Kommentar: Erzgebirge Aue führt einen aussichtslosen Kampf
Helge Leonhardt war am vergangenen Sonntag nicht mehr zu beruhigen. "Wir wurden verschaukelt", schimpfte der Präsident des FC Erzgebirge Aue nach der 0:1-Niederlage in Darmstadt, als Schiedsrichter Sören Storks den Veilchen unter anderem ein klares Tor verwehrte. Am Montag legte Aue Einspruch gegen die Spielwertung ein und beantragte am Mittwoch, nachdem der DFB den Einspruch zurückgewiesen hatte, eine mündliche Verhandlung vor dem Sportgericht. Viel Hektik vor dem anstehenden Relegationsspiel gegen Karlsruhe – zu viel. Ein Kommentar.
Was erhofft sich Aue?
38 Minuten dauerte die Pressekonferenz des FC Erzgebirge Aue am Mittwoch vor dem Relegationshinspiel (Freitag, 18:15 Uhr). Um den sportlichen Aspekt ging es dabei allerdings nur knapp acht Minuten, anschließend sprach Präsident Helge Leonhardt knapp eine halbe Stunde über die Niederlage in Darmstadt, den Einspruch gegen die Spielwertung, die mündliche Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht und die Idee, die 2. Bundesliga in der kommenden Saison auf 19 Teams aufzustocken. Es zeigt sich: Die Prioritäten beim FCE sind derzeit falsch gesetzt.
Dabei ist Wut über die bittere Niederlage in Darmstadt nur allzu verständlich – sowohl aus sportlicher als auch aus finanzieller Sicht. Die Frage ist jedoch: Was erhoffen sich die Veilchen unmittelbar vor den so wichtigen Relegationsspielen von dem Einspruch? Eine Wiederholung der Partie ist ausgeschlossen, schließlich hätte ein anderes Ergebnis auch Auswirkungen auf die übrigen Abstiegskandidaten. Schon ein Unentschieden hätte zur Folge, dass Fürth in die Relegation müsste. Und somit können auch Tatsachenentscheidungen, wie etwa der verwehrte Treffer, nicht nachträglich geändert und korrigiert werden. Von den Elfmeter-Entscheidungen ganz zu schweigen.
Aufstockung der 2. Liga ist unrealistisch
Die von Leonhardt ins Spiel gebrachte Aufstockung der 2. Bundesliga auf 19 Vereine hört sich erstmal salomonisch an, ist jedoch absolut unrealistisch – allein schon aus organisatorischen Gründen. So müssten beispielsweise vier weitere Spieltage in den ohnehin schon engen Rahmenkalender eingearbeitet werden. Auch die Verteilung der TV-Gelder müsste in der kommenden Saison anders geregelt werden. Und ob die übrigen Zweitligisten begeistert wären, wenn kurzfristig ein weiteres Teams hinzukommen würde? Fraglich! Schließlich müssten dann alle Vereine ihre Planungen überarbeiten.
So verständlich der Unmut in Aue über die eklatanten Fehlentscheidungen in Darmstadt auch ist: Die Veilchen wären besser beraten, wenn sie sich voll und ganz auf die beiden Relegationsspiele konzentrieren würden. Denn die werden in jedem Fall stattfinden – Einspruch hin oder her. Momentan führt Erzgebirge Aue einen aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen, aus dem sie nicht als Gewinner hervorgehen werden. Eher bringt er Unruhe in die Vorbereitung auf die so wichtigen und zukunftsweisenden Partien gegen Karlsruhe. Und das kann Erzgebirge Aue momentan eigentlich am wenigsten gebrauchen.