Strittige Szenen am 36. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die nicht gegebenen Elfmeter für Karlsruhe, Wiesbaden, Osnabrück und Würzburg, der Strafstoß für Köln und das Foul von Gies an Gyau. Am 36. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de acht Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: 25 Jahre lang war Babak Rafati Schiedsrichter, 2008 schaffte er es sogar auf die FIFA-Liste. Insgesamt leitete der heute 44-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit- und 13 Drittliga-Spiele. Seit Februar 2015 hat er eine neue Aufgabe: Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Entscheidungen des Wochenendes. Nach einer Vorauswahl durch die Redaktion sichtet Rafati das Video-Material und gibt eine kurze Einschätzung zu den jeweiligen Szenen ab. [/box]

Szene 1: Marvin Pourié (Karlsruher SC) geht im Strafraum bei einem Zweikampf mit Sebastian Schonlau (SC Paderborn) zu Fall, Schiedsrichter Dr. Robert Kampka lässt das Spiel weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 1:25]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht optimal und sieht, wie Schonlau im eigenen Strafraum klar den Ball spielt und vor Pourie klärt. Somit eine richtige Entscheidung des Schiedsrichters, weiterspielen zu lassen. Das macht er mit einer überzeugenden Außenwirkung durch seine Körpersprache und Mimik sehr gut deutlich.

Szene 2: Nach einer Grätsche von Sebastian Schonlau (SC Paderborn) geht Fabian Schleusener (Karlsruher SC) im Strafraum zu Boden. Kein Elfmeter, sagt Kampka. [TV-Bilder – ab Minute 2:25]

Babab Rafati: Wieder klärt Schonlau bilderbuchmäßig im eigenen Strafraum und spielt klar den Ball. Erneut entscheidet der Schiedsrichter richtig und lässt weiterspielen.

 

Szene 3: René Lange (FSV Zwickau) bringt Agyemang Diawusie (Wehen Wiesbaden) im Strafraum zu Fall, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Sven Jablonski nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:20]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht sehr gut und hat freien Blick zum Zweikampf. Lange kommt im Laufduell im normalen Bewegungsablauf mit Diawusie in Kontakt, jedoch ist das ein fußballtypischer und somit ein regelkonformer Kontakt. Auch wenn der Angreifer spektakulär zu Fall kommt, liegt kein Foulspiel vor. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.

Szene 4: Agyemang Diawusie (Wehen Wiesbaden) dringt in den Strafraum ein und wird von Jonas Acquistapace (FSV Zwickau) gelegt. Erneut gibt es keinen Elfmeter. [TV-Bilder – ab Minute 1:50:35]

Babak Rafati: Wieder steht der Schiedsrichter optimal und entscheidet auf Weiterspielen. Acquistapace versucht, im eigenen Strafraum im Laufduell zu klären, in dem er ins Leere springt und sowohl den Ball als auch den Gegenspieler nicht trifft. Auch wenn Diawusie erneut zu Fall kommt, liegt der Schiedsrichter wieder richtig und lässt zurecht weiterspielen.

 

Szene 5: Bashkim Renneke (VfL Osnabrück) wird von Sören Eismann (Carl Zeiss Jena) per Bodycheck zu Fall gebracht, Schiedsrichter Justus Zorn pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:22:30]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf hat Eismann die Arme am eigenen Körper angelegt und setzt nur seinen Körper gegen Renneke ein – energisch, aber im Bereich des Erlaubten. Das ist eine Spielweise, die kein Foulspiel darstellt. Somit eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.

 

Szene 6: Nach einem Kontakt von Oliver Hüsing (Rostock) kommt Daniel Keita-Ruel (Fortuna Köln) im Strafraum zu Fall. Elfmeter, sagt Schiedsrichter Bastian Börner. [TV-Bilder – ab Minute 3:10]

Babak Rafati: Eine schwierige Situation für den Schiedsrichter, da für die Bewertung, ob Foulspiel oder nicht, der Zweikampf von zwei Verteidigern relevant ist. Der erste Verteidiger hat ein wenig den Arm am Körper des Gegenspielers, das reicht aber nicht für einen Strafstoß aus. Beim Zweikampf des zweiten Verteidigers geht von diesem überhaupt keine aktive Bewegung gegen Keita-Ruel aus, vielmehr holt der Angreifer aus und trifft seinerseits den Verteidiger an dessen Wade. Eine Fehlentscheidung, in dieser Szene auf Strafstoß zu entscheiden.

 

Szene 7: Einen Schuss von Onur Ünlücifci (Würzburger Kickers) bekommt Tim Wendel (Sportfreunde Lotte) an die Hand, Schiedsrichter Marcel Schütz lässt das Spiel weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 2:00:15]

Babak Rafati: Bei der Hereingabe von Ünlücifci in den Lotter Strafraum bekommt Wendel den Ball an die Hand geschossen. Er hat dabei eine natürliche Körperhaltung und vergrößert dadurch nicht seine Körperfläche. Somit ist es richtig, weiterlaufen zu lassen, da kein strafbares Handspiel vorliegt.

 

Szene 8: Joseph-Claude Gyau (Sonnenhof Großaspach) wird mit einem langen Ball auf die Reise geschickt und von Meppen-Torhüter Jeroen Gies außerhalb des Strafraums zu Fall gebracht. Kein Foul, sagt Schiedsrichter Felix-Benjamin Schwermer. [TV-Bilder – ab Minute 3:40]

Babak Rafati: In dieser Szene läuft Gies aus seinem Tor heraus, springt außerhalb des Strafraumes seinem Gegenspieler nur in die Beine und räumt ihn dadurch komplett ab, ohne dabei im Ansatz den Ball spielen zu können. Gyau ist in einer sehr aussichtsreichen Position und das Tor ist leer. Warum der Schiedsrichter noch nicht mal pfeift, ist nicht erklärbar. Genauso wenig, warum der Assistent, der optimalen Blick und hervorragende Distanz zum Geschehen hat, nicht eingreift und den Schiedsrichter korrigiert. Es hätte einen Freistoß und die rote Karte gegen den Torhüter geben müssen. Es liegt somit eine Fehlentscheidung vor.

   

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