Rot-Weiß Erfurt ohne Mut und Selbstvertrauen in Rostock
Nach dem Überraschungs-Erfolg gegen Magdeburg wollte Rot-Weiß Erfurt in Rostock nachlegen und sich weiter an die Nicht-Abstiegsplätze heranarbeiten. Doch daraus wurde nichts, die Thüringer enttäuschten, spielten vor allem in der ersten Halbzeit schwach. Da die Konkurrenz gewann, beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer schon wieder sechs Punkte. Am Dienstag geht es nach Münster: Ein Sieg muss her.
Bergmann: "Wir hatten keinen Mut zu kombinieren"
"War ein Spieler freigespielt, hat er einfach zu lange gebraucht, um eine Entscheidung zu treffen, dann war der Gegner schon da. Deshalb hatten wir viele Ballverluste. Im Spiel nach vorne hat es über die Stationen Bergmann, Brückner und Biankadi total gehapert", zeigte sich RWE-Trainer Stefan Emmerling enttäuscht. Nach vorne ging im ersten Durchgang bis auf eine Zufalls-Chance durch Luka Odak, der aus spitzem Winkel das Außennetz traf, kaum etwas beim Tabellenletzten. Von der Aufbruchsstimmung und Selbstvertrauen nach dem Magdeburg-Sieg war kaum etwas zu sehen. Mittelfeldspieler Theodor Bergmann: "Ich kann es mir nicht erklären. Wir sind mit einer breiten Brust angereist, hatten viel vor in dem Spiel. In der ersten Halbzeit hatten wir überhaupt keinen Mut zu kombinieren. Ich hatte das Gefühl, wenn wir uns getraut haben, durch das Zentrum zu spielen, haben wir uns auch Chancen kreiert. Wir haben teilweise zu unruhig gespielt, sind nur hinterher gerannt, haben oftmals die falsche Entscheidung getroffen."
Auch die sonst meist zuverlässige Defensive war sehr anfällig. Kein Spieler hatte Normalform, durch einfache Fehler wurde Hansa wie bei der Führung durch Benyamina zu Chancen und Toren eingeladen. Das Fehlen von Innenverteidiger André Laurito, der wegen einer Verletzung am linken Fuß ausfiel, war nicht zu übersehen. Emmerling: "Er ist sehr erfahren, stark in der Luft, hat auch am Boden eine gewisse Qualität. Bei Standards ist er sehr gefragt. Aber ich denke, dass wir ihn für Dienstag hinbekommen."
Emmerling: "War optimistisch, dass wir das zweite nachlegen könnten"
In der Halbzeit nahmen die Gäste ein paar Änderungen vor, die sich schnell bezahlt machten: Nach einem Konter über den eingewechselten Morten Rüdiger und Carsten Kammlott erzielte Waseem Razeek nach knapp einer Stunde den Ausgleich. Emmerling: "In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, dass es geht. Wir haben daran appelliert, sich besser freizulaufen, schnellere Entscheidungen zu treffen und mutiger Richtung Tor zu gehen. Das hat dann besser geklappt, wir hatten Übergewicht, haben das 1:1 erzielt, waren dann deutlich besser im Spiel, zu dem Zeitpunkt die bessere Mannschaft. Ich war optimistisch, dass wir das zweite nachlegen könnten."
Doch es kam anders: Hansa-Neuzugang Breier schnürte einen Doppelpack, entschied das Spiel im Alleingang, RWE gelang durch Lion Lauberbach noch ein Lattentreffer, zu mehr reichte es aber nicht. Emmerling glaubt trotzdem weiter an den Klassenerhalt: "Wir kämpfen, strampeln, sind am Leben, das sieht man. Das Team zeigt nach Rückständen eine Reaktion, das war im letzten Jahr nicht so. Das haben wir geschafft. Wir lassen uns von so einer Niederlage nicht vom Weg abbringen, wissen, dass es möglich ist, auch mal ein Spiel zu verlieren."
Nachwuchstorwart Knoll verletzt sich beim Aufwärmen
Ein bitterer Nachmittag war es auch für Torwart Julian Knoll. Der 18-Jährige hatte gegen Magdeburg den gelbgesperrten Philipp Klewin vertreten, sollte als Belohnung auch in Rostock im Tor stehen. Doch er verletzte sich vor dem Spiel, blieb im Rasen hängen. Heute soll eine MRT-Untersuchung eine genaue Diagnose bringen, es droht ein längerer Ausfall. Emmerling zu seiner Entscheidung, Klewin auf die Bank setzen zu wollen, dafür Knoll zu bringen: "Dafür sprachen seine Leistungen in der Vorbereitung und gegen Magdeburg. Dann habe ich mich schwer getan, einen Spieler, der ein tolles Spiel absolviert hat, herauszunehmen. Ich wollte einen Spieler nicht bestrafen, weil er eine gute Leistung gezeigt hat, wie soll ich das erklären?"