Fünf Fragen: Das erwartet uns am 19. Spieltag

Viereinhalb Monate nach dem Auftakt ist die 3. Liga kurz vor dem Ende der Hinrunde angelangt. Längst weiß jede Mannschaft, womit sie es zu tun hat. Positive wie negative Überraschungen sind dabei. Wer hätte im Sommer gedacht, dass Paderborn oder Wiesbaden als heiße Kandidaten um die 2. Bundesliga mitspielen werden? Und wer hätte gedacht, dass Mannschaften wie Chemnitz, Osnabrück oder Münster in ernsthafte Schwierigkeiten geraten?

Der 19. Spieltag

Schon vor dem 19. Spieltag ist zumindest endgültig festzustellen, dass sich die beiden Absteiger gefangen haben. Der Karlsruher SC ist bereits in der oberen Tabellenhälfte vorzufinden und besitzt gar nicht mal schlechte Chancen, nach der Winterpause in das Verfolgerfeld aufrücken zu können. Würzburg hatte sogar noch größere Probleme, die aber nach vier Siegen in Serie verdrängt scheinen. Schlimmer geht es Werder Bremen II und Rot-Weiß Erfurt, die mittlerweile 14 respektive zehn Spiele auf einen Sieg warten und auf die letzten beiden Plätze abgerutscht sind. Gelingt ihnen noch vor dem Jahreswechsel eine Wende?

Frage 1: Bleiben die Würzburger Kickers ihrer Serie treu?

Vier Spiele, vier Siege – seien wir ehrlich, das hätte etwa nach dem 0:5 gegen Wehen Wiesbaden niemand vom unerfahrenen Michael Schiele und seinen Würzburgern erwartet. Aber die so stark besetzte Mannschaft scheint ihr Potenzial mehr und mehr auszuschöpfen, das Polster auf die Abstiegsplätze ist schon auf sechs Punkte angewachsen. Fünf Zähler Rückstand besitzt derweil der kommende Gegner Rot-Weiß Erfurt auf das rettende Ufer – am Freitagabend geht es bereits um 18.30 Uhr um drei überlebenswichtige Punkte. Natürlich spricht nahezu alles gegen die Thüringer, die nach Ablauf seiner Gelb-Sperre ein Wiedersehen mit dem jetzigen FWK-Leistungsträger Jannis Nikolaou erwarten. Stefan Emmerling wartet im Übrigen nach zwei Spielen an der Erfurter Seitenlinie einerseits auf das erste Tor, ist andererseits noch ungeschlagen. Gut möglich, dass sich beide Mini-Serien in Luft auflösen – und Erfurt weiter in Richtung Regionalliga stürzt.

Frage 2: Wer wird Herbstmeister?

Der Herbstmeister-Titel bringt traditionell Prestige und Ansehen in der Liga – mehr aber auch nicht. Dennoch würde der 1. FC Magdeburg den doppelten Patzer des SC Paderborn liebend gerne ausnutzen und sich auf der Zielgeraden der Hinserie noch an den Ostwestfalen vorbeimogeln. Diese Mission gliedert sich in zwei Teile. Zunächst müssen die Sportfreunde Lotte am Freitagabend bezwungen werden – eine stets unangenehme, aber wohl lösbare Aufgabe für das Spitzenteam, das nun auch wieder regelmäßig auf die Tore von Christian Beck setzen kann. Zweitens müsste dann am Samstag darauf auch noch Paderborn ein drittes Mal Punkte liegenlassen – dieses Mal im Heimspiel gegen Fortuna Köln. Ob sich Blau-Schwarz diesen "Titel" noch nehmen lässt? Es ist trotz der 1:4-Niederlage in Wiesbaden unwahrscheinlich, zu gefestigt wirkt das Team. Es ist davon auszugehen, dass Steffen Baumgart seinen Mannen das richtige Mittel für diesen Stresstest einimpfen kann.

Frage 3: Robbt sich der SV Wehen Wiesbaden weiter an die Spitze heran?

Ganz klar: Spätestens jetzt hat der SV Wehen Wiesbaden Blut geleckt. Das 4:1 über Spitzenreiter Paderborn war in allen Belangen eine klare Ansage und der Beweis, dass mit dem SVWW um Trainer Rüdiger Rehm gerechnet werden muss. Gezielte Zweikampfhärte und eine gnadenlose Effizienz waren die Mittel, mit denen die Hessen zu überraschen wussten. Der kommende Gegner, der VfR Aalen, wird sich darauf einzustellen wissen – schließlich trotzte dieser dem formstarken Karlsruher SC am vergangenen Wochenende schon einen Punkt ab. Was im Heimspiel außerdem für den VfR spricht: Er bewegt sich mit einer höchst durchschnittlichen Bilanz – sechs Siege, sechs Remis, sechs Niederlagen – auf dem höchst durchschnittlichen zehnten Tabellenplatz. Der Druck ist also gering. Eine Heimniederlage würde man gewiss dennoch als unnötig bezeichnen…

Frage 4: Kann der FSV Zwickau den Abwärtstrend endgültig beseitigen?

Ein am Saisonende ziemlich mickrig wirkender, aber emotional hochwichtiger Punkt war das Zwickauer Ergebnis harter Arbeit bei Fortuna Köln. Sicherlich hätten die Gastgeber das Spiel für sich entscheiden können, denn der FSV lieferte keine Euphorie erweckende Leistung ab. Manchmal ist aber eben doch die vielzitierte Moral, die im Abstiegssumpf weiterhelfen kann. Ohne den Treffer wäre Zwickau Neunzehnter gewesen, nun sind die Sachsen immerhin noch über dem Strich. Ausreden gibt es vor dem Heimspiel gegen den Halleschen FC dennoch keine – drei Punkte sind fest eingeplant, denn sie wären vor dem abschließenden Derby gegen Chemnitz ein optimaler Vorbau. Halle hat derweil nach dem 3:0 über Münster das Nachlegen versäumt und fände sich bei einer Niederlage schneller als gedacht im Abstiegskampf wieder. Der HFC reist übrigens eine Woche darauf nach Paderborn…

Frage 5: Und wohin möchte eigentlich Hansa Rostock?

Nein, die Worte "Hansa Rostock" und "Aufstieg" wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht zueinanderführen – uns wäre satte Schelte aus dem Hansa-Lager gewiss. Schließlich betont jeder bei der Kogge, selbst der Trainer, dass man längst nicht nach oben schaue und überhaupt doch gar keine Spitzenmannschaft sei. Realistische Einschätzung oder Understatement? Beim 2:0-Auswärtssieg in Halle warteten die Küstenstädter geduldig und kochten den HFC schließlich wie ein Spitzenteam ab – natürlich auch dank einer starken Leistung von Ersatzkeeper Kai Eisele.

Nun wartet der Chemnitzer FC, nun wartet Horst Steffen, der nach den Niederlagen in Münster und gegen Magdeburg auf einen Abstiegsplatz abgerutscht ist. Die Geduld bei den Himmelblauen ist endlich, die finanziellen Mittel sind es allerdings genauso. Kurzum: Es braucht den Befreiungsschlag. Ob der allerdings gegen diesen F.C. Hansa mit seinen fünf Siegen aus sechs Partien aktuell realistisch ist, das ist eine andere Sache.

   

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