Die Prognose für die Rückrunde #1
Am Wochenende beginnt die Rückrunde in der 3. Liga. Dann geht es 18 Spieltage lang mit Volldampf und ohne Länderspielpausen um Auf- und Abstieg – und für nicht wenige Teams auch abseits des Platzes um das Überleben. Wir nehmen die 20 Vereine unter die Lupe und prognostizieren, wo die Mannschaften am Saisonende stehen werden. Begonnen wird mit der unteren Tabellenhälfte.
Die Hinrunde lief nahezu perfekt. Nach 20 Spielen steht eine positive Bilanz auf dem Papier, dazu hat der SVM einige bemerkenswerte Siege eingefahren – die Erfolge in Rostock oder gegen Osnabrück und Chemnitz, sie werden noch einige Zeit in Erinnerung bleiben. Weil es nach wie vor nur gegen den Abstieg gehen wird, heißt das Ziel nun: Noch 17 Punkte holen und damit die "magischen" 45 Zähler vollenden. Weil spielerisch noch Mängel vorhanden sind, ist ein mindestens solider Start umso wichtiger. Gegen Teams wie Magdeburg, Rostock und Paderborn kein leichtes Unterfangen…
Prognose: Elf Punkte Vorsprung verspielt Meppen nicht mehr, aber es geht in der Tabelle noch zwei oder drei Plätze hinab.
Ein bisschen Magie steckt auch in der bisherigen Saisongeschichte von Carl Zeiss Jena. Da waren längst nicht nur tolle Auftritte dabei, aber stets viel Leidenschaft und damit jenes Gen, das Zuschauer mitreißt. Kurios, dass Jena gerade gegen die Mächte Paderborn, Wiesbaden und Rostock die drei Punkte bei sich behielt – und damit mehr als die halbe Miete zum Klassenerhalt schon im Sack hat. Damit ist schon jetzt davon auszugehen, dass Jena künftig in Sachen Fußball Thüringer Branchenprimus ist. Den Klassenerhalt sollte der FCC nämlich schaffen.
Prognose: Ähnlich wie Meppen wird sich Jena zwei, drei Spieltage vor dem Saisonende endgültig retten.
Schon relativ nah an der Abstiegszone befindet sich der Hallesche FC, der nach neuesten Berichten zudem mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat. Das alles plus die tagtägliche Unruhe im Verein, in dem auch Trainer Rico Schmitt nicht immer eine souveräne Rolle einnimmt, kann Substanz kosten. Auch die anhaltenden Personalsorgen tragen nicht zur Entspannung bei. Nominell sollte Halle besonders durch die Mittelfeldstärke nicht in den Keller rutschen. Doch ein ungutes Gefühl der Anhänger ist nicht zu verkennen. Die Konstanz fehlt.
Prognose: Der HFC ist kaum zu prognostizieren. Es kann schnell ins gesicherte Mittelfeld gehen, aber selbst der Worst Case ist noch nicht vom Tisch.
Rund geht es bei den SF Lotte schon in der gesamten Hinserie. Andreas Golombek ist mittlerweile Trainer und verantwortet gemeinsam mit Boss Manfred Wilke die nächste Fluktuation im Kader: Drei Spieler haben den Verein schon verlassen, täglich stellen sich neue Probespieler vor. Wohin das führt? Ungewiss. Wer aber derart abgezockt ist und in Rostock mit 3:0 gewinnen kann, der ist eigentlich kein Abstiegskandidat.
Prognose: Lotte kann seine Platzierung leicht verbessern, wird aber keine Bäume ausreißen. Ein Abstiegskandidat sind die Westfalen eher nicht, auch weil der Druck von außen bei Negativerlebnissen gering bleibt.
Die Winterpause kam für die Lila-Weißen nicht wirklich passend, schließlich waren sie gerade auf dem Weg nach vorn. Daniel Thioune kann das Potenzial des Kaders bislang gut ausschöpfen und Eigengewächse, als bestes Beispiel Mittelfeldtalent Sebastian Klaas, gut integrieren. Die 3. Liga weiß, dass ein VfL Osnabrück in Normalform niemals in die Abstiegsregion gehört. Spannend bleibt an der Bremer Brücke aber wieder einmal die Frage, ob etwa der niedrigere Zuschauerschnitt für neue Löcher im Etat sorgt und im Frühjahr Geldbeträge fehlen werden. Der VfL bleibt wie so viele seiner Kontrahenten ein Pflegefall.
