Thioune im Interview: "Haben uns Platz eins verdient"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Osnabrücks Trainer Daniel Thioune über die Tabellenführung, Gründe für die wenigen Gegentore, Optimierungsansätze in der Offensive und die kommende Partie bei Eintracht Braunschweig, bei der es zum Duell Schlusslicht gegen Spitzenreiter kommt.

[box type="info" size="large"]"Eine beeindruckende Leistung"[/box]

liga3-online.de: Seit vier Spieltagen ist der VfL Osnabrück durchgängig Spitzenreiter. Wie bewerten Sie die Tabellensituation, Herr Thioune?

Daniel Thioune: Die Tabelle hat mittlerweile mehr Aussagekraft als noch vor ein paar Wochen, weil fast ein Drittel der Saison nun absolviert ist. Dass wir die Spitzenposition jetzt bereits seit vier Spieltagen belegen, zeigt, dass wir nicht ganz zu Unrecht da oben stehen. Wir haben uns Platz eins mit viel harter Arbeit verdient und werden natürlich versuchen, ihn so lange wie möglich zu verteidigen.

In der letzten Saison spielte der VfL noch gegen den Abstieg, in der laufenden Spielzeit gab es in zwölf Spielen erst eine Niederlage. Was haben Sie mit Ihrer Mannschaft angestellt?

(lacht) Unser Kader hat im Sommer ein neues Gesicht bekommen. Unsere Mannschaft ist nicht mit dem Team aus der letzten Saison zu vergleichen. Wir haben uns auf die Suche nach Spielern begeben, die in der Vergangenheit bereits ihr Potenzial zeigen konnten, aber dennoch unterbewertet waren. Spieler, die Dreck gefressen haben und erst einmal über einen langen Zeitraum Vollgas geben, bevor sie etwas einfordern. Der bisherige Saisonverlauf zeigt, dass uns die Kaderzusammenstellung gut gelungen ist.

Vor allem die Defensivleistung Ihres Teams ist beeindruckend. Erst fünf Gegentore stehen zu Buche, jeder andere Verein aus den drei deutschen Profiligen kassierte mehr Gegentreffer – und das obwohl in der 3. Liga bereits vier Partien mehr absolviert wurden als im Oberhaus! Was sind die Gründe für die enorme defensive Stabilität?

Beim Spiel gegen den Ball macht jeder mit. Wir vermitteln unseren Spielern, dass nicht derjenige, der den Ball verliert, schuld an einem Gegentor ist, sondern der, der nicht mit zurückläuft. Wir üben durchgängig viel Druck auf den ballführenden Spieler aus und verhindern so, dass die gegnerischen Teams ihre spielerische Stärke ausspielen können. Hinzu kommt, dass sich unser Torwart Nils Körber in einer herausragenden Verfassung befindet. Wenn wir mal Torchancen zulassen, dann ist er meistens zur Stelle. Bei elf Einsätzen nur vier Gegentore zu kassieren und achtmal zu Null zu spielen, ist schon eine beeindruckende Leistung.

Die Torausbeute ist dagegen etwas mau. 14 Treffer in zwölf Begegnungen stehen zu Buche. Wieso läuft es im Angriff noch nicht so rund?

Bei einer neu zusammengestellten Mannschaft ist es das Einfachste und Sinnigste, erst einmal das Spiel gegen den Ball zu trainieren. Dafür benötigt man keine großen fußballerischen Fähigkeiten, sondern in erster Linie Laufbereitschaft und Taktikverständnis. Der nächste Schritt ist, dass man die Qualität am Ball erhöht. Daran arbeiten wir derzeit akribisch. Es ist nicht so, dass wir viele Tormöglichkeiten vergeben, sondern wir spielen uns zu wenige Chancen heraus. Der finale Pass kommt zu selten an und bei den Laufwegen gibt es noch einiges zu optimieren.

 

[box type="info" size="large"]"Sind nicht blauäugig"[/box]

Am Freitag gastiert der VfL bei Eintracht Braunschweig, es kommt damit zum Duell Schlusslicht gegen Spitzenreiter. Wenn Ihnen vor Saisonbeginn jemand gesagt hätte, dass Osnabrück nach zwölf Spieltagen Tabellenführer und Braunschweig als einer der Aufstiegsfavoriten Tabellenletzter ist, hätten Sie ihn sicher für verrückt erklärt, oder?

Ich hätte mir zumindest ein wenig verwundert die Augen gerieben. Mit Blick auf das Duell am 13. Spieltag zwischen Braunschweig und Osnabrück hätten vermutlich die meisten Experten eher gedacht, dass Braunschweig Spitzenreiter ist und wir am Ende der Tabelle stehen. Es ist aber genau andersherum – und das macht uns stolz.

Bei Braunschweig gibt der neue Trainer André Schubert sein Heimdebüt, bei seinem Einstand verlor die Eintracht 0:2 beim TSV 1860 München. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Die Eintracht besitzt mit Sicherheit eine sehr große Qualität, hat aber immer noch mit den Folgen des unerwarteten Abstieges aus der 2. Bundesliga zu kämpfen. Es gab einen riesigen Umbruch in der Mannschaft und der Saisonstart verlief katastrophal. Da ist es nur logisch, dass das Selbstvertrauen aktuell nicht das Größte ist. Mit André Schubert hat Braunschweig nun aber einen exzellenten Trainer verpflichtet. Wer Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga auf dem letzten Platz übernimmt und in die Champions League führt, hat auch das Zeug dazu, Eintracht Braunschweig in der 3. Liga aus der Krise zu führen. Dass der Eintracht aber schon am Freitag die Wende gelingt, wollen wir selbstverständlich verhindern.

Glauben Sie, dass Braunschweig noch die Chance hat, in dieser Saison oben mitzumischen?

Das ist als Außenstehender nur schwer zu beurteilen. Klar ist, dass der Rückstand auf die Aufstiegsplätze bereits groß ist und die Eintracht erst einmal schauen sollte, dass sie unten herauskommt. Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass man trotz eines schlechten Saisonstarts dennoch die Chance hat, oben anzugreifen. Das beste Beispiel ist der Karlsruher SC, der in der letzten Spielzeit nach neun Spieltagen auf Platz 16 rangierte und am Ende erst in der Relegation am Aufstieg scheiterte.

Und was trauen Sie ihrer eigenen Mannschaft zu?

Wir sind nicht so blauäugig und sagen jetzt auf einmal, dass wir aufsteigen wollen. Im Gegenteil: Wir wissen, dass viele unserer bisherigen Partien auch andersherum hätten ausgehen können und bleiben auf dem Boden. Aber wenn wir weiter erfolgshungrig bleiben, den Schwung auch in die kommenden Monate mitnehmen und etwaige Rückschläge schnell überwinden, warum sollten wir dann nicht oben ein Wörtchen mitreden können? Wer auf Platz eins steht, will da auch bleiben.

   

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