Vier Gründe für den schwachen Start des 1. FC Kaiserslautern
So groß die Euphorie zu Saisonanfang beim 1. FC Kaiserslautern auch war, so schnell ist diese schon nach dem vierten Spieltag der Ernüchterung gewichen. Vier Punkte fuhren die Pfälzer aus ebenso vielen Spielen bislang ein und präsentierten sich allen voran bei der jüngsten 0:2-Auswärtsniederlage in Halle desolat. Doch wie kann es sein, dass die Formkurve der Roten Teufel aktuell derart nach unten zeigt? liga3-online.de nennt vier Gründe.
Grund 1: Kaderumbruch und die Rolle der Neuzugänge
Keine Frage: Der 1. FC Kaiserslautern musste als Absteiger einen Aderlass kompensieren, der in der Liga bis auf wenige Ausnahmen seinesgleichen sucht. 24 Spieler verließen das sinkende Schiff, unter ihnen wichtige Leistungsträger. Gerade in der Offensive gingen Spieler wie etwa Sebastian Andersson, Brandon Borrello oder auch Osayamen Osawe. Lediglich sieben Akteure des Zweitliga-Kaders blieben den Roten Teufeln erhalten, wodurch ein massiver Kaderumbruch hermusste.
15 Neue fanden den Weg an den Betzenberg, unter ihnen Rückkehrer wie Hendrick Zuck oder Florian Dick, vor allem aber massig neues Personal für die Offensive wie etwa Julius Biada, Elias Huth und allen voran Top-Verpflichtung Thimmy Thiele. Doch gerade jene Neuzugänge im Angriff wirken noch wie ein Fremdkörper im Spiel des FCK. Bezeichnenderweise wurden zwei der bislang mageren drei Saisontore von Akteuren aus dem Defensivverbund der Pfälzer erzielt. Angesichts des namhaft bestückten FCK-Angriffs ist diese Ausbeute zu wenig, im Sturmzentrum muss mehr Durchschlagskraft und Entschlossenheit her.
Grund 2: Schwaches Zweikampfverhalten und unnötige Fouls
Die 3. Liga ist eine Kampfliga, ohne Wenn und Aber. Wer in Deutschlands dritthöchster Spielklasse meint, nur mit schönem Offensivfußball und kreativen Spielideen bestehen zu können, darf sich am Ende der Spielzeit einmal gehörig umgucken. Doch übertreiben sollte man es mit den "taktischen" Fouls auch nicht unbedingt – zumal ein Foulspiel meist erst dann begangen werden muss, wenn der Spieler schlecht postiert zum Ball steht oder schlicht und ergreifend zu spät kommt. Mit schon 13 gelben Karten nach vier Spieltagen steht der FCK in der Fairnesstabelle auf dem vorletzten Tabellenplatz, nur Unterhaching kassierte zusätzlich noch zwei Platzverweise.
Besonders auffällig dabei: Die Pfälzer wurden bereits 52-mal von den Schiedsrichtern für diverse unsportliche Aktionen zurückgepfiffen – absoluter Ligahöchstwert vor dem TSV 1860 München mit bislang 24 Fouls auf dem Konto. Eine Statistik, die nicht gerade für ein starkes und konzentriertes Zweikampfverhalten des FCK spricht. Ebensolche unnötigen Fouls und Aussetzer in der Defensive besiegelten nicht zuletzt in den vergangenen beiden Partien gegen Münster (Foulspiel vor dem Freistoßgegentreffer durch Kobylanski zum 1:2) und Halle (unnötiger Elfmeter zum zwischenzeitlichen 0:1, Endstand: 0:2) letztlich auch die Niederlagen. Cheftrainer Michael Frontzeck muss also schleunigst am Defensivverhalten seiner Truppe feilen.
Grund 3: Das starre Spielsystem
Apropos Dinge, an denen der Chefcoach arbeiten kann: Vielleicht sollte Michael Frontzeck in den kommenden Spielen auch eine Systemumstellung in Erwägung ziehen. Auffällig ist zumindest: Der 54-Jährige setzte in allen vier Spielen bisher auf ein 4-4-2-System mit zwei Sechsern. Die Taktik vermochte noch am ersten Spieltag gegen die Löwen aus München aufzugehen, verlor in den darauf folgenden Partien aber immer mehr an Wirkungskraft. Ob es nun daran lag, dass sich die Gegner besser auf das Spiel der Roten Teufel einstellen konnten oder die eigenen Spieler die taktischen Anweisungen einfach nicht umzusetzen wussten – Fakt ist: Die Pfälzer präsentierten sich seit dem zweiten Spieltag in ihrem Spiel nach vorne viel zu unkreativ, viel zu ideenlos und ließen Überraschungsmomente völlig vermissen.
Um für mehr Kreativität zu Sorgen, könnte Frontzeck beispielsweise in den anstehenden Partien auf einen echten Zehner setzen. Sowohl der junge Theodor Bergmann (aktuell noch grippaler Infekt) als auch Hendrick Zuck oder auch Julius Biada könnten die Rolle des Ballverteilers und Chancengestalters hinter den Spitzen sicherlich ausfüllen und dem Offensivspiel des FCK mehr Durchschlagskraft verleihen.
Grund 4: Die Erwartungshaltung im Vereinsumfeld
Die Euphorie zum Saisonstart war so riesig wie schon lange nicht mehr bei den Roten Teufeln. Das zeigte sich durch den boomenden Dauerkartenverkauf, spätestens aber am ersten Spieltag gegen den TSV 1860 München, als über 40.000 Fans auf den Betzenberg strömten, um den bislang einzigen Dreier der Saison (Endstand 1:0) zu bejubeln. Ein Erlebnis, das gerade bei den vielen neuen und jungen Spielern der Pfälzer sicherlich einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben dürfte – jedoch auch eine gewisse Angst vor dem Verpassen des Aufstiegs und dem damit verbundenen Scheitern geschürt haben könnte.
Als Absteiger ist die Erwartungshaltung standesgemäß hoch und der direkte Wiederaufstieg auch das selbsterklärte Ziel. Mit 17 Stimmen nannten die Trainer der 3. Liga vor dem Saisonstart Kaiserslautern als Topfavorit auf den Aufstieg. Ein Rucksack schon zum Saisonstart, der den einen oder anderen Akteur des FCK möglicherweise mental belastet und lähmt. In jedem Fall sollte man die psychische Belastbarkeit einzelner Spieler – auch wenn diese Profis sind – nie außer Acht lassen, egal ob es sich um junge Akteure, Wunschspieler und Top-Neuzugänge oder sogar erfahrene Routiniers handelt.
Der 1. FC Kaiserslautern und die 3. Liga: So richtig angekommen scheinen die Roten Teufel in der Drittklassigkeit noch nicht zu sein. Auf Michael Frontzeck und seine Truppe wartet in den kommenden Wochen einiges an Arbeit. Noch sind zwar 34 Spiele zu absolvieren, doch viel Zeit bleibt nicht mehr: Die Stimmung droht bereits zu kippen.