Warum Meppen die vielleicht größte Überraschung ist
Bravo, SV Meppen. Das habt ihr gut gemacht. Sechs Spieltage vor Ende ist der Klassenerhalt in der 3. Liga perfekt – ja, auch weil die Konkurrenz im Tabellenkeller schwach drauf ist. Das soll die Leistung, die ihr in eurer ersten Profisaison seit mehr als 20 Jahren auf das Parkett gezaubert habt, keinesfalls schmälern. Daran können sich viele Teams ein Beispiel nehmen. Ein Kommentar.
Sättigungserscheinungen? Nicht beim SV Meppen!
Erscheint bei liga3-online.de ein Text über den SV Meppen, so dauert es meist nur wenige Sekunden bis zu den ersten Reaktionen der Leser. Das kennen wir in dieser Form vom 1. FC Magdeburg und Hansa Rostock – dass der SVM aber mit solch einer Personenstärke, aber auch Regelmäßigkeit auf unserem Angebot vorbeischauen würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Es zeugt davon, wie lebendig dieser Club in einer Zeit daherkommt, in der viele andere Fußballvereine mit Sättigungserscheinungen bei seinen Fans zu kämpfen hat.
Der SV Meppen macht Laune, der SV Meppen macht Spaß. Auch uns als Berichterstattern. Der Club aus dem Emsland ist in jeder Faser authentisch – und das macht ihn sympathisch. Natürlich eckten die stolzen Fans auch an. Man erinnere sich an Provokationen aus den Reihen von Hansa Rostock, als Nico Granatowski und Amaury Bischoff auf dem Feld aneinandergeraten waren. Meppen hatte sich sogleich mit einem mächtigen Kaliber angelegt, und es machte ihnen sichtlich Spaß, einen "Großen" zu ärgern.
Immer aber blieben sie sportlich und fair, im Netz wie im Stadion. Die einzige Strafe, die Meppen bislang abdrücken musste: 2.000 Euro für ein paar geworfene Bierbecher. "Die waren aber garantiert leer", wird so mancher Fan schwören. Solch ein Tropfen würde niemals verschwendet werden. Stattdessen wurde Meppen seine überbordende Herzlichkeit in Jena zum Verhängnis, als Sören Eismann eine nette Geste eiskalt ausnutzte. Darüber wiederum wird in Jahrzehnten noch an der Theke von Stadionkneipe "Anno 1912" zu reden sein.
Oft springt die Moral in die Bresche
Zu den Fans, die uns auch mit ihrer Reisefreudigkeit begeistert haben, gesellt sich die Mannschaft. Vor der Saison prognostizierten wir die Rolle als Außenseiter, verbunden mit dem möglichen Abstiegskampf. Meppen war ein Team aus No-Names, hatte zudem Mirco Born abgegeben – den besten Scorer. Doch alte Recken wie Erik Domaschke, Marcel Gebers oder Steffen Puttkammer zeigten der 3. Liga gemeinsam mit der Aufstiegself aus 2017 eindrucksvoll, dass Meppen auf dem neuen Niveau mithalten kann.
Immer wieder war es die starke Moral, die in die Bresche sprang, wenn spielerische Mängel aufgedeckt wurden. Damit ärgerte der kecke Aufsteiger sogar die Großen: 0:0 gegen Paderborn, 0:0 in Magdeburg, 1:0 in Wiesbaden oder 2:0 gegen Karlsruhe. Weil die Niedersachsen diese Leistungen auch noch mit guter Konstanz auf das Grün brachten, stehen nach 32 Spieltagen 45 Punkte auf dem Konto. Der Klassenerhalt ist perfekt und er ist hochverdient. Er ist logische Folge und als Gesamtes doch eine große Überraschung. Vielleicht sogar die größte dieser Saison, noch eher als der zu erwartende Paderborner Aufstieg.
Kommt nun das schwere zweite Jahr?
Der SV Meppen wird sich vorkommen wie in einem Traum, der nicht endet. Starke Zuschauerzahlen, eine tolle Mannschaft, Erfolgserlebnisse am Fließband und ein Verein im Aufwind – ein beneidenswerter Zustand. Doch längst müssen die Vorbereitungen für 2018/19 laufen. Das berühmte zweite Jahr steht an, in dem die Euphorie abebbt, die Alltagssorgen der 3. Liga auch das Emsland erreichen werden. Meppen hat Aufgaben vor der Brust, zum Beispiel, die Abhängigkeit von den Toren eines Benjamin Girth zu verringern. Die letztjährigen Aufsteiger Lotte und Zwickau haben jetzt zu kämpfen. Auf diese Clubs muss die Elf von Christian Neidhart schauen. Ausruhen gilt nicht.