Fünf Fragen an den 38. Spieltag
Wohl jeder kennt das Gefühl, erschrocken festzustellen, wie schnell eine Fußball-Spielzeit umgehen kann. Das gilt schon für die Kreisligen, in denen spätestens jetzt mit einigen Bierkästen Einsatz versucht wird, Gegner noch zu besonderen Leistungen zu motivieren. In der 3. Liga ist das, und jetzt wird die Spannung schon auf den Nullpunkt weichen, überhaupt nicht nötig. Das ist schade, keine Frage. Erinnern wir uns doch an große, spannende Abstiegsfinals, aber auch Aufstiegskrimis. Dafür werden Fußballfans am Wochenende wohl in die Bundesliga oder deren Unterhaus schauen müssen.
Der 38. Spieltag
Echte Fans hält das nicht ab, zum letzten Saisonspiel zu reisen. Das macht ganz besonderen Spaß, wenn es noch einmal eine mittelschwere Weltreise ist, die die Anhängerschaft auf sich nehmen muss. So arg trifft es aber allenfalls den VfL Osnabrück, der nach Unterhaching fährt. Oder Preußen Münster, die fahren nach Großaspach. Gefeiert wird im Nordwesten: Der 1. FC Magdeburg fährt mal eben mit 5.000 Mann zu den Sportfreunden Lotte, lässt es dort richtig krachen. Der SV Meppen fährt mit mehr als 2.000 Fans zu Werder Bremen II, feiert dort eine geile erste Drittliga-Saison. Karlsruhe hingegen hat als einziger Club noch eine echte Mission. Der KSC muss sich auf die Relegation vorbereiten. Ob Gegner Carl Zeiss Jena das spüren wird?
Frage 1: Wie gut gelingt Karlsruhe die Generalprobe für die Relegation?
Die Leistung des Karlsruher SC unter Alois Schwartz muss einfach gewürdigt werden. Seit er in Baden unter Vertrag steht, spielen die Blauen wie ein hochverdienter Aufsteiger. Hätten Paderborn und Magdeburg sich auch nur einen Hauch aus der Ruhe bringen lassen, hätte der KSC vielleicht diesen einen Elfmeter beim FCM nicht verschossen – es wäre mehr drin gewesen als "nur" die Relegation.
Gegen wen die Schwartz-Elf diese beiden Spiele nun absolviert, ist völlig offen. Greuther Fürth? Eintracht Braunschweig? Erzgebirge Aue? Darmstadt 98? Wahrscheinlich wird es ein Klub aus diesem Pool – vorbereiten kann sich Karlsruhe kaum. Die beste Generalprobe kann der KSC wohl am Samstag im heimischen Wildpark abliefern: Carl Zeiss Jena ist zu Gast, verabschiedet sich nach einer zufriedenstellenden Aufstiegssaison mit Wohlwollen in die Pause. Werden die Thüringer, die abseits des Platzes noch eine Liquiditätslücke zu füllen haben, ein guter Sparringspartner sein?
Frage 2: Holt sich Magdeburg die Meisterschaft in Lotte?
Es ist schon ein bemerkenswertes Zeichen, was die Fans des 1. FC Magdeburg in diesen Tagen ausgesendet haben. Auf eine zweifelhafte, mit Einschränkungen wie einem Alkoholverbot für die Spieler entschärfte "städtische" Aufstiegsfeier reagierten sie sehr verhalten, es kamen nur 4.000 Fans und die Freude hielt sich doch eher in Grenzen. Zum Vergleich: Wenn die Elbestädter am Samstag zu den Sportfreunden Lotte reisen, werden etwa 5.000 Anhänger die etwa 300 Kilometer Wegstrecke auf sich nehmen – und feiern. Den Aufstieg in die 2. Bundesliga, nächster Teil. Vielleicht aber auch die Meisterschaft? Dafür bräuchte es drei Punkte, weil davon auszugehen ist, dass der SC Paderborn beim strauchelnden SC Fortuna Köln – der zudem 120 Pokalminuten in den Knochen hat – nicht schwächeln wird. Krönt sich der FCM spät in der Saison noch zum Drittliga-Meister? Es wäre das i-Tüpfelchen auf einem tollen Jahr.
Frage 3: Verabschiedet sich Erfurt mit einem Funken Anstand?
Es war doch arg grenzwertig, wie sich Rot-Weiß Erfurt in den vergangenen Wochen präsentiert hat. Als feststehender Absteiger taten die Erfurter viel, um auch ihre letzten Zuschauer zu vergraulen. 0:3, 0:5, 0:1, 0:6, 0:3, 0:3 – die vergangenen Ergebnisse sprechen Bände. Wo ist der Funken Hoffnung für das vorerst letzte Drittliga-Spiel, das die Thüringer am Sonnabend gegen die Würzburger Kickers austragen werden? Es gibt keinen. Würzburg hat im Jahr 2018 zu allem Überfluss richtig Gefallen am Fußball gefunden, sich auf den sechsten Platz vorgemausert. Kommt der FWK ins Rollen, wird es für Rot-Weiß schwer, sehr schwer. Wenigstens ein eigenes Tor sollten sie ihren Fans zum Abschluss aber doch präsentieren.
Frage 4: Bäumt sich Osnabrück ein letztes Mal auf?
Der VfL Osnabrück ist ein wenig merkwürdig geworden. Merkwürdig, weil er seit elf Spielen nicht mehr gewinnen kann – und das auch verdient ist. Merkwürdig, weil sich gerade jetzt alte Baustellen wie der Konflikt zwischen einigen Fans und Geschäftsführer Jürgen Wehlend wieder auftun. Weil die Fans ihren Unmut damit kundtun, ihre Dauerkarten zehn Minuten vor Abpfiff des letzten Heimspiels der Saison abzugeben. Eine Lösung bahnt sich bislang nicht an. Ähnlich sieht’s im sportlichen Bereich aus. Viele Spieler gehen, Neuzugänge machen sich bisher rar. Am Samstag geht es zur Abschlussfahrt nach Unterhaching, ein Spiel ohne Wert. Und egal, wie es ausgeht: Der VfL kann sich glücklich schätzen. Mit 37 Punkten aus 37 Spielen hätte er auch absteigen können.
Frage 5: Und was bringt eigentlich die nächste Spielzeit?
Zwei, vielleicht drei sehr namhafte Aufsteiger werden aus den Regionalligen dazustoßen. Der 1. FC Kaiserslautern wird ein Magnet, der den 1. FC Magdeburg problemlos wird ersetzen können. Das Rennen um den Aufstieg wird bedeutend härter – egal, wer noch aus der 2. Bundesliga hinzukommt. Der Abstiegskampf wird ganz im Gegenteil zu dieser Saison ein Krimi. Denn es kommen Regionalligisten mit Ambitionen, zudem erhöht sich die Anzahl der Absteiger auf vier. Wir haben starke Neulinge in dieser Spielzeit, ob Unterhaching, ob Meppen, ob Jena. Es wird etablierte Vereine treffen. Dennoch sind Überraschungen möglich. Die Vorfreude auf den 27. Juli, sie wächst und wächst.