Prognose: Es geht eine Handvoll Plätze nach vorne, vielleicht sogar noch in die obere Tabellenhälfte.
Im Kollektiv hat sich der FSV Zwickau aus dem Schlamassel befreit und durch den 3:2-Erfolg über Chemnitz selbst therapiert. Nur ist die Lage noch längst nicht entspannt und spielerisch lassen die Westsachsen jede Menge Wünsche unerfüllt. Ob das in der Rückrunde eine Zukunftsperspektive besitzt? Auf der sichereren Seite wäre der FSV, wenn er Spiele wieder dominieren könnte. Aber vielleicht fehlt es dafür auch an Qualität. Es kann durchaus sein, dass Kratzen, Beißen und Kämpfen in dieser Saison nicht ausreicht.
Prognose: Das wird eine knappe Sache. 40 Punkte wird die Ziegner-Elf packen – aber genügt das für ein weiteres Jahr 3. Liga? Es wird eng.
Spätestens hier beginnt die kritische Zone. Und da hatten Preußen Münster vor der Saison nicht viele erwartet. Doch irgendwie haben sich die Schwarz-Weiß-Grünen selbst in den Schlaf gespielt, sodass schlussendlich sogar Trainer Benno Möhlmann von seinen Aufgaben entbunden wurde. In einer ähnlichen Situation rettete sich der SCP vergangene Spielzeit mit einer furiosen Rückrunde, damals auch dank zwei funktionierender Wintertransfers. Ob diese nun finanziell realisiert werden können, ist sehr fraglich.
Prognose: Münster hat das Potenzial, sich ohne Probleme zu retten. Rufen die Spieler es weiterhin nur unregelmäßig ab, wird es die Preußen genauso knapp wie für Zwickau oder Chemnitz.
Die Bremer Reserve ist ein echtes Stehaufmännchen. Immer wieder begibt sie sich in höchste Abstiegsgefahr und rettet sich – meist am letzten Spieltag – dennoch mit Glück und Geschick. Dieses Jahr spielen sie abstiegsreifer denn je, warten seit dem fünften Spieltag auf einen Sieg. Seien wir ehrlich: Niemand würde aktuell noch auf Oliver Zapel und seine Talente setzen. Im Normalfall steigt Bremen ab.
Prognose: Auch in dieser Winterpause werden wir die Bremer wieder an die Regionalliga "verweisen". Es bleibt das Gefühl, dass sie alle vermeintlichen Experten noch belehren werden.
Da feuert der CFC einen erfolglosen Trainer knapp drei Wochen nach dem bislang letzten Pflichtspiel – und installiert mit David Bergner einen Neuen, der im Profifußball noch überhaupt nicht gewonnen hat. Wohin soll das führen? Chemnitz ist finanziell gebeutelt, zehrt von seinen verbliebenen Führungsspielern und muss aus dem großen Rest irgendwie Drittliga-Durchschnitt zaubern. Geht im Frühjahr ein Ruck durch das Team? Und hält der CFC finanziell durch? Es bleiben eine Menge Fragen offen.
Prognose: An Bremen kann Chemnitz vielleicht noch vorbeikommen. Dann aber muss er, sollte Münster sein Nachholspiel gegen Erfurt gewinnen, schon fünf Punkte auf alle anderen aufholen – insgesamt sind wohl sieben bis acht Siege notwendig. Das wird schwierig.
In Erfurt haben sich viele Anhänger mit dem Schicksal bereits abgefunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass RWE allen Umständen trotzt und 30 Punkte oder mehr holen wird, ist verschwindend gering. Vielleicht ist die Insolvenz oder zumindest die Nichterbringung der Liquiditätsreserve, jeweils verbunden mit Punktabzügen, schon im Voraus besiegelt. Rot-Weiß muss irgendwie den Neuaufbau in der Regionalliga schaffen.
Prognose: Der letzte verbliebene Drittliga-Dino stirbt im zehnten Jahr der Zugehörigkeit aus.