Kallnik im Interview: "Im Sinne des Sports nicht tragbar"
Die heiß diskutierte Aufstiegsreform sorgt weiter für Schlagzeilen. Nachdem die inhaltlichen Vorschläge bei den Drittligisten Unmut auslösten, konnte der DFB die Kritik in einer Stellungnahme nicht nachvollziehen. Nun erklärt Mario Kallnik, Sprecher der 3. Liga in dieser Angelegenheit, im Interview mit liga3-online.de, wie sich die aktuelle Lage darstellt.
[box type="info"]"Die Vorschläge sind keine Verbesserung"[/box]
liga3-online.de: Herr Kallnik, die Aussagen der DFB-Spitze sorgten seitens der Drittligisten zuletzt für Kritik. Was halten Sie vom Statement des DFB, der diese offenbar nicht nachvollziehen kann?
Mario Kallnik: Das Thema, vier Aufsteiger aus fünf Ligen mit festen Aufsteigern aus den Staffeln West und Südwest oder das Modell vier Aufsteiger aus vier Regionalligen mit der Zerschlagung der Nordost-Staffel dienen nicht dem Kompromiss, den die 3. Liga mit der Zusicherung eines vierten Absteigers eingegangen ist. Deshalb ist die 3. Liga mehr als erzürnt.
Ist dieser Kompromiss endgültig? Oder könnte dieser sogar zurückgezogen werden, wenn keine zufriedenstellende Lösung gefunden wird?
Das ist schwierig. Die 3. Liga hat ja keine Stimme. Wir haben nur die Chance, unseren Unmut über die aktuellen Entwicklungen öffentlich zu äußern. Wunsch aller Drittligisten und Regionalligisten war ja, eine gleichberechtigte Verbesserung zu erzielen. Die bisherigen Vorschläge sind aber aus der Sicht des Sports keine Verbesserung.
Warum kommt ein Modell mit fünf Regionalligen für Sie nicht in Frage?
Ziel war eine vernünftige und kompromissbereite Lösung, bei der vier Meister direkt aufsteigen. Das ist so nicht der Fall, weil es Gewinner und Verlierer geben wird. Gewinner wären die Staffeln Südwest und West, die einen festen Aufstiegsplatz zugesichert bekommen. Verlierer wären die drei andren Staffeln. Im Sinne des Sports ist das nicht tragbar. Unser Wunsch ist deshalb, das mit im Blick zu haben.
[box type="info"]"Es muss keine Entscheidung getroffen werden"[/box]
Wie ist der Stand der Dinge? Kann es bis zum DFB-Bundestag am 8. Dezember noch zu inhaltlichen Änderungen kommen?
Nein, die Frist der Anträge ist abgelaufen und diese sind eingereicht.
Wird auf dem DFB-Bundestag definitiv eine Entscheidung getroffen? Oder kann die Thematik auch vertagt werden?
Es kann gegebenenfalls eine Entscheidung getroffen werden. Das muss aber nicht der Fall sein, wenn die bisherigen Ergebnisse keinen Konsens finden. Als Delegierter muss man sich ja auch die Frage stellen, wie eine solche Regionalliga funktionieren soll. Einige Regionalligisten arbeiten unter profi-ähnlichen, andere unter amateurhaften Bedingungen. Wenn die Spieler von Illertissen nach Bautzen oder von Emden nach Neustrelitz fahren sollen, dann sitzen sie 10 Stunden im Bus. Kann man ihnen das zumuten? Und kann sich der Verein die Übernachtung überhaupt leisten? Es gibt ja auch die Möglichkeit, das Land geografisch zu verteilen, so wie es 1994 bis 2000 der Fall war. Das wäre eine Lösung, mit der Regionalligisten wirtschaftlich überleben könnten.
Wie optimistisch sind Sie, dass beim DFB-Bundestag eine zufriedenstellende Lösung gefunden wird?
Das kann ich nicht einschätzen. Momentan ist es ein stetiger Kampf der Argumente. Die 3. Liga findet Gehör, der DFB und die Regionalverbände ebenfalls. Es findet ein Abwägen der Dinge statt. Das Ergebnis ist offen.