Was André Schubert in welcher Reihenfolge angehen sollte

Andre Schubert wird wissen, auf was er sich mit dem erzahmten Löwen Eintracht Braunschweig eingelassen hat. Nach bisherigen Erkenntnissen ist die im Sommer zusammengestellte, eigentlich für das Verfolgerfeld gemachte Elf nicht so stark, wie sie aussieht. Allerdings hat es auch erst ein Trainer versucht. Was kann Schubert besser machen als Henrik Pedersen, was muss er angehen? Ein Überblick.

Mentale Situation verbessern

Es ist verdammt leicht gesagt, aber längst nicht so leicht umgesetzt. Ein derart fragiles Gebilde wie eine Sportmannschaft im Profifußball, die fast jährlich einen Umbruch erlebt und zudem großen Druck aus dem Umfeld ausgesetzt ist, kann schnell in einen Negativstrudel geraten – und genau das ist der Eintracht unter Henrik Pedersen passiert. Es ist der klassische Verlauf mit einem misslungenen Saisonstart, dem kapital in die Hose gegangenen Beinahe-Befreiungsschlag in Wiesbaden (3:3 in der Nachspielzeit nach 3:1-Führung der Eintracht), anschließend Heimniederlage und dem Offenbarungseid der in den Köpfen längst angeknockten Blau-Gelben beim 0:3 in Unterhaching.

Was dann geschehen ist, ist wohl ein Fall für den Psychologen. Denn als gegen Jena endlich das Spielglück auf Seite der Eintracht ist und spät ein eher glücklicher 2:0-Sieg erzielt wird und zufriedenstellendes 1:1 in Würzburg folgt, sollte der Wendepunkt eigentlich erreicht sein. Es folgen vier auf ihre ganz eigene Art und Weise grauenhafte Pflichtspiele: Das 1:4 gegen Kaiserslautern, das 2:4 in Meppen, das Ausscheiden im Landespokal und das 2:2 gegen Lotte, bei dem Braunschweig erneut zwei Tore Vorsprung verspielt. Tiefer kann der Verein, aber auch die Mannschaft nicht fallen. Schubert wird viele Gespräche führen müssen. Mit einzelnen Spielern, mit den Mannschaftsteilen, vor allem aber mit dem ganzen Team. Er wird ein darauf aufbauend ein Gefühl entwickeln müssen, welches Spielsystem der Eintracht jetzt Sicherheit bringt – Erste-Hilfe-Maßnahmen, auf denen in Wochen, vielleicht Monaten die Rehabilitierung folgen kann.

An der Taktik tüfteln

Vorgänger Pedersen hielt erst starr an einem offensiven und flügellastigen Grundgedanken im 4-3-3 fest und verzockte sich dann mit einer Fünferkette in Meppen. Andre Schubert wählte zu Beginn seiner professionellen Karriere beim SC Paderborn und dem FC St. Pauli vermehrt ein 4-4-2-System. Als er bei Borussia Mönchengladbach vom Interimstrainer zum Chefcoach aufstieg, setzte er dort zudem auf ein 3-5-2-System. Im mit gut 30 Mann gefüllten Kader mangelt es auf dem Papier dank großer personeller Breite sowohl im zentralen Mittelfeld als auch auf den Flügelposition nicht an den Voraussetzungen, um taktisch variabel zu werden.

Schubert dürfte sich in Anbetracht der vergangenen Spiele aber zunächst darauf konzentrieren, die defensive Zuordnung so einfach wie möglich zu gestalten – sprich, in einer Viererkette. Ob es ein 4-4-2 wird? Spätestens, wenn bald die ersehnte Rückkehr des lange verletzten Schweden Christoffer Nyman ansteht, wird die Doppelspitze zur realistischen Option. Philipp Hofmann löste seine Aufgabe als "Brecher" vorne zwar akzeptabel, ein Torjäger wird er aber nicht mehr. Und damit kommen wir zum dritten Punkt…

Das Personal unter die Lupe nehmen

Und hier wird es ein drittes Mal spannend, denn nach elf Spieltagen muss ein klares Urteil gefällt werden: Längst nicht jeder Eintracht-Akteur taugt für den Überlebenskampf in der 3. Liga. Schwierig wird es bei einem Urteil über Spieler aus der eigenen Jugendakademie, die kürzlich erst aufgerückt sind – kälter kann das Wasser schließlich nicht sein, in das man geworfen wird. Gefordert waren zunächst andere, die bislang kaum geliefert haben: Felix Burmeister und auch Gustav Valsvik in der Innenverteidigung etwa. Der Valsvik-Effekt nach einigen Spieltagen, der Norweger ist immerhin ein Spieler, der auch beste Zweitliga-Zeiten erlebt hat, verpuffte völlig. Burmeister wartet weiterhin auf seinen ersten wirklich überzeugenden Einsatz seit der Deutschland-Rückkehr. Im Tor wurde noch unter Pedersen korrigiert: Lukas Kruse ersetzt vorerst den fehleranfälligen und verunsicherten Marcel Engelhardt.

Weitere Neuzugänge wie Bielefeld-Leihgabe Leandro Putaro und Regionalliga-Torjäger Mergim Fejzullahu haben spürbare Probleme, sich in der Elf zu etablieren, doch qualitative Alternativen fehlen. Gibt Schubert womöglich den eigenen Talenten sofort Bewährungschancen? Ahmet Canbaz, Ayodele Adetula, Yari Otto – sie sollten sich jetzt aufdrängen. Ein Trainerwechsel allein wirkt kurzfristig, aber diese Spieler können es sein, die den mittel- und langfristigen Aufschwung von Eintracht Braunschweig mit frischen Impulsen unterstützen können. Schubert wird als langjähriger Experte im Jugendfußball genau wissen, wie er diese Generation nun kitzeln kann.

   

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