Kommentar: Uwe Koschinat wird nicht nur der Fortuna fehlen
Uwe Koschinat verlässt Fortuna Köln und wechselt zum SV Sandhausen in die 2. Bundesliga. Ein Abgang, der aus Sicht des Übungsleiters zwar nachvollziehbar ist, für die Fortuna und die gesamte Liga jedoch einen ebenso überraschenden wie herben Verlust darstellt. Mit Koschinat verlässt eines der prägenden Gesichter die 3. Liga. Ein Kommentar.
"Hier schreit nur einer – Uwe und sonst keiner"
Sympathien nach Spielende. Und zwar vonseiten des Gegners: Was im Fußballgeschäft doch eher außergewöhnlich ist, war nach Partien des SC Fortuna Köln mit Trainer Uwe Koschinat eine angenehme Regelmäßigkeit – gänzlich unabhängig vom Ausgang der Partie. Koschinats reflektierte und respektvolle Spielanalysen waren unter Trainerkollegen stets geschätzt. Der gebürtige Koblenzer überzeugte mit Sachlichkeit und Weitblick – ohne sich dabei zu verbiegen oder gar anzubiedern.
Denn während der 90 Minuten, auch das ist typisch Koschinat, war der 47-Jährige im Normalfall so weit von einer ruhigen Spielanalyse entfernt, wie nur irgend möglich. Sein engagiertes Auftreten inklusive gestenreichen Coachings brachte ihm im Kölner Südstadion die ungetrübten Sympathien der Fortuna-Anhänger ein. Nicht selten schallte es im Anschluss an ein hitziges Wortgefecht zwischen den Trainerbänken durch das Stadionrund: "Hier schreit nur einer – Uwe und sonst keiner." Zukünftig wird wohl oder übel jemand anderes schreien. Die Fußstapfen sind allerdings groß.
Koschinat und die Fortuna? Das passte!
Entsprechend anspruchsvoll dürfte die Aufgabe für den Nachfolger werden. Seit 2011 leitete Uwe Koschinat die Geschicke bei den Domstädtern, schaffte vor viereinhalb Jahren den Drittliga-Aufstieg und etablierte die Fortuna anschließend souverän in der Spielklasse. In der letzten Saison konnte zwischenzeitlich gar von der 2. Bundesliga geträumt werden. Ein Traum, der für den Übungsleiter nun in Erfüllung geht. Der abstiegsbedrohte Zweitligist SV Sandhausen ruft, Koschinat hatte sich bei seiner Vertragsverlängerung vor dieser Spielzeit extra eine entsprechende Klausel in den Kontrakt einbauen lassen.
So überraschend wie für einige Außenstehende, mag der Abgang des Trainers für die Südstädter demnach gar nicht gewesen sein. Von seiner Schmerzhaftigkeit verliert er dadurch jedoch nichts. Die Überzeugung und Ruhe Koschinats, die den Kölnern auch über schwierige Phasen hinweghalfen, werden wohl erst einmal fehlen. Auch fraglich, ob die über Jahre eingeimpfte Spielphilosophie des Trainers in dieser Form fortgeführt werden kann – und überhaupt soll.
Die Liga verliert einen echten Typen
Der Trainer geht also mitten in der Saison, die neue Situation bei Fortuna Köln ist offensichtlich alles andere als optimal. Hier legt sich womöglich gar ein kleiner Schatten auf den Wechsel. Jedoch wird auch der Rest der Liga eines ihrer Urgesteine vermissen. Denn letztlich sind es nicht zuletzt die Charaktere, die den Fußball und sein Drumherum ausmachen. Schnell werden diesbezüglich die bekannten Floskeln des Fußballalltags herangezogen. Manchmal vielleicht zu schnell.
Im Falle Koschinats ist ein oft verwendeter Ausspruch jedoch zweifellos angebracht: Der des echten Typen. Denn von diesen ist meist dann die Rede, wenn Kritik am vermeintlichen Einheitsbrei des modernen Fußballs geäußert wird. Uwe Koschinat wurde dafür geschätzt, dass er sagte, was er dachte. Und das hatte in der Regel auch noch Hand und Fuß. Zusammengefasst: Mit Koschinat verlässt ein echter Typ die Liga. Zurück bleibt eine große Lücke.