Ultras-Dokumentation der ARD mit positiver Resonanz
Am Sonntag zeigte die ARD am Vorabend ihre Dokumentation "Ultras", die über 45 Minuten einen intensiven Einblick in eine der größten gesellschaftlichen Subkulturen gibt. Die Autoren Alexander Cierpka und Tom Häussler recherchierten ein Jahr lang die polarisierende Szene und trafen dabei sogar führende Köpfe der Ultras. Ingesamt stieß die Dokumentation auf eine positive Resonanz.
Auch Ultras aus Magdeburg kommen zu Wort
Ultra-Gruppen aus Stuttgart, Dresden und Magdeburg gaben den beiden Autoren exklusive Einblicke und Eindrücke in die Kultur der Szene. Sie erklärten sich, entgegen des sonstigen Medien-Boykotts, teilweise sogar dazu bereit, sich mit Echtnamen und ohne Maskierung begleiten zu lassen. So wurden einige Ultras auf Magdeburger Seite zum Auswärtsspiel nach Erfurt begleitet. Die Personen äußern dabei ihre Erfahrungen mit Polizei-Einsätzen gegen Fans und schildern die Entbehrungen, wenn man das eigene Leben dem Fußball unterordnet.
In der 45-minütigen Dokumentation, die auch in der Mediathek der ARD abrufbereit ist, wurden Themen wie die Proteste gegen DFB und DFL, Stadionverbote und die Problematik der fanunfreundlichen Anstoßzeiten behandelt. Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert kamen in der Dokumentation zu Wort.
Die "Zeit" findet lobendes Urteil für gutes Stück Fernsehjournalismus
Die "Zeit" würdigte den Film vorab bereits als sehenswert. "Es ist ein gutes Stück Fernsehjournalismus, das eine Szene nicht unkritisch, aber liebevoll würdigt, die einem Großteil des Publikums sicher unbekannt ist. Die Ultras sind mitverantwortlich dafür, dass in deutschen Stadien Rechtsradikale und Schwulenfeinde kaum Gehör finden. In dem Beitrag äußern sie sportpolitisch fundierte Kritik am DFB, lehnen den Videobeweis gut begründet ab, distanzieren sich aber auch von Straftätern im Fanblock. Hier wird eine Subkultur porträtiert, die klug, engagiert und kreativ sein kann. Leute, die ihre Abneigung gegen Ultras bewahren wollen, sollten sich das nicht anschauen. Sie können einem fast ans Herz wachsen", kommentierte das Blatt süffisant.
In den Kommentarzeilen des Szene-Magazins "Faszination Fankurve" fand sich ein differenziertes, wenngleich zu großen Teilen lobendes Urteil zusammen. Während einige den nur hölzernen Querschnitt bei über einem Jahr Recherche kritisierten, bemerkten viele User positiv, dass sich zwei Autoren ein Jahr Zeit genommen hätten, um einen tieferen Blick in die Szene zu gewinnen.