Heißer Aufstiegskampf: Vier Anwärter für zweieinhalb Plätze
Mit 56 Punkten wäre ein Drittligist in der vergangenen Spielzeit zum gleichen Zeitpunkt acht Punkte vor dem Relegationsrang und neun Punkte vor dem vierten Platz positioniert gewesen. Keiner der späteren Aufsteiger Duisburg, Kiel und Regensburg – die aktuell teils beeindruckend durch die 2. Bundesliga marschieren und allesamt noch den Durchmarsch schaffen könnten – hatte so viele Zähler auf dem Konto. Das verdeutlicht: 2018 ist vieles anders.
Ein Quartett hängt die Verfolger ab
Vor zwölf Monaten hangelten sich selbst die Spitzenteams mühsam voran. Der MSV Duisburg hätte als meist souveräner Tabellenführer den Aufstieg dennoch mit schwachen Leistungen gut und gerne noch verspielen können, seinen Verfolgern Holstein Kiel und Jahn Regensburg genügte eine starke Rückrunde, um den Rest der Liga zu distanzieren. Aktuell geben es sich die Mannschaften so richtig, statt eines Schneckenrennens bekommen die Fans und Fußballexperten einen Sprint um die 2. Bundesliga zu sehen. Im Topf: Der SC Paderborn, der 1. FC Magdeburg, der SV Wehen Wiesbaden und der Karlsruher SC. Auch Fortuna Köln ist noch im Rennen, gehört aber nicht zum Spitzenquartett.
Paderborn mit besten Voraussetzungen
Überraschendster Vertreter ist der SC Paderborn – zumindest, wenn man vor der Saison gefragt hätte. Die Ostwestfalen hätten sich nach dem unfassbaren sportlichen Absturz schon mit einer ruhigen Saison angefreundet, stattdessen fügte sich das neu zusammengestellte Team rasend schnell zusammen und nahm die 3. Liga auseinander. Mittlerweile ist etwas Ruhe eingekehrt, die Tore fallen nicht mehr selbstverständlich, eine erste längere sieglose Phase wurde überstanden. Paderborn muss nun andere Qualitäten zeigen: Moral, um Rückstände zu drehen. Geduld, um engmaschige, gut formierte Defensiven zu knacken. Das ist kürzlich gelungen, daher geht der Sportclub mit besten Voraussetzungen in den Schlussspurt. Doch er weiß: Die 64 Punkte, die 2017 für den Aufstieg gereicht hätten, werden dieses Mal gewiss nicht langen. Dafür ist die Konkurrenz zu gut in Schwung.
FCM will den Coup im dritten Anlauf
Der 1. FC Magdeburg ist ein Phänomen. Er kennt keine Krise mehr – seit Anfang 2015 befinden sich die Ostdeutschen im dauerhaften Erfolgsmodus. Nachdem die Mannschaft von Jens Härtel zweimal in Folge den vierten Platz ergatterte, hat es der FCM verdient, nun den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen. Einen Vorsprung hat Magdeburg allerdings (noch) nicht, dafür muss in den zwei Nachholspielen gepunktet werden. Dass der Fußballclub ausschließlich über sein körperliches Spiel und die Gemeinschaft kommt, ist übrigens längst ein Relikt vergangener Spielzeiten. Das 6:1 über den VfR Aalen zeigte mehr als eindrucksvoll, in was für einen Rausch sich Magdeburg spielen kann. Wiesbaden und Karlsruhe müssen wohl oder übel die direkten Duelle gewinnen, um sich am FCM vorbeischieben zu können.
Wiesbaden: Mit Rüdiger Rehm kommt der Erfolg
Was hat der SV Wehen Wiesbaden in der jüngeren Vergangenheit für Trainer verschlissen. Hochgejubelte Talente wie erfahrene Leute bissen sich die Zähne aus an einer Mannschaft, der immer wieder der Individualisten-Ruf vorauseilte – nicht aber die Teamfähigkeit. Das hat sich eindrucksvoll gewandelt, auch weil der Mix aus Jung und Alt im Kader stimmt. Wiesbaden hat zusammen mit dem SC Paderborn die beste Offensive der Liga und könnte am Saisonende auf 80 bis 85 Treffer kommen. Manuel Schäffler, der nie der ganz große Knipser war, steht mit seinen mittlerweile 19 Saisontoren sinnbildlich für die Tatsache, dass Wiesbaden am oberen Limit spielt, sich aber gleichzeitig immer weiter pusht. Schade, dass die Einwohner es bislang nicht würdigen und das Stadion bei Heimspielen weiterhin nur schwach gefüllt ist (im Schnitt 2.400 Zuschauer). Zwei-, dreitausend Fans mehr hätte sich der SVWW, der regelmäßig Spektakel bietet, verdient.
Karlsruhe will 2013 wiederholen
Seinen bislang letzten Aufstieg feierte der Karlsruher SC 2013. Damals führte er mit Heidenheim, Arminia Bielefeld, dem VfL Osnabrück und Preußen Münster einen ähnlich beeindruckenden Aufstiegskampf, wie er sich aktuell andeutet. 73 Punkte benötigte man für die Aufstiegsrelegation – so viele waren es noch nie. Karlsruhe aber schnappte sich sogar den Titel, weil der KSC sagenhafte 45 Punkte in der Rückrunde einfuhr. Dieses Brett könnten Alois Schwartz und Co. 2018 nochmals überbieten: Mit acht Siegen, drei Remis und keiner einzigen Niederlage wurde das Jahr begonnen. Obwohl die Badener damit noch nicht auf einem Aufstiegsplatz angekommen sind, muss sich das lange Zeit einsam kreisende Spitzenduo warm anziehen. Dass Karlsruhe aufsteigt, ist im aktuellen Modus wahrscheinlicher als der Ligaverbleib.
Und wer wartet in der Relegation?
Wenn das jemand wüsste! Dank des 2:1-Erfolgs von Erzgebirge Aue über Greuther Fürth haben aktuell 13 bis 14 Mannschaften realistische Chancen, in der 2. Bundesliga auf dem drittletzten Platz zu landen. Aue? Fürth? Darmstadt? Heidenheim? Bochum? Dresden? Nach aktuellem Stand dürfte es ein Verein aus diesem Sextett werden. Doch selbst Duisburg, Braunschweig oder St. Pauli sind im Falle einer Negativserie noch lange nicht durch. Ähnlich wie in der 3. Liga gilt: Die erforderliche Punktzahl, die für Aufstieg respektive Klassenerhalt genügt, dürfte 2018 deutlich höher sein – selbst die 40-Punkte-Marke ist eine Etage höher kein Garant mehr für den Ligaverbleib.