Die zwei Gesichter des FC Carl Zeiss Jena

Schaut man sich den Verlauf der Hinrunde an, so würde jeder Mensch mit Fußballverstand den FC Carl Zeiss Jena zur Winterpause für tot erklärt haben. Gab es mit 2 Siegen, 1 Unentschieden und 2 Niederlagen zu Saisonbeginn noch so etwas wie sportliche Lebenszeichen von der Mannschaft, verflachten diese spätestens am 6. Spieltag und wurden buchstäblich zur Nulllinie. Es folgten 1 Unentschieden und 5 Niederlagen, eine davon im Thüringenderby gegen Erfurt, und der Stuhl des Trainers Jürgen Raab wurde zum Pulverfass – mal wieder.

9 Trainer in gut 3 Jahren

Mittlerweile war bekannt, dass die Trainer in Jena wie die Socken gewechselt wurden. In 3 ½ Jahren hatten sich 8 Trainer darin versucht den FCC sowohl sportlich als auch wirtschaftlich in ruhigere Fahrwasser zu bringen – vergebens. Mit Wolfgang Frank wurde im Oktober 2010 nun der 9. Übungsleiter in dieser kurzen Zeit verpflichtet und wohl nur die optimistischsten Anhänger hätten ihm zugetraut, diese jetzt schon verkorkste Saison noch zu retten. Sein Job war nicht einfach. Es galt nicht nur das Primärziel zu erreichen, der Klassenerhalt, sondern auch eine Mannschaft zu formen, die in der Lage war, diese Herausforderung zu meistern.

Tot geglaubte leben länger

Was genau Wolfgang Frank anders macht als seine Vorgänger, ist von  außen nicht wirklich zu beurteilen. Er wirkt ruhig und selbstbewusst und scheint mit diesen Eigenschaften langsam aber beständig auf eine verunsicherte Mannschaft einzuwirken. Damit ist der Samen zum Erfolg gesetzt und für Spieler, Trainer, Verantwortliche und Fans heißt es nun geduldig warten und immer regelmäßig gießen. Wolfgang Frank erreicht eine Niederlage und 3 Unentschieden in den ersten 4 Spielen seiner Amtszeit, die symbolisch für seine Bemühungen stehen, Ruhe und Selbstvertrauen ins Team zurück zu bringen. Der freie Fall in Richtung 4. Liga ist damit zunächst ein wenig gebremst worden und ein Hauch Leben scheint ins Spiel des FCC zurückgekehrt zu sein.

Frank kommt an

Der Trainer Frank kommt in den nächsten Wochen so richtig in Jena und bei der Mannschaft an. Innerhalb kürzester Zeit scheinen die Mängel und Unsicherheiten aus dem Spiel der Jenaer radiert zu sein. Die Bilanz zeigt es: 2 Niederlagen, 1 Unentschieden und 7 Siege, stehen aus den letzten 10 Spielen zu buche, davon zuletzt 4 Siege in Serie. Zuvor hatte der FCC gerade 2-mal in 15 Partien gewonnen. Eine Mannschaft, die zu Saisonbeginn ihre Spiele durch individuelle Fehler im Spielaufbau verlor und quasi über gar kein Angriffsspiel verfügte, strahlt nun eine hohe Ballsicherheit aus und zeigt mehr und mehr ein souveränes und sicheres Angriffsspiel, dass gegnerische Abwehrreihen knackt und zu Toren führt.

Hinzu kommt ein glückliches Händchen auf dem Spielermarkt. In der Winterpause verstärkte sich der FCC mit Eugen Bopp, Felicio Brown-Forbes, Aykut Öztürk und Nils Pichinot. Letzterer wird wohl eher langsam ans Team herangeführt, doch Bopp und Brown-Forbes gehören nach kürzester Zeit zum Stammpersonal und spielen souveräne Spiele, was man in Kürze wohl auch von Aykut Öztürk sagen kann, sobald er seinen leichten Trainingsrückstand aufgeholt hat.

Klassenerhalt gesichert?

Betrachtet man diesen Aufschwung und die Entwicklung der Mannschaft auf dem Platz, kann man gar nicht glauben, dass noch vor knapp 2 Monaten das Abstiegsgespenst durch das Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld geisterte. Die Abstiegsränge sind nun 10 Punkte entfernt und der FCC hat Fahrt aufgenommen. Das Spiel der Mannschaft hat sich vom Rumpelfußball zu sehenswertem Sport weiterentwickelt und man mag nicht glauben, dass diese Mannschaft in dieser Form noch etwas mit dem Abstieg zu tun haben wird. Wenn die Truppe diese unglaubliche Entwicklung fortsetzen kann, ist am Ende der Saison vielleicht mehr drin, als nur ein gesicherter Mittelfeldplatz. Der hart arbeitenden Mannschaft und den treuen Fans sei es gegönnt.

FOTO: http://www.horda-azzuro.de

   

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