Trainer-Umfrage: Das sind die Top-Favoriten auf den Aufstieg

Bevor Ende Juli die neue Saison beginnt, hat liga3-online.de alle 20 Trainer nach ihren Aufstiegsfavoriten befragt. Das Ergebnis: Zweitliga-Absteiger Kaiserslautern ist mit 17 Stimmen der eindeutige Favorit, auf den weiteren Plätzen folgen Braunschweig (15) und Karlsruhe (9). Aber auch Uerdingen, 1860 München, Wiesbaden, Rostock und Unterhaching werden Chancen eingeräumt (Grafik unten).

Kaiserslautern ist der Top-Favorit

44 Bundesliga-Jahre, viermal Deutscher Meister, zweimal DFB-Pokal-Sieger und 1999 im Viertelfinale der Champions-League: Angesichts dieser Zahlen und Erfolge gehört der 1. FC Kaiserslautern eigentlich nicht in die 3. Liga. Das sehen auch fast alle Trainer der Drittliga-Teams so, gleich 17 Mal wurde der FCK in unserer Trainer-Umfrage als Aufstiegsfavorit genannt. Viele Übungsleiter begründeten ihre Nominierung vor allem mit der Transferpolitik der Roten Teufel, die sich unter anderem die Dienste von Christoph Hemlein (Arminia Bielefeld), Julius Biada (Eintracht Braunschweig) und Theodor Bergmann (Rot-Weiß Erfurt) gesichert haben. Außerdem gelang es den Verantwortlichen, Lukas Spalvis und Mads Albaek von einem Verbleib zu überzeugen, für FCC-Stürmer Timmy Thiele legte der FCK zudem 400.000 Euro auf den Tisch.

Fortuna-Coach Uwe Koschinat sieht beim FCK daher "enorm viel Qualität im Kader – gerade auch was die Offensive anbelangt" und bezeichnet den FCK als eine "Art Modell Dresden", der sicher den direkten Wiederaufstieg packen werde und einfach gut vorbereitet sei. Großaspachs Sascha Hildmann schätzt den Mix "aus erfahrenen und jungen, entwicklungsfähigen Spielern" als Erfolgsfaktor ein. FCK-Trainer Michael Frontzeck wollte sich unterdessen nicht festlegen und geht davon aus, "dass bestimmt zehn Vereine das Zeug dazu haben, im Aufstiegsrennen mitzuspielen."

"Natürlich zählen immer die Absteiger zu den Favoriten"

Ebenfalls große Chancen auf den Wiederaufstieg sehen die Drittliga-Trainer bei Eintracht Braunschweig (15 Stimmen). "Die Braunschweiger können mit ihren sensationellen Fans im Rücken eine besondere Wucht entwickeln und werden vor allem zu Hause sehr stark sein", sagt Würzburgs Michael Schiele über die Löwen. Wiesbadens Rüdiger Rehm führt unterdessen auch die "finanziellen Möglichkeiten" an. So hat der BTSV, wie auch Mitabsteiger Kaiserslautern, 600.000 Euro aus einem Solidaritätsfonds aller Zweitligisten erhalten.

Hinzukommen 500.000 Euro aus dem DFL-Rettungsschirm für Zweitliga-Absteiger, außerdem hat der BTSV von der DFL über 400.000 Euro für die Förderung des eigenen Nachwuchses kassiert, der 1. FC Kaiserslautern sogar 870.700 Euro. Im Vergleich zu den anderen Drittligisten steht beiden Vereinen somit eine zusätzliche Summe von rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Eintracht Braunschweig kann zudem noch mit Transfererlösen für Gustav Valsvik, Suleiman Abdullahi und Christoffer Nyman rechnen. Bei "transfermarkt.de" ist das Trio insgesamt 2,7 Millionen Euro wert. Viel Geld, das die Löwen in weitere Transfers stecken könnten.

"Natürlich", weiß auch BTSV-Trainer Henrik Pedersen, "zählen immer die Absteiger zu den Favoriten." Klar ist in den Augen von Meppens Christian Neidhart aber eben auch: "Lautern und Braunschweig haben als Absteiger schon den Druck wieder aufzusteigen."

Auch mit Karlsruhe ist wieder zu rechnen

Die drittmeisten Stimmen hat der Karlsruher SC erhalten. Als Top-Favorit in die vergangene Saison gestartet, fanden sich die Badener zunächst im Tabellenkeller wieder. Alois Schwartz brachte den KSC anschließend aber in die Erfolgsspur und scheiterte erst in der Relegation gegen Aue am Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nun will der KSC neuen Anlauf nehmen – das sehen zumindest neun Drittliga-Trainer so. Denn in Karlsruhe hat man sich bisher noch nicht zu einem Saisonziel geäußert, zumal der Etat um rund eine Million Euro reduziert wurde und mehrere Leistungsträger wie Top-Torjäger Fabian Schleusener, Matthias Bader, Jonas Föhrenbach und Marcel Mehlem den Verein verlassen haben. Dennoch ist für Würzburg-Trainer Michael Schiele klar: "Der KSC war vergangene Saison schon ganz nah dran, blieb zwischenzeitlich lange ungeschlagen und gehört deshalb ebenfalls zu den Mitfavoriten." Hildmann rechnet indes damit, dass sich "an der Konstanz des KSC auch in der neuen Saison nichts ändern dürfte." KSC-Coach Alois Schwartz erwartet derweil eine "noch engere Liga."

 

Hildmann traut Uerdingen den Durchmarsch zu

Durchaus gute Chancen werden auch dem KFC Uerdingen zugeschrieben (sieben Stimmen) – nicht zuletzt aufgrund der Transfers von Stefan Aigner und Kevin Großkreutz. "Der KFC verfügt über enorme finanzielle Mittel, was sich letztendlich auch an den Transfers widerspiegelt", weiß Hildmann. Der KFC habe "definitiv das Potenzial, direkt eine entscheidende Rolle um den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu spielen." Worte, die Stefan Krämer wohl nicht gerne hören wird. Bereits vor einigen Tagen wies er Andeutungen, Uerdingen sei ein Kandidat für den Aufstieg, entschieden zurück.

Mit dem TSV 1860 München sehen die Trainer zudem einen weiteren Drittliga-Aufsteiger im Rennen um die 2. Bundesliga. "Die Löwen konnten ihren Kader noch einmal nachjustieren, sind stabil und haben zwei echte Topstürmer in ihren Reihen", sagt Würzburgs Schiele über die bayrischen Kollegen und spielt auf Sascha Mölders und Neuzugang Adriano Grimaldi an. Zudem sicherten sich die Löwen die Dienste von Stefan Lex (FC Ingolstadt) und Quirin Moll (Eintracht Braunschweig). Nicht nur aufgrund dieser Transfers geht die Erwartungshaltung schon etwas über den einfachen Klassenerhalt hinaus, wie Daniel Bierofka kurz nach dem Aufstieg auch selbst einräumte: "Ich will nicht irgendwo zwischen Platz 10 und 12 rumkrebsen. Dafür haben wir uns nicht ein Jahr lang den Hintern aufgerissen."

"Wir wollen auf jeden Fall wieder angreifen"

Zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten gehört in den Augen der Trainer der SV Wehen Wiesbaden (zwei Stimmen). Uwe Koschinat erkennt einen "extrem breiten Kader", einen "sehr guten Konkurrenzkampf" und betont: "Der SVWW hat sich massiv verstärkt und hat schon letztes Jahr enorm viele Punkte geholt." Bis zum Schluss spielten die Hessen mit Top-Torjäger Manuel Schäffler (19 Treffer) um den Relegationsplatz mit, am Ende fehlte nur ein Punkt.

Auch den F.C. Hansa Rostock haben zwei Trainer auf der Liste. "Einfach aus dem Grund, weil sich Kollege Dotchev so klar positioniert hat, was das Aufstiegsziel, bzw. "oben mitzumischen" angeht und weil auch hier eine hohe Qualität im Kader vorhanden ist", so Preußen-Coach Marco Antwerpen. Dotchev bekräftigt derweil: "Wir haben in der letzten Saison angedeutet, dass wir das Zeug dazu haben, oben mitzumischen und wir wollen auf jeden Fall wieder angreifen. Es gibt keinen Grund, die Ziele zurückzuschrauben – auch, wenn die Konkurrenz noch einmal größer geworden ist." Wer sonst noch um den Aufstieg mitspielen wird, behielt der Hansa-Coach aber für sich: "Fast die komplette Liga kann Meister werden. Bis auf fünf, sechs Mannschaften, für die es einzig und allein um den Klassenverbleib geht, haben alle Vereine die Qualität und den Anspruch, um den Aufstieg mitzuspielen. Deshalb ist es auch nicht möglich, mich auf einen Favoriten festzulegen."

Eine Stimme erhielt unterdessen die SpVgg Unterhaching. "Sie haben mit Hufnagel und Schwabl sehr gute Transfers getätigt, spielen attraktiven Fußball und haben mit Sascha Bigalke, Stephan Hain und Co. sowieso schon eine gute Qualität in der Mannschaft", begründet Kölns Uwe Koschinat.

Trainer sind sich einig

Insgesamt sind sich die Trainer bei der Frage nach den Top-Favoriten weitgehend einig, nominierten doch 18 von 20 Übungsleitern mindestens einen Verein aus das Favoritengruppe mit Kaiserslautern, Braunschweig und Karlsruhe. Auffällig: Die Würzburger Kickers, die in der Trainer-Umfrage vor Beginn der letzten Saison immerhin die zweitmeisten Stimmen erhalten hatten, wurden gar nicht genannt. Ohnehin wurden dieses Mal lediglich acht Vereine nominiert, während es vor der vergangenen Spielzeit noch zwölf waren. Mit dem 1. FC Magdeburg sagten die Trainer immerhin einen Aufsteiger richtig voraus, den SC Paderborn hatten unterdessen nur zwei Übungsleiter auf der Liste. Auch in der Saison 2018/19 – und da sind sich die Trainer ebenfalls einig – wird es wieder Überraschungen dieser Art geben.

   

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