Marco Antwerpen: Strippenzieher des Erfolgs beim SCP
Hätte man vor der Spielzeit 2018/19 eine Umfrage unter Fans und Anhängern der 3. Liga durchgeführt, welcher Verein zu Beginn des fünften Spieltags an der Tabellenspitze stehen wird: Wohl kaum einer hätte den SC Preußen Münster in diesem Zusammenhang genannt. Doch der Erfolg der Adlerträger kommt nicht von ungefähr. Einen entscheidenden Anteil am bislang äußerst positiven Saisonauftakt haben auch Cheftrainer Marco Antwerpen und dessen Trainerteam.
Adlerträger überraschen durch mannschaftliche Geschlossenheit
Seit Dezember 2017 leitet Marco Antwerpen als Cheftrainer die Geschicke beim SC Preußen Münster. Mit gerade einmal 18 Punkten nach 19 Spieltagen belegten die Westfalen bei seiner Amtsübernahme einen stark abstiegsgefährdeten 16. Tabellenplatz. Am Ende führte der 46-Jährige den SCP als fünftbeste Rückrundenmannschaft mit weiteren 34 Punkten aus den restlichen 19 Partien auf einen stabilen zehnten Rang. Mit neun Punkten aus vier Spielen grüßen die Adlerträger aktuell für viele überraschend von der Tabellenspitze und präsentieren sich – bei all den Querelen rund um die Sponsorsuche, den Stadionbau oder auch den vermeintlich zu dünn besetzten Kader im Vorfeld der Saison – äußerst effektiv, konstant und vor allem mannschaftlich geschlossen.
Volltreffer Klingenburg – Antwerpen schwört auf Flexibilität
Wer hätte das gedacht, verlor der SCP doch vor der Saison mit Adriano Grimaldi, Michele Rizzi und Co. gleich mehrere Säulen aus den vorigen Spielzeiten. Doch Marco Antwerpen hat es geschafft, aus dem mit insgesamt neun Neuzugängen umstrukturierten Kader eine Einheit zu formen, die auch vermeintlichen Spitzenteam wie dem 1. FC Kaiserslautern (2:1-Auswärtssieg am dritten Spieltag) trotzen kann. Allen voran Neuzugang René Klingenburg, der um ein Haar gar nicht bei den Westfalen gelandet wäre, entpuppte sich dabei mit bislang vier Treffern und einem Assist als absoluter Volltreffer.
Doch was ist das Erfolgsrezept des Fußballlehrers? "Wir wollen so variabel wie möglich auftreten" , lässt Antwerpen im Gespräch mit der "NOZ" durchblicken, "das ist Pflicht, das gehört heute dazu." Egal ob ein Offensives 4-3-3-System, ein eher defensiv orientierteres 3-5-2 mit zwei hochstehenden Außenverteidigern, ein 4-1-4-1 wie es der FC Bayern München oftmals praktiziert oder ein klassisches 4-4-2 mit zwei Mittelstürmern: Der Münsteraner Chefcoach hat seit seinem Amtsantritt die verschiedensten Spielsysteme praktiziert und diese dem Gegner entsprechend angepasst und weiterentwickelt. Und der Erfolg gibt ihm recht, 43 Punkte aus saisonübergreifend 23 Drittliga-Spielen und somit ein Punkteschnitt von 1,87 Zählern pro Spiel sprechen eine deutliche Sprache.
Hochkarätige Offensive soll auch im Derby zuschlagen
Antwerpen, so führt die "NOZ" weiter aus, baue in den Spielen insbesondere auf drei Kernfaktoren, je nach Kontrahent: Ballbesitzfußball, tief stehen und aus einer kompakten Defensive heraus kontern oder eben den Gegner hoch und mit aggressiven Gegenpressing anlaufen. Neun Punkte aus vier Spielen brachten ihm und seiner Truppe diese taktischen Ausrichtungen bislang ein, der beste Saisonstart nach vier Spieltagen seit 2012 und sogar die beste Platzierung aller Zeiten seit Bestehen der 3. Liga für den SCP.
In der Offensive hat Antwerpen derweil die Qual der Wahl. Tobias Warschweski ist aktuell gesetzt, um die Position neben ihm streiten sich mit Tobias Rühle, Philipp Hoffmann und Neuzugang Rufat Dadashov – der zuletzt mit vier Toren im Landespokal auf sich aufmerksam machen konnte – gleich drei talentierte Angreifer um den Startplatz. "Es ist nicht immer leicht, den Jungs zu erklären, warum andere auflaufen", muss auch Antwerpen gegenüber der Tageszeitung eingestehen. Besonders spannend wird dabei sein, auf welche elf Akteure er sich für das anstehende Lokalderby am kommenden Samstag festlegt. Dann nämlich geht es am Nachmittag zu niemand anderem als dem ungeliebten Nachbarn vom VfL Osnabrück an die Bremer Brücke.