Dienstagnachmittag steht fest, was für viele keine große Überraschung mehr war: Daniel Thioune bleibt bis zum Saisonende Cheftrainer des VfL Osnabrück. Diese Entscheidung ist keineswegs eine Notlösung aus Mangel an Alternativen, sondern die Richtige basierend auf der Entwicklung der Mannschaft seit Übernahme des Trainerpostens. Ein Kommentar.

Sportliche Entwicklung positiv

Die Bilanz Thiounes liest sich zunächst nicht sehr vertrauenserweckend. Lediglich einen Sieg aus den vergangenen fünf Spielen konnte der frischgebackene Cheftrainer der Lila-Weißen einfahren. Zuletzt gab es eine herbe 0:3-Pleite in Paderborn. Bewertet werden muss aber vor allem die sportliche Entwicklung der Mannschaft. Unter Joe Enochs wirkte die Mannschaft am Ende teilweise nicht nur ideen-, sondern kampf- und willenlos. Die 4:1 Derbyniederlage in Münster, die auch noch deutlich höher hätte ausfallen können, war bis dato der Tiefpunkt der Saison.

Unter Thioune dann der Wandel. Die zweite Halbzeit in Rostock und beim Heimsieg gegen den FSV Zwickau wurde die Handschrift des neuen Trainers deutlich. Mutiger Offensivfußball und taktische Flexibilität gaben der Mannschaft ihr Selbstvertrauen zurück. Thioune stellte gegen Zwickau auf 3-4-3 um, beorderte Emmanuel Iyoha auf die rechte defensive Seite und gab der Mannschaft eine völlig neue taktische Ausrichtung. Dazu beförderte er Eigengewächs Sebastian Klaas in die erweiterte Stammelf und schuf so eine zusätzliche Option im Offensivspiel. Auffallend auch, dass Daniel Thioune häufig emotionaler und begeisterter wirkt als seine Vorgänger. Vielleicht ist es genau dieser Ansporn, der den Spielern in den vergangenen Monaten gefehlt hat, um ihr Potenzial abzurufen.

Trotz aller positiven Entwicklung wurde aber auch deutlich, dass der VfL Osnabrück zu Recht dieses Jahr nicht um den Aufstieg mitspielen wird. Gegen die Spitzenmannschaften aus Magdeburg und Paderborn wurden die Grenzen des durch Verletzungen zusätzlich geschwächten Osnabrücker Kaders deutlich aufgezeigt. Der fehlende Vollblutstürmer würde aber auch durch einen neuen Trainer nicht besetzt werden können. Der Fokus muss jetzt in Osnabrück ohnehin auf den Abstiegskampf gelegt werden.

Fingerspitzengefühl bei der Beförderung

Die Vereinsführung um Geschäftsführer Jürgen Wehlend beweist sowohl beim Zeitpunkt der Beförderung, als auch dem Umfang des Vertrages Fingerspitzengefühl. Die Länderspielpause bietet dem Trainer und der Mannschaft die Sicherheit, um konzentriert an ihren Fehlern, vor allem nach Standards, arbeiten zu können. "Es ist wichtig, Klarheit in der Trainerfrage zu haben – gut, dass der Verein hier ein Signal gesendet hat. Nun sind wir Fußballer in der Pflicht, weiter gute Leistungen zu zeigen und vor allem die nötigen Punkte zu holen“, wird Kapitän Christian Groß von der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zitiert.

Das Arbeitsverhältnis zunächst nur bis zum Ende der Saison festzuschreiben, ist nicht nur ein deutliches Zeichen an Fans und Verein nicht erneut überhastet eine langfristige Bindung zu erzwingen. Die Wahl eines neuen Sportdirektors, der laut Wehlend bereits gefunden wurde, dürfte ein weiterer Grund sein. Der neue sportliche Leiter soll alle Freiheiten haben die neue Saison nach seinen Vorstellungen zu planen. Ob mit oder ohne Thioune dürfte vom Erfolg seiner Mannschaft in den kommenden Monaten abhängig sein.

 

   

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