Die hochspannende Kaderplanung des 1. FC Kaiserslautern

Reift auf dem Betzenberg ein Topfavorit auf den Wiederaufstieg? Man möchte dem 1. FC Kaiserslautern dieses Attribut lieber nicht zuschreiben – dann wird es meistens nix. Doch gut aufgestellt hat sich der FCK bislang, und ist für einen Absteiger erstaunlich weit in seinen Planungen. Der Mix in der Mannschaft ist ein hochspannender.

Ein bisschen Prominenz bleibt

Martin Bader ist eines der prominenteren Gesichter hinter den Kulissen. Immerhin hat er in seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg anno 2007 mal den DFB-Pokal gewonnen. Zwischen 2015 und 2017 ordnete er sich bei Hannover 96 Martin Kind unter. Er kennt das Geschäft, und er scheut keine schwierigen Aufgaben. Der 1. FC Kaiserslautern ist so ein Sorgenkind. Zwischenzeitlich wussten die Pfälzer im Frühjahr nicht einmal, ob sie im Abstiegsfall überhaupt in der 3. Liga antreten würden oder weiterhin auf dem 50.000 Zuschauer fassenden Betzenberg gespielt werden kann. Die finanziellen Fragen sind nun geklärt, auch dank der von den Mitgliedern getragenen erfolgreichen Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft. Liquide ist der Klub also, zumindest vorerst. Aber jedem ist klar: Die 3. Liga, die für nahezu alle ihrer Vereine ein Verlustgeschäft ist, wird den FCK auf Dornen und nicht auf Rosen betten. Kaiserslautern muss besser heute als morgen raus aus dieser Spielklasse.

Auf nichts anderes ist die Mannschaft, die schon fünf Wochen vor dem Saisonauftakt 27 Spieler umfasst, ausgerichtet. Übrig geblieben sind von jenem Team, das erst unter Michael Frontzeck in der Rückrunde seine Zweitligatauglichkeit zeigte und aufgrund der desaströsen Hinserie 2017/18 abstieg, neben Nachwuchskräften nur Gino Fechner, Lukas Spalvis sowie der Däne Mads Albaek. Mit Spalvis und Albaek beginnt die Prominenz im Kader: 100 Spiele in der höchsten dänischen Liga, 50 in der höchsten schwedischen, 40 in der höchsten französischen. Spalvis ließ sich Sporting Lissabon derweil 2016 noch 1,6 Millionen Euro kosten. Das liest sich nicht übel. In Kaiserslautern erwischten beide ein durchwachsenes Jahr, wollen nun durchstarten.

Publikumslieblinge und Leitwölfe

Während sich Absteiger in der Vergangenheit oft mit erfahrenen Zweitliga-Profis eindeckten und dabei nicht immer einen Glücksgriff taten, setzte Kaiserslautern bislang nur auf zwei Spieler dieser Kategorie. Einer davon ist Rechtsverteidiger Florian Dick, der an Tempo verloren hat, nicht aber an Charakter. Von 2008 bis 2014 spielte er für die Roten Teufel, Publikumsliebling ist der gebürtige Bruchsaler immer geblieben. Künftig ist er Kapitän. Der andere, Torhüter Wolfgang Hesl, muss sich nach mäßigen Jahren in Bielefeld und Würzburg den Posten als Stammkeeper hart erarbeiten. Auffällig ist indes die Anzahl an jenen Profis, die liebevoll Mentalitätsspieler getauft werden, weil sie die Wortmacht in der Mannschaft besitzen, Emotionen zeigen und damit zu Identifikationsfiguren werden. Christopher Hemlein, Jan Löhmannsröben und Andre Hainault fallen in diese Kategorie. Auch Kevin Kraus, 25-jähriger Innenverteidiger mit Zweitligaerfahrung und überragender Physis, wird eine gewichtige Rolle einnehmen.

Dann steckte sich der FCK fast schon beiläufig einige junge Wilde ein. Theodor Bergmann etwa, ein Rohdiamant aus Erfurt, der stets aus der grauen Masse des Absteigers herausstach und für diesen Verein zunehmend überqualifiziert, weil ohne echte Konkurrenz war. Stürmer Elias Huth spielte zuletzt ebenfalls für Erfurt, machte im undankbaren Umfeld und einer spielschwachen Mannschaft dennoch mit einigen Toren auf sich aufmerksam. Florian Pick kehrt nach zufriedenstellender Leihe aus Magdeburg zurück, Dominik Schad kommt als temporeiche Außenverteidiger-Alternative zu Florian Dick aus Fürth. Dazu kommen Talente aus der eigenen Nachwuchsschmiede.

Wer schwer einschätzbar ist

Komplettiert wird diese hochspannende Mischung aus einigen Profis, deren Name vielen ein Begriff sein dürfte – deren Leistungsfähigkeit aber schwer einzuschätzen ist. Julius Biada etwa, der bei Fortuna Köln 2015/16 eine überragende Saison spielte, dann aber in Braunschweig stagnierte. Hendrick Zuck, noch ein Rückkehrer, der seit Jahren in der Zweitklassigkeit unter seinem eigentlichen Niveau spielte. Er, der ebenfalls aus Braunschweig kam, kann mit dem Ball umgehen, ist flink, hat aber Defizite im Abschluss. Linksverteidiger Janek Sternberg war bei Werder Bremen vor drei Spielzeiten sogar eine Zeit lang in der Bundesliga gesetzt, ehe er 2016 zu Ungarns Rekordmeister Ferencvaros Budapest und dessen Coach Thomas Doll ging. Wie schnell kann er sich an die 3. Liga anpassen? Mit Timmy Thiele vom FC Carl Zeiss Jena lotste der FCK zudem einen echten Torjäger an den Betzenberg und ließ sich den Angreifer sogar 400.000 Euro kosten.

Martin Bader und Trainer Michael Frontzeck haben in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt, es wurden Verträge besprochen, Optionen abgewägt und viele Berater kontaktiert. Das Ergebnis kann sich bislang sehen lassen. Denn die Mischung, die der 1. FC Kaiserslautern anbietet, ist hochspannend. Die Altersstruktur im Kader erscheint gut durchplant, es gibt Leitwölfe, es gibt Talente, es gibt Lautsprecher und eher ruhige Vertreter. Schwachstellen weist die Mannschaft kaum auf, damit sind die Roten Teufel gerade im Vergleich zu Mitabsteiger Eintracht Braunschweig schon einige Etappen weiter. Vielleicht fehlt noch ein Torhüter, der den Unterschied machen kann. Möglicherweise aber ist der Kader auch derart ausgewogen aufgestellt, dass andere Mannschaftsteile diese potenziellen Defizite auffangen können.  Zudem sind bis Ende August weitere Verpflichtungen möglich.

   

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