Schiele im Interview: "Es soll eklig sein, gegen uns zu spielen"
Michael Schiele, Trainer der Würzburger Kickers, spricht im Interview mit liga3-online.de über die Siegesserie vor Weihnachten, Parallelen zur Aufstiegssaison und die Kaderplanung.
[box type="info" size="large"]"In der Mannschaft ist der Aufstieg kein Thema"[/box]
Hallo Herr Schiele. Im Oktober wurden Sie nach der 0:5-Heimniederlage gegen Wehen Wiesbaden vom Interims- zum Cheftrainer. Eine Entscheidung die damals alle verwunderte…
Michael Schiele: Auf jeden Fall! Ich kann nur immer wieder betonen, was für eine ungewöhnliche und mutige Entscheidung das war. Für Außenstehende war das sicherlich schwer zu verstehen. Das war schon ein immenses Vertrauen, welches mir die Vereinsverantwortlichen zum damaligen Zeitpunkt entgegengebracht haben. In meiner täglichen Arbeit versuche ich das nun zu bestätigen und etwas davon zurückzuzahlen.
Das gelang Ihnen mit sechs Siegen in Serie bereits eindrucksvoll. Was haben Sie sich für die Restsaison in der 3. Liga vorgenommen?
Wir möchten natürlich an den Leistungen der letzten Spiele anknüpfen. Es soll weiterhin eklig sein, gegen uns zu spielen. Dazu müssen wir weiterhin eine hohe Laufbereitschaft und die entsprechende Einstellung an den Tag legen. Über allem steht weiterhin der Teamgedanke.
Fans und Medien hören bei Zielsetzung auch gerne Tabellenplätze…
Unsere Ziele wollen wir erstmal nicht an Tabellenplätzen festmachen. Wenn wir alles reinhauen, können wir bestimmt noch den einen oder anderen ärgern. Schauen wir einfach mal, wie wir in einigen Wochen in der Tabelle dastehen. Vielleicht werden wir uns dann mit einer konkreten Zielsetzung noch einmal neu orientieren.
Die Parallelen zur Aufstiegssaison sind ja durchaus gegeben. Der ein oder andere Fan träumt ja unlängst wieder… Geht Ihnen das zu weit?
Natürlich dürfen die Fans etwas mehr träumen als wir. In der Mannschaft ist der Aufstieg kein Thema. Wir wissen selbst am besten, wie schnell es in der 3. Liga gehen kann. Vor ein paar Monaten waren wir noch Letzter. Auch andere können einen Lauf starten. Für uns gilt es weiter gut und hart zu arbeiten und dann schauen wir mal…
Aber zumindest sind die Kickers mittlerweile eine gefühlte Spitzenmannschaft. Auch wenn das in der Tabelle, aufgrund des schlechten Starts, noch nicht sichtbar ist.
Spitzenmannschaft… damit tue ich mich noch etwas schwer. Aber mit den zuletzt gezeigten Leistungen gehören wir sicherlich in die obere Tabellenhälfte. Die Krux ist jetzt aber weiter konzentriert und fokussiert zu bleiben. Wenn uns das zum Auftakt in Bremen und Münster gelingt, wartet beim ersten Heimspiel gegen Magdeburg ein richtiges Highlight auf uns. Darauf freue mich schon und ich bin gespannt, ob wir dann auch mit einem Spitzenteam der Liga mithalten können.
[box type="info" size="large"]"Jopek weiß, wie der Stand ist"[/box]
Wie es aussieht werden Sie die Restsaison mit nahezu unverändertem Personal angehen. Sie haben den Kader selbst nicht zusammengestellt, haben sich aber auch nie dahingehend beschwert. Das machen Ihre Trainerkollegen in der Regel anders…
Vermutlich hätte ich bei der Zusammenstellung auf der einen oder anderen Position eine andere Idee gehabt. Wenn man ein Team in der Saison übernimmt, spielt das aber keine Rolle mehr.
Mittelfeldspieler Björn Jopek spielte unter Ihnen bislang gar keine Rolle. Unter Ihrem Vorgänger war er noch als Schlüsselspieler vorgesehen. Wie macht man das einem gestandenen Profi klar, dass er im Grunde außen vor ist?
Naja, wenn man als neuer Trainer anderen Spielern das Vertrauen gibt, bedeutet das gleichzeitig, dass dafür andere Spieler weniger zum Einsatz kommen. So ist das im Fußball nun mal. Wichtig ist mir, mit den Spielern immer offen, fair und ehrlich umzugehen. Björn habe ich mitgeteilt, dass ich ihn auf einer gewissen Position sehe, dort aber aktuell zwei Spieler vor ihm stehen. Eine klare Kommunikation ist wichtig. Es soll niemand im Ungewissen bleiben und sich im Nachhinein vielleicht über ein verschenktes halbes Jahr ärgern müssen. Der Spieler weiß also, wie der Stand ist. Was dabei jetzt herauskommt, weiß ich nicht. Das liegt in der Hand des Spielers und seines Beraters.
Können Sie uns abschließend noch einen Einblick in Ihre persönlichen Ziele als Cheftrainer geben?
Ich möchte mich hier bei den Kickers weiter etablieren und den Weg mit allen im Verein weitergehen. Jeder muss sich ständig weiterentwickeln. Ich als Trainer versuche, immer wieder neue Elemente ins Training einfließen zu lassen, die dann im Optimalfall auch auf dem Platz zu erkennen sein werden. Schauen wir mal, was kommt. Ich freue mich darauf!