Bergner: "Machen uns in ganz Deutschland lächerlich"
Hinter den Kulissen des FC Rot-Weiß Erfurt brodelt es – und zwar seit Tagen. Das ist auch der Mannschaft und Trainer David Bergner nicht verborgen geblieben. Entsprechend fiel die Kritik des RWE-Trainers aus.
"Die Werte in diesem Verein werden mit Füßen getreten"
Erst das Hin und Her um Präsident Rolf Rombach, dann sein Rücktritt, immer neue Schuldenstände und nun das Durcheinander auf der Geschäftsstelle inklusive verspäteter Gehaltszahlungen: Bei Rot-Weiß Erfurt herrscht momentan auf allen Ebenen Chaos. Dabei sollte der Fokus eigentlich auf der sportlichen Situation liegen, die ohnehin schon schlecht genug ist. "Meine Spieler sind auf Grund der Situation im Verein natürlich enttäuscht und frustriert. Die Werte in diesem Verein werden mit Füßen getreten", schimpfte Trainer David Bergner am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem anstehenden Auswärtsspiel in Großaspach (Samstag, 14 Uhr).
"Wir machen uns zur Zeit in ganz Deutschland lächerlich. Überall wird der Verein durch den Kakao gezogen. Wir befinden uns im Existenzkampf. Es kann doch nicht sein, dass man sich gegenseitig die Köpfe einschlägt, statt miteinander zu reden und gemeinsam anzupacken", sagte Bergner und berichtete von Gesprächen mit Spielern: "Einige sind zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie im Winter weg wollen, weil sie mit der Situation nicht zurechtkommen." Der 43-Jährige warb aber dafür, zum Wohle des Vereins zusammenzurücken. "Ein Ruhmesblatt ist die aktuelle Situation für niemanden", so Bergner.
Zeitgleich widersprach der RWE-Coach einer Aussage von Präsident Frank Nowag, wonach die Mannschaft nicht drittligatauglich sei: "Das ist nicht der Fall", machte Bergner klar und blickte auf die Partie bei der SG Sonnenhof: "Es wird schwer, aber es nicht unmöglich beim Tabellensechsten zu punkten. In Großaspach wollen wir in den 90 Minuten die Probleme ausblenden." Schon ein Punktgewinn wäre ein kleines Erfolgserlebnis, angesichts der aktuellen Lage (Platz 20 und vier Punkte Rückstand zum rettenden Ufer) benötigt RWE aber einen Sieg – es wäre der erste unter der Regie von Bergner.
Klewin: "Alle beschäftigen die Probleme"
Unterdessen gab Torhüter Philipp Klewin einen Einblick in die Gefühlswelt der Mannschaft und sprach von "Wahnsinn", was derzeit rund um RWE passiere: "Natürlich ist es schwierig, sich auf den Fußball zu konzentrieren, denn alle beschäftigen die Probleme. Schließlich müssen alle ihre Familien ernähren. Was hier passiert, geht über ein erträgliches Maß hinaus. Aber wir sind alle Profis und wollen in Großaspach nur an Fußball denken."
Wahrlich keine leichte Aufgabe in Tagen, wo der Verein keinen Zugriff auf die Vereinskonten hat und der Präsident zusammen mit dem Aufsichtsratschef die Spielergehälter vorstrecken muss. Mit einem Sieg würde die Mannschaft den Fokus der Öffentlichkeit aber wieder auf das Sportliche lenken – und die Unruhe hinter den Kulissen zumindest vorerst etwas abfedern.