Osnabrück: Stadt will den VfL finanziell retten

Als am gestrigen Dienstagabend die Stadt Osnabrück zusammen mit dem VfL Osnabrück die Medienvertreter zu einer Pressekonferenz am heutigen Mittwoch einlud, wurde bereits über das Thema spekuliert: Die Stadt wollte laut Gerüchten dem finanziell angeschlagenen VfL unter die Arme greifen, um die Lizenz für die kommende Drittligasaison 2012/2013 zu erhalten und um mittel- sowie langfristig den Verein wieder auf gesunde Beine zu stellen. Im Raum stand das Einschalten der Stadt in die geplanten Immobilienverkäufe. In einem "Zwei-Stufen-Plan" will die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Osnabrück und diversen anderen Gremien den Lila-Weißen nun genau so helfen.

Die Liquiditätsreserve

Zunächst einmal steht das Aufbringen der Liquiditätsreserve ganz oben auf der Prioritätenliste des VfL Osnabrück, denn nur damit können die Lila-Weißen die Lizenz für die kommende Spielzeit in der 3. Liga erteilt bekommen. Diese soll, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ) berichtet, bei zwei Millionen Euro, inklusive der zweiten Hälfte der abgelaufenen Saison, liegen. Um nicht, wie in der Vergangenheit öfter gemacht, großartig auf Sponsorengelder vorgreifen zu müssen, sind mehrere Pläne vorgestellt worden. Wie Osnabrücks Oberbürgermeister Boris Pistorius anführte, wird die Stadt den VfL mit 750.000 Euro unterstützen, die durch den Erwerb von Stadion-Immobilien kommen. Außerdem schaltet sich auch die Sparkasse Osnabrück in den Deal ein, diese wird das Junioren-Nachwuchsleistungszentrum des VfL pro Jahr mit 195.000 Euro bezuschussen, was den Etat des VfL enorm entlastet. Auch die Stadtwerke Osnabrück werden sich beteiligen, diese werden die geschätzte Sponsoring-Summe von 200.000 Euro schon jetzt zur Verfügung stellen. Des Weiteren planen Stadt, Landkreis, Land und Sparkasse eine einjährige Tilgungsaussetzung bei der Finanzierung der Nordtribüne. Alles zusammen würde den VfL Osnabrück schon jetzt finanziell entlasten, zudem würde die Liquiditätsreserve zu stemmen sein und damit die Lizenz erteilt werden.

Zustimmung zum Vorschlag noch notwendig

Damit all das realisiert werden kann, müssen noch verschiedene Gremien dem Vorschlag des Oberbürgermeisters Pistorius zustimmen. Am 22. Mai soll sich der Rat mit dem Thema beschäftigen und darüber abstimmen, außerdem soll die Zustimmung des Landkreises über seine Beteiligungsgesellschaft eingeholt werden. Zudem müssen die Gremien der Stadtwerke und Sparkasse dem Vorschlag ebenfalls noch zustimmen. Um die Tilgungsaussetzung der Nordtribüne zu realisieren, müssen alle Gremien, inklusive des Landes Niedersachsen, zustimmen.

Beteiligungsgesellschaft kauft Vereins-Immobilien

Um auch mittel- sowie langfristig den VfL am Leben zu erhalten, wird eine Beteiligungsgesellschaft der Stadt den Lila-Weißen diverse Stadion-Immobilien abkaufen. Die NOZ schätzt die Kaufsumme auf sieben bis acht Millionen Euro. Die von der Beteiligungsgesellschaft erkauften Gebäude würden dann an den VfL verpachtet werden, sodass der Klub lediglich noch die Unterhaltungskosten zu zahlen hat. Dadurch würde sich die Liquidität des Vereins rasch verbessern, zudem bietet sich dem VfL dadurch ein größerer finanzieller Spielraum. Bis dieses Konzept aber auf den Weg gebracht werden kann, wird aber wohl noch das Jahr 2012 vergehen müssen, wie Bürgermeister Pistorius gegenüber der NOZ sagte: "Das ist ein komplexes Projekt, in dem juristische, wirtschaftliche und vertragliche Dinge geklärt werden müssen. Vor allem aber müssen die politischen Gremien sich damit befassen und darüber befinden. Hier darf gar nicht erst der Eindruck entstehen, dass ein Entscheidungsdruck aufgebaut wird."

Neuanfang für den VfL

Warum die Stadt dem Verein helfen möchte? "Der VfL ist ein Imageträger der ganze Region. Selbst in sportlich schlechteren Zeiten kommen 8.000 bis 10.000 Menschen zu den Heimspielen. Für viele Menschen ist der VfL so wichtig wie das Theater, der Zoo oder Freibäder", begründete Pistorius die Entscheidung gegenüber der NOZ. Aber auch ein eigennütziger Grund spielt in die Entscheidung ein, schließlich gab die Stadt eine Bürgschaft für die Kredite für den Bau der Nordtribüne ab: "Wenn der VfL keine Lizenz bekommt und infolge dessen in die Insolvenz geht, müssen die Bürgen die Kredite ablösen – für die Stadt wäre das ein Betrag zwischen 3,5 und 5 Millionen Euro. Das wollen wir absichern", ergänzt Pistorius seine Aussage gegenüber der NOZ. Auch VfL-Präsident Gert Lehker äußerte sich gegenüber der NOZ zu der Entwicklung: "Für uns wäre das ein Befreiungsschlag, der uns aus dem Dilemma der letzten Jahre befreien würde." Ausgerichtet seien alle Planungen auf den mittelfristigen Aufstieg in die 2. Bundesliga – es wird also Zeit, dass neben der finanziellen Entwicklung auch schnellstmöglich ein Fortschritt in der sportlichen Entwicklung erkennbar wird.

FOTO: Flohre Fotografie

   

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