"Das ist die Krönung": Hansa Rostock darf weiter träumen
In der jüngeren Vergangenheit waren die Fans von Hansa Rostock nicht gerade vom Erfolg verwöhnt, doch jetzt dürfen sie mal wieder träumen. Und zwar von der Rückkehr in die 2. Bundesliga – und das nicht erst seit dem 3:1 gegen den Chemnitzer FC. Nach dem vierten Sieg in Folge nimmt die Hansa-Kogge erkennbar Kurs Richtung Aufstieg, der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt nur noch zwei Punkte.
Von wegen Euphorie
Es muss schon eine Menge passieren, ehe Pavel Dotchev mal in Euphorie verfällt. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit sagte der Trainer zuletzt, er könne die Berichterstattung der Medien zwar nicht beeinflussen, aber er sehe sein Team noch nicht als Spitzenmannschaft. Jetzt vom Aufstieg zu sprechen, sei unseriös, so der Deutsch-Bulgare. Und auch nach dem 3:1 gegen Chemnitz, dem vierten Sieg hintereinander, blieb Dotchev bei seiner Einschätzung. "Das Spiel war eigentlich komplett ausgeglichen", sagte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Der einzige Unterschied zwischen beiden Teams war vielleicht, dass wir einen positiven Trend haben und Chemnitz einen negativen."
Nun könnte man ihm durchaus zustimmen, wenn man das Spiel betrachtet, denn Hansa hat in dieser Saison sicher schon besser gespielt. In Halbzeit eins war Rostock besser und spielbestimmend, die Reproduktion dieser Hälfte liest sich so: Erst traf Marcel Hilßner die Latte (17.), nur wenig später aber köpfte Oliver Hüsing nach einem Freistoß von Amaury Bischoff die Führung (24.). Und als kurz vor der Pause Soufian Benyamina auf Vorlage von Stefan Wannewetsch das 2:0 nachlegte, sprach vieles für Hansa (39.).
Doch ein Spitzenteam
Als Miroslav Slavov mit der ersten Chance im zweiten Abschnitt den Anschlusstreffer erzielte, geriet die Hansa-Kogge in Turbulenzen (46.). "Den Anfang der zweiten Halbzeit haben wir verschlafen", sagte Torschütze Benyamina bei "Hansa-TV". Rund zwanzig Minuten dauerte diese Tiefschlaf-Phase, ehe Willi Evseev mit dem 3:1 den alten Abstand wiederherstellte (69.). Dabei blieb es, weil Keeper Kai Eisele Unachtsamkeiten seiner Vorderleute gekonnt ausbügelte. Und so fiel das Fazit von Dotchev natürlich auch diesmal nicht gerade euphorisch aus. Er habe eigentlich nie das Gefühl gehabt, dass "wir das Spiel im Griff hatten". Fröhlich sah er nicht gerade aus, als er das sagte.
Von Eigengewächs Lukas Scherff lässt sich das nur schwer behaupten. Der 21-Jährige durfte wieder über neunzig Minuten auf dem offensiven linken Flügel ran und war einer der Aktivposten. Es scheint, als habe Scherff endlich seinen Platz im Team gefunden. Natürlich sei das gerade ein "schönes Gefühl" für ihn, sagte Scherff im Gespräch mit "Hansa-TV". "Dass wir die Spiele dann auch noch positiv gestalten können, ist die Krönung." Und so geht der Traum von der Rückkehr in die 2. Bundesliga weiter. Die starke Hinrunde mit 34 Punkten hat gezeigt: Hansa ist durchaus ein Spitzenteam – auch wenn Pavel Dotchev das nur ungerne hört.