Sportfreunde Lotte: Kevin Freiberger erklärt das Trainer-Chaos
Im Interview mit liga3-online.de spricht Kevin Freiberger von den Sportfreunden Lotte über den neuen Trainer Andreas Golombek, seine ehemaligen Coaches Oscar Corrochano und Marc Fascher, den Sieg in Erfurt und die Ansprüche der Sportfreunde.
[box type="info"]"Große Erleichterung nach dem Sieg gegen Erfurt"[/box]
liga3-online.de: Beim Debüt Ihres neuen Trainers Andreas Golombek gab es am Wochenende einen 3:2-Auswärtserfolg bei Rot-Weiß Erfurt. Wie ist Ihr Fazit zum Spiel?
Kevin Freiberger: Man hat denke ich gesehen, dass wir alle froh darüber waren, dass die Trainerdiskussion endlich ein Ende gefunden hat und wir mit Andreas Golombek einen Neuanfang starten können. Jeder war besonders motiviert und wollte dem neuen Coach zum Einstand einen Sieg bescheren. Zwar hat noch nicht alles perfekt funktioniert. Trotzdem haben wir ein ordentliches Spiel abgeliefert und unser Ziel erreicht.
Für Sie persönlich erfreulich: Nach zwölf Spielen ohne Tor trafen Sie in Erfurt zum zwischenzeitlichen 2:2. Wie groß war die Erleichterung?
Natürlich wurde ich in den letzten Wochen häufig gefragt, wann ich denn mal wieder treffe. Das hat mich aber überhaupt nicht beeinflusst. Ich wusste, dass der Knoten irgendwann platzt. Unabhängig davon standen wir vor dem Erfurt-Spiel insgesamt unter Druck. Uns war klar, dass ein Sieg her muss, wenn wir nicht komplett unten reinrutschen wollen. Nach Abpfiff war bei uns allen die Erleichterung riesig.
[box type="info"]"Fascher hat uns nicht mehr erreicht"[/box]
Andreas Golombek ist zwar erst seit ein paar Tagen im Amt. Können Sie trotzdem schon etwas nennen, was er im Vergleich zu seinem Vorgänger Marc Fascher anders macht? Das Verhältnis zwischen Team und Fascher soll ja nicht das Beste gewesen sein.
Ich sage es mal so: Es liegt auf der Hand, dass uns Marc Fascher zum Ende seiner Amtszeit nicht mehr erreicht hat. Andreas Golombek ist ein ganz anderer Charakter. Er ist absolut ehrlich und sagt immer direkt, was er denkt. Außerdem strahlt Golombek eine unglaubliche Ruhe aus. Das ist in unserer aktuellen Situation sehr wichtig.
Zuvor war Golombek fast vier Jahre für den SC Verl in der Regionalliga West tätig. Er kennt also nicht nur die Sportfreunde Lotte gut, sondern fühlt sich auch in der Region heimisch. Macht ihm das den Einstieg bei einem neuen Verein einfacher?
Auf jeden Fall. Viele Spieler – unter anderem auch ich – kennen Andreas Golombek schon lange. Er hat außerdem einen guten Draht zu unserem Ex-Trainer Ismail Atalan. Die Entscheidung, ihn zu verpflichten, lag also nahe. Wir wussten, was auf uns zu kommt und Golombek wusste, was ihn in Lotte erwartet.
Sie haben jetzt den vierten Trainer seit Juli. Kurz vor Saisonbeginn wechselte Ismail Atalan zum VfL Bochum, Oscar Corrochano war nicht einmal zwei Wochen im Amt und für Marc Fascher war nach rund drei Monaten Schluss. Haben Sie so viele Trainerwechsel in einer so kurzen Zeit schon einmal erlebt?
Nein. Für uns alle ist das etwas Neues, das wir sicherlich nicht noch einmal mitmachen möchten. Fakt ist aber, dass wir weder mit Oscar Corrochano noch mit Marc Fascher auf lange Sicht glücklich geworden wären. Beide waren Trainertypen, die von Beginn an gesagt haben, dass wir abwartend agieren sollen und erst einmal schauen müssten, wo wir stehen. Für eine Truppe wie uns, die von Ismail Atalan die Gewinnermentalität eingeimpft bekommen hat, war das wie ein Fremdkörper.
Corrochano war nicht einmal zwei Wochen im Amt, als er zurücktrat. Was war da los?
Unter Corrochano war es eine ganz andere Welt. Nach dem Powerfußball mit Atalan und seinem immer sehr intensiven Training erlebten wir eine Kehrtwende um 180 Grad. Die Einheiten waren eher locker und ruhig. Außerdem hatten wir zu viele freie Tage. Grundsätzlich beschwere ich mich darüber nicht. (lacht) Aber wir wussten sofort, dass wir so keinen Erfolg haben werden. Corrochano hatte eine ganz andere Idee vom Fußball, mit der sich niemand im Team identifizieren konnte.
Glauben Sie, dass das "Trainer-Chaos" in Lotte jetzt beendet ist?
Davon bin ich überzeugt. Das Training ist wieder anstrengend und macht Spaß, die Stimmung in der Mannschaft ist top. Wir sind voller Vorfreude auf die nächsten Wochen.
[box type="info"]"Wir wollen nachlegen"[/box]
Durch den Sieg in Erfurt ist der Vorsprung auf die Abstiegsränge wieder auf vier Zähler angewachsen. Sportlich sieht es doch also gar nicht so schlecht aus! Oder gibt es einen anderen Anspruch, als nur die Klasse zu halten?
Vielleicht sind wir durch unsere Erfolge in den letzten beiden Spielzeiten ein wenig verwöhnt. Wir haben aber gemerkt, dass wir großes Potenzial haben und konnten beispielsweise im DFB-Pokal mit Werder Bremen und Bayer Leverkusen gleich zwei Mannschaften aus der Bundesliga besiegen. Wieso sollten wir also nicht mehr wollen? Nach dem Sieg in Erfurt möchten wir erst einmal nachlegen. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir dann sehen, wo unser Weg hinführt.
Am Wochenende geht es aber erst einmal um den Einzug ins Halbfinale des Westfalenpokals. Sie gastieren beim Westfalenligisten FC Iserlohn. Der Pokal hat – vor allem nach der erfolgreichen letzten DFB-Pokalsaison – einen hohen Stellenwert für den Verein, oder?
Einen hohen Stellenwert hatte der Westfalenpokal für uns immer. Jetzt wissen wir es aber vielleicht noch ein wenig mehr zu schätzen, weit zu kommen und am Ende bestenfalls den Pokal zu gewinnen. Wir wollen uns in dieser Saison unbedingt wieder für den DFB-Pokal qualifizieren. In der letzten Spielzeit mussten wir uns ja leider im Endspiel dem SC Paderborn 07 geschlagen geben. Aber bis zum Finale ist es noch ein weiter weg. Erst einmal müssen wir die Hürde Iserlohn meistern. Gegen unterklassige Teams zu bestehen, ist nie einfach, weil sie gegen Profimannschaften besonders heiß sind.