KFC Uerdingen: Ein Zitat mit verheerender Wirkung

Es wird wohl seinen Grund haben, warum Investoren im Profifußball generell verpönt sind. Das Einzige, was begehrt ist, ist ihr Geld – das braucht jeder Verein, um konkurrenzfähig zu sein. Doch die Abhängigkeit von den Gesichtern dahinter birgt große Gefahren. Ein neues Beispiel hat der KFC Uerdingen geliefert. Ein Kommentar.

Eine Drohung

"Wenn der DFB nach allem, was passiert ist, wirklich beschließt, uns für etwas, an dem wir keine Schuld tragen, die Lizenz nicht zu geben, dann sehe ich nicht, wie ich mein Engagement beim KFC Uerdingen aufrechterhalten kann." Man muss schon Mumm haben, um am Ende einer eilig niedergeschriebenen Stellungnahme zur möglichen Zulassungsverweigerung diesen Satz zu platzieren. Mikhail Ponomarev, Mäzen des rheinischen Drittliga-Aufsteigers aus Uerdingen, hat ihn so formuliert, nachdem er auf der Vereinsseite zunächst ein wenig auf die Tränendrüse drückte ("Unsere Familien wurden in Mannheim angegriffen, beleidigt und bespuckt"), sich dann an merkwürdigen Erklärungen versuchte ("Wir haben das Geld sogar zweimal bezahlt") und an passender Stelle auf seinen Reichtum hinwies ("Unsere Garantien sind finanziell die stärksten in der 3. Liga").

Eine Machtdemonstration, wie sie im Buche steht

Viele Fans des KFC muss es innerlich geschüttelt haben, als sie diese Worte gelesen haben. Es sind Worte, die weit entfernt sind vom Charakter eines stillen Investoren, der im Hintergrund die Fäden zieht. Es sind Worte, die einer gewaltigen Machtdemonstration gleichen sollen – ein Stilmittel, das im Übrigen auch im Profifußball nicht neu ist. Bekannt wurde es allen voran durch das Negativbeispiel schlechthin: Hasan Ismaik, der jordanische Gönner des TSV 1860 München. Er kündigte in sieben Jahren bei den Löwen mehrfach den Rücktritt an, damit verbunden forderte er jeweils einschneidende Veränderungen. Geld pumpte er weiter in den darbenden Club, der Unsummen in die falschen Spieler steckte, schließlich abstieg – und dank eines weiteren Machtspielchens direkt in die Regionalliga ging. Ismaik hatte den Blauen die erforderten Liquiditätsreserven kurzerhand abgeschnürt. Aber das nur am Rande.

DFB hat nötige Konsequenz bereits gezeigt

Uerdingen hat nun andere Probleme. Ganz massive sogar, wenn dem DFB auch nur ein Dokument, eine Bürgschaft, eine Zahlung nicht rechtzeitig vorlag. Dass der Fußballbund hierbei die nötige Konsequenz an den Tag legen kann, hat er in der Vergangenheit mehr als deutlich gezeigt. 2013 etwa war der MSV Duisburg fällig und musste ohne Zweitliga-Lizenz in die 3. Liga absteigen. Angedeutet hatte sich das nicht – gemunkelt wird über Rechenfehler in den Dokumenten. Zweifelhafte Berühmtheit erreichte der SV Wilhelmshaven 2001, als ein defektes Faxgerät dafür sorgte, dass die tadellosen Unterlagen zehn Minuten nach Fristende in Frankfurt auf dem Tisch lagen. Zwangsabstieg. Fraglich bleibt, ob der DFB seine klar formulierten Regularien und Fristen überhaupt routiniert auf die Vereine anwenden kann. Auffällig war es allemal, wie vage der Fußballband seinen Verdacht am Mittwoch im Konjunktiv beschrieb. Montag wissen wir mehr.

So funktioniert kein professioneller Auftritt

Ganz Uerdingen und ganz bestimmt auch Mikhail Ponomarev geht längst ein bekanntes Körperteil auf Grundeis. Seine Drohung an den Verein schafft allerdings noch mehr Verunsicherung. Erst recht bei den Anhängern, die die Aufstiegsfeierlichkeiten am Mittwochabend abrupt beendet haben. Ponomarev führt dem KFC Uerdingen eindrucksvoll vor, dass der gesamte Club wie bereits in der Ära des griechischen Chaos-Investors Lakis am Tropf einer Einzelperson hängt. Einer Einzelperson, die Uerdingen unbestrittenen Erfolg gebracht hat, die aber Emotionalität offenbar über Sachlichkeit stellen kann. Die vor Kurzschlusshandlungen wohl nicht zurückschreckt. Ohne den Russen wäre womöglich nicht einmal die Regionalliga finanziert. Doch der KFC muss sich bewusst werden: Von einem professionellen Auftreten ist er gerade weit entfernt. Außenstehende können sich das Popcorn für die kommenden Tage und Wochen bereitstellen. Es wird gewiss nicht die letzte Wortmeldung des Mikhail Ponomarev gewesen sein.

 

   

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