Fragen und Antworten zum Punktabzug für Rot-Weiß Erfurt

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat dem FC Rot-Weiß Erfurt am Dienstag einen Punkt abgezogen. Doch worum geht es genau? Mit welcher Begründung hat RWE Einspruch eingelegt? Und wie geht es jetzt weiter? liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

[box type="info" size="large"]Warum wurde "nur" ein Punkt abgezogen?[/box]

Warum hat der DFB den FC Rot-Weiß Erfurt mit einem Punktabzug bestraft?

Hintergrund ist das Nachlizenzierungsverfahren des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), das alle Drittligisten durchlaufen müssen. Hierbei hatte der DFB bei Rot-Weiß Erfurt eine Finanzlücke in Höhe von 1,6 Millionen festgestellt. Diese hätte RWE bis zum 23. Januar vollständig schließen müssen, was dem Verein nach Ansicht des DFB jedoch nicht gelungen ist – konkret wurden 250.000 Euro nicht anerkannt. Somit lag ein Auflagenverstoß vor, der gemäß der Regularien nun entsprechend geahndet wurde. Präsident Frank Nowag: "Wir sind natürlich nicht glücklich darüber. Auf der anderen Seite wären bis zu vier Punkte möglich gewesen. Es hätte also viel schlimmer kommen können. Ich weiß nicht, wie man damit umgeht, ob man sich freuen oder weinen soll."

Warum wurde "nur" ein Punkt abgezogen?

Das Strafmaß bei Nichterfüllung der Auflagen ist klar geregelt: So sieht das DFB-Statut 3. Liga den Abzug eines Punktes vor, wenn eine Liquiditätslücke nur zu 51 bis 90 Prozent geschlossen werden kann. So wie jetzt bei den Thüringern, die aus DFB-Sicht lediglich 84 Prozent nachweisen konnten (1,35 Millionen Euro). Liegt die Quote bei 50 Prozent oder darunter, werden zwei Punkte abgezogen. Wird die Lücke zu mehr als 90 Prozent, aber nicht vollständig geschlossen, ist eine Geldstrafe in Höhe von zehn Prozent der nicht geschlossenen Liquiditätslücke vorgesehen.

Ist der Punktabzug bereits endgültig?

Nein. Innerhalb von einer Woche kann Rot-Weiß Erfurt offiziell Beschwerde bei der DFB-Zentralverwaltung einlegen. Dazu wird es laut Nowag auch kommen.

Wie begründet Rot-Weiß Erfurt den Einspruch gegen den Abzug?

Laut Nowag hat der DFB Teile der prognostizierten Einnahmen aus geplanten Freundschaftsspielen gegen Hannover, Leverkusen und Köln nicht anerkannt: "Wir haben die Kalkulationen für die Spiele vorgelegt, allerdings ist da schon recht heftig gestrichen worden – sicherlich auch durch die Vergangenheit bedingt. Denn das Benefizspiel gegen Dresden war zum Beispiel meilenweit von den Kalkulationen entfernt. Vermutlich hat sich der DFB daran hochgehangelt. Dabei ist es nicht vergleichbar, denn jetzt geht es um Bundesligisten. Das ist die Argumentation, die wir entsprechend bringen müssen." Nowag hofft, den Punktabzug zu einer Geldstrafe umwandeln zu können.

Wann gibt es eine endgültige Entscheidung?

Das ist noch vollkommen offen. Es ist aber davon auszugehen, dass sich das Verfahren noch einige Wochen hinziehen wird. Allein seit der Frist zur Schließung der Finanzlücke bis zum Punktabzug sind drei Wochen vergangen.

Was passiert, wenn der DFB den Einspruch ablehnt?

Weist der DFB den Einspruch zurück, kann sich RWE noch an den Zulassungsbeschwerdeausschuss wenden.

 

[box type="info" size="large"]Wie geht es weiter? Droht die Insolvenz?[/box]

Wie sieht die Lage für Rot-Weiß Erfurt in der Tabelle aus?

Den Punktabzug eingerechnet, liegt RWE als Tabellenletzter momentan acht Zähler hinter den Nicht-Abstiegsplätzen. Sollte Osnabrück am Mittwoch im Nachholspiel gegen Karlsruhe punkten, würde der Rückstand auf bis zu zehn Punkte anwachsen.

Warum konnte RWE trotz der Finanzprobleme gleich vier neue Spieler verpflichten?

Die Neuzugänge wurden allesamt auf Amateurbasis verpflichtet und verdienen monatlich nicht mehr als 249,99 Euro.

Würde RWE überhaupt die Zulassung für die kommende Drittliga-Saison erhalten?

Das ist nicht ausgeschlossen, wäre aber erneut ein Kraftakt, wie Nowag prognostiziert: "Die Lizenz zu bekommen, wird nicht einfach. Aber durch unsere Maßnahmen werden wir in der Lage sein, die schwarze Null zu erreichen." So hat RWE in den vergangenen Wochen etwa 600.000 Euro an Kosten eingespart. Der eventuelle Etat soll dann etwas unter dem der diesjährigen Saison liegen.

Droht eine Insolvenz?

Ja, diese droht weiterhin. Nowag dazu: "Wir wollen die Liga halten und wir wollen eine Insolvenz vermeiden. Die Liquiditätslage hat sich deutlich gebessert. Aber es wird ein Prozess werden, der noch sehr lange geht." Aber er betont auch: "Wegschieben können wir das Thema nicht. Wenn wir sportlich keine Chance mehr haben, müssen wir es neu bewerten. Dann müssen wir die Regionalliga ins Auge fassen und uns über eine geordnete Insolvenz Gedanken machen."

Denn noch immer hat der Klub rund 8,1 Millionen Euro Schulden und viele offene Rechnungen zu begleichen: "Es kann schon passieren, dass der eine oder andere Gläubiger einen Mahnbescheid schickt. Dann muss der natürlich bevorzugt abgewickelt werden." Darüberhinaus teilte RWE im Rahmen einer Pressekonferenz mit, dass der ehemalige Geschäftsstellenleiter Konstantin Krause nur noch für Februar bezahlt werden muss. Ex-Manager Torsten Traub soll kurz vor der Unterschrift bei einem neuen Verein stehen, mit ihm steht ein Aufhebungsvertrag vor dem Abschluss.

Plant der Verein eine Aufgliederung der Profimannschaft?

Prinzipiell nicht, jedoch würde sich RWE Ideen anhören: "Wenn ein Investor kommt und sagt, er könne es sich unter bestimmten Bedingungen vorstellen, ist es natürlich ein Thema. Es wäre Unsinn zu sagen, dass wir das nicht machen. Aber in der aktuellen Situation ist es kein Thema", so Nowag.

 

[box type="info"]Weiterlesen: Droht Rot-Weiß Erfurt ein weiterer Punktabzug?[/box]

   

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