Die Gewinner und Verlierer der Englischen Woche

Drei Spieltage in kürzester Zeit – schon zum zweiten Mal hat die 3. Liga in dieser Saison eine Englische Woche hinter sich. Und wieder marschierten einige Clubs vorneweg, während sich für andere eine Krisensituation noch verschärfte. Wir blicken auf die Gewinner und Verlierer der vergangenen Tage.
[box type="info" size="large"]Gewinner[/box]
Neun Punkte, also die perfekte Bilanz, haben nur Preußen Münster und der KSC eingeheimst. Die beeindruckendsten Erfolge erzielte wohl der SCP, der gegen Cottbus (3:0), in Rostock (4:1) und daheim gegen Wiesbaden (3:0) jeweils deutliche Siege erzielte – auch wenn jeder Sieg ein bis zwei Tore zu hoch ausgefallen sein dürfte. Etwas Matchglück und viel Effizienz haben dafür gesorgt, dass die Elf von Marco Antwerpen nach einer Mini-Krise vor zwei Wochen plötzlich wieder oben mitmischt und reichlich Zähler für das Primärziel Klassenerhalt eintütet.
Karlsruhe hingegen kommt bereits auf vier Siege in Serie. Während Münster die beste Offensive stellt, kommt der KSC wie bereits im Vorjahr mehr und mehr über eine badische Mauer, die in den vier genannten Partien nur ein Gegentor zugelassen hat – eines, das nicht weh tat: Das zwischenzeitliche 1:1 beim späteren 3:1-Erfolg in Aalen. Sieben Gegentore bedeuten die zweitbeste Abwehr hinter Ligaprimus VfL Osnabrück. Mann der Englischen Woche ist aber ein Stürmer, der oft als Chancentod verschrien wurde: Marvin Pourié traf bei jedem der drei Siege über Uerdingen (2:0), Aalen und Cottbus (2:0). Erstmals kletterte Karlsruhe damit in dieser Spielzeit in die Aufstiegsregion – läuft bei Alois Schwartz und Co.
Etwas stiller freute man sich beim VfL Osnabrück. Die Lila-Weißen angelten sich stolze sieben Zähler aus ihrem straffen Programm, das immerhin zwei Auswärtsspiele vorsah. In Zwickau war es eine Einzelleistung von Bashkim Renneke, die den guten Team-Auftritt beim 1:0-Sieg vergoldete. Daheim gegen Köln überstand der VfL eine Drangphase der Gäste, machte selbst den einzigen Treffer der Begegnung kurz nach der Pause – das war die Glanzlosigkeit eines echten Spitzenteams. Und auch beim 0:0 in Jena stand in der Defensive die Null. Es ist eine beeindruckende Entwicklung: Die letztjährige Schießbude der Liga stellt aktuell mit nur fünf Gegentoren das Liga-Bollwerk.
Der FCK stürmt derweil nach großen Anlaufschwierigkeiten die obere Tabellenhälfte. War es zu Beginn der Woche beim 3:3 in Jena noch das dritte Last-Minute-Pech in Folge, das den ersehnten Erfolg verhinderte, schoss sich der eine Zweitliga-Absteiger beim anderen aus Braunschweig Mitte der Woche den Frust von der Seele (4:1). Gekrönt wurden die starken Leistungen von einem verdienten 2:1-Sieg gegen die Sportfreunde Lotte. Überraschend ist, dass sich mit Dominik Schad, Lukas Gottwalt und allen voran Christian Kühlwetter (drei Tore in drei Spielen!) ein Youngster-Trio allmählich in der Startelf festsetzt und vermeintliche Leitwölfe wie Andre Hainault und Christoph Hemlein auf die Bank verdrängt. Der Erfolg gibt Lautern Recht und beschert Coach Michael Frontzeck vorerst ruhigere Tage.
Nach schwachem Saisonstart hat der SV Wehen Wiesbaden zuletzt Fahrt aufgenommen. Zwar ging die vergangene Partie in Münster etwas zu deutlich mit 0:3 verloren, doch beim 2:1 in München sowie beim 2:0 gegen Großaspach blitzte bereits die Form aus der Vorsaison auf. Entsprechend haben sich die Hessen in der Tabelle mittlerweile auf den 10. Platz vorgearbeitet und scheinen auf dem richtigen Weg zu sein.
[box type="info" size="large"]Verlierer[/box]
Es war eine Woche zum Vergessen für Trainer Henrik Pedersen, der nach einer Krisensitzung beim BTSV dennoch vorläufig im Amt bleiben darf. Machte das 1:1 in Würzburg noch vorsichtige Hoffnung, stürzte das 1:4 gegen Kaiserslautern die Mannschaft offensichtlich in eine Mentalitätskrise. Trotz Fünferkette kassierte man bei Schlusslicht Meppen binnen einer Stunde vier Gegentore, letztlich klang das Ergebnis von 2:4 dank zweier später Ehrentreffer knapper, als der Spielverlauf war. Nun hat der BTSV die Rote Laterne übernommen. Wer den Absturz der Eintracht etwa mit dem des SC Paderborn vor zwei Jahren vergleicht, dürfte immer mehr Parallelen finden.
Energie Cottbus durfte aufgrund der Spielabsage gegen Halle nur zweimal auswärts ran, verlor in Münster 0:3 und in Karlsruhe 0:2. Der gute Saisonstart mit zwei Siegen in Serie ist längst vergessen, vielmehr kommen Erinnerungen an die Abstiegssaison 2015/16 hoch: Da starteten die Lausitzer ebenfalls mit sechs Punkten und gewannen dann lange gar nichts mehr. Vor allem die Entwicklung in der Offensive macht Sorgen, ist der FCE doch bereits seit 435 Minuten ohne eigenen Treffer. 3,2,2,1,1,0,0,0,0 – die Torausbeute pro Spiel ging seit Auftakt stringent nach unten. Wohl dem, der vor dem Heimspiel-Doppelpack gegen Zwickau und Halle jetzt die Ruhe behält.
Die SpVgg Unterhaching hat ihre optimale Ausgangsposition, als sich die Bayern mit sehr reifen und spielerisch überzeugenden Auftritten bis an die Spitze beförderten, ein wenig hergeschenkt. Drei Unentschieden gab es in der Englischen Woche, seit vier Spielen ist die Elf von Claus Schromm sieglos. Sicher wäre mehr drin gewesen als lediglich ein Platz im oberen Tabellendrittel nach zehn Spieltagen.
Sonnenhof Großaspach rutschte derweil erstmals auf einen Abstiegsplatz – und das, obwohl Sascha Hildmann und Co. nur zwei ihrer zehn Spiele verloren haben. Gleich sieben Mal wurden die Punkte geteilt, zwei Remis gab es neben einer Pleite in der vergangenen Woche: 0:0 daheim gegen Rostock, 0:2 in Wiesbaden und ein 1:1 gegen Unterhaching. Nun warten Würzburg, Meppen und 1860 München auf den Dorfklub, der sich gerade in der Offensive noch merklich schwer tut, nach schmerzhaften Abgängen neue Gefahr und Effizienz zu kreieren.
Auch wenn Hansa aufgrund der Spielabsage in Halle nur zweimal gefordert war: Schon das 0:0 in Großaspach war angesichts der Aufstiegsambitionen eine Enttäuschung, die 1:4-Pleite gegen Münster setzte anschließend noch einen drauf. Nur ein Punkt trennt die Kogge von den Abstiegsplätzen, wenngleich die Elf von Trainer Pavel Dotchev noch das erwähnte Spiel in Halle in der Hinterhand hat. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass Hansa mit 18 Gegentoren die drittschwächste Abwehr der Liga stellt, wurde zuletzt auch Dotchev in Frage gestellt. Der 53-Jährige darf aber bleiben, muss nun jedoch ausgerechnet gegen den formstarken Karlsruher SC liefern. Hoffnung macht die Rückkehr von Kapitän und Abwehrchef Oliver Hüsing.
Ausgerechnet zur Wiesn-Zeit ist der TSV 1860 in ein kleines Loch gefallen: Sowohl gegen Wiesbaden (1:2), als in Unterhaching (1:1) und gegen Würzburg (1:1) gaben die Löwen eine Führung aus der Hand. Zusätzlich bitter: In den letzten beiden Partien kassierte der Aufsteiger jeweils späte Gegentore. Acht Punkte verschenkte die Bierofka-Elf auf die Weise schon, sodass der TSV 1860 "nur" auf dem achten Tabellenplatz steht.
Fortuna Köln hat schließlich lediglich einen Zähler in der Englischen Woche geholt und steckt damit bis auf Weiteres im hinteren Mittelfeld fest. Klar unterlegen waren die Kölner nicht, dennoch schlug Uwe Koschinat nach dem 1:2 gegen den KFC Uerdingen jüngst Alarm, sprach von einem abstiegsreifen Punkteschnitt. "Ein neuer Geist" solle nun in die Mannschaft gebracht werden, fordert der Trainer – und wird deshalb möglicherweise vor dem Auswärtsspiel in Aalen auch personell Veränderungen vornehmen